Welche großartig nachhaltig-positive Wirkung die Einigung auf einen Standard haben kann, zeigte Dave Smith mit seiner Idee und dem Entwurf zu einer universellen Computer-Schnittstelle für elektronische Musikinstrumente – MIDI. …traumhaft wenn es solch ein Agreement in puncto Weltfrieden, Menschlichkeit und Klimabewußtsein gäbe… Der Pionier (dessen Firma Sequential Circuits auch meinen Lieblingssynth – den Prophet 5 – und die für mich tollste digitale Drummaschine „Drumtraks“ auf den Markt brachte) ist im Alter von 72 Jahren verstorben. Um es mit Questloves Abschiedsworten auszudrücken:
Rest easy. Love
… eben jene Drumtraks Kiste wurde für das vor kurzem veröffentliche Hattler Remix Album intensiv eingesetzt. Was sich hier nachhörenund mit einem guten Zweck verbinden lässt… (Foto aus E-Beats am Drumset, Seite 13)
Hier im Hause Rubow steht heute Mathe auf dem Zettel: im einen Zimmer Wurzelbehandlungen und irrationale Zahlen, in meiner Ecke eher einfacher Taschenrechner: Erst neulich las ich noch wieviele dieser elektronischen Rechenboxen wertlos in den Schubladen dieser Welt vergammeln, doch diese Kiste, der RetroKits RK-008 Real Time Multitrack MIDI Recorder, präsentiert sich äußerst verlockend. Zack (träume ich) wie sie meine (getrommelte) MIDI-Performance (mit Roland SPD-SX und Vermona DRM-III und vielleicht noch einem passenden Effektgerät) aufzeichnet. Kostet 350 €. Gleich mal rechnen, ob sich das lohnt…
Nachdem die Nürnberger Musikhochschule eine Juniorprofessur für Künstliche Kreativität und Musikalische Interaktion ausgeschrieben hat, wollte ich dieses Spannungsfeld einmal überdenken. Denn auch mein Spielplatz hat sehr viel mit der Zusammenwirkung von Mensch und Maschine zu tun und meine elektronische Umgebung wurde längst aus der Rolle der simplen Zuspielung befreit. Erklärtes Ziel ist seit geraumer Zeit, komplett frei und unbekümmert mit dem eigentlichen Instrument zu agieren, wobei ein zusätzlicher ästhetischer Mehrwert einerseits, kreative Prozesse anstupsende Zufälle andererseits, durch die mir folgenden Computerwelt entstehen können.
Und tatsächlich ließe sich mit KI auch mein „Vom Zitat zum ich“ Konzept eins zu eins umsetzen, also den Rechner mit Musik-Highlights und lieb gewonnenen Patterns füttern, auf der dass er dieses Vokabular in einem zweiten Schritt zu etwas Eigenem, Neuem zusammensetzt. Puh, das fühlt sich beim Tippen etwas unheimlich an. So beruhige ich mich erstmals mit einem Zitat von Gilles Deleuze und Felix Guattari, das ich gestern Abend in den Soundcultures (auf Seite 14) und hier in der taz gelesen hatte und vertraue auf den kleinen, aber signifikanten Unterschied der persönlichen Selektion und Anwendung:
>>Findet die Stellen in einem Buch mit denen ihr etwas anfangen könnt. Wir lesen und schreiben nicht mehr in der herkömmlichen Weise.<< >>es gibt keinen Tod des Buchs, sondern eine neue Art zu lesen. In einem Buch gibt’s nichts zu verstehen, aber viel, dessen man sich bedienen kann. Nichts zu interpretieren und zu bedeuten, aber viel, womit man experimentieren kann.<< >>In einem Buch gibt’s nichts zu verstehen, aber viel, dessen man sich bedienen kann. Das Buch ist kein Wurzelbaum, sondern Teil eines Rhizoms, Plateau eines Rhizoms für den Leser, zu dem es passt.<<
Neulich stolperte ich bei der Durchsicht einer älteren „Modern Drummer“ Ausgabe über diese Anzeige der Kahler „Human Clock“ (~1987), eine Art Vorgänger der Ableton Bemühungen (Follow Tempo, BeatSeeker, B-Keeper) im 19 Zoll Format.
An anderer Stelle lese ich im Netz, dass sich der Entwickler der „Human Clock“ (Michael Stewart) mit der Aphex 800 „Studio Clock“ (~1989) nochmals verbessert haben soll. (Ebenfalls für Aphex hat er auch die „Feel Factory“ konzipiert). Hier mal die Trommler-relevanten Seiten aus den Bedienungsanleitungen. Aphex
Dank Axel Mikolajczak kenne ich nun auch Jeanius Electronic’s „Russian Dragon“ (RD-R, RD-T, RD-2, RD-3), >>The musician’s visual rhythm accuracy indicator.<< Dort gibt es einen Eingang für den Clicktrack und einen weiteren für das in puncto Timing zu überprüfende Instrument. Ob dieses tight spielt, nach vorne drängt oder sich zu weit nach hinten lehnt zeigt dann diese schicke Anzeige:
Hach, wie schön: Erst mehrere Nächte zusammen Musik machen, Ideen entwickeln, dann daraus einen Gig improvisieren.
Freude en masse und ein Lampenfieber jenseits der Thermometerskala, ähnlich hoch wie vor dem ersten Konzert der Schulband.
Letztlich durften wir sogar als Trio performen (da Kamü ihren Zeichentisch mit großem Absatnd aufbauen konnte) und so stand wieder mal ein „Temporärer Elektronischer Salon“ auf dem Holzboden. In musikalischer Hinsicht hatte ich mir folgendes überlegt: Ein dezent präpariertes* akustisches Schlagzeug sollte die Basis sein, mit Kick, zwei Snares und einem Standtom, umrahmt von drei umfangreichen Becken**.
Darin subtil verwoben: diverse Strippen zur Elektrifizierung des Trommelzeugs, aber auch zur elektronischen Verbindung mit Oli Leicht.
– Echodrums: die 14″ Snare kann via A/B-Box ins Boss RE-20 Space Echo geschickt werden.
– Reverb Shots: die kleine 8″ Meinl Snare/Timbale hat einen Roland RT-10 Trigger Pickup aufgesetzt bekommen, der zum RME Babyface und von dort in Ableton Programm führt. Dort regelt ein Noisegate ab welcher Schlagstärke das Signal in einen langen Hallraum rutscht.
– Electronic Handclap: mit dem Roland SPD-One Electro wird ein heruntergestimmte Clap Sample getrommelt. Mal eher trocken, oft stark verhallt.
– Four On The Floor: obwohl ich die elektronische Kick zur Zeit gern mit dem linken Fuß selbst spiele, wollte ich mal versuchen, ob sich nicht meine Acidlab Bassline (eine TB-303 Kopie) um eine Mischung aus Bassdrum und Synthbass kümmern könnte. Sie wird vom RME mit der MIDI Clock versogt.
– Samples kommen vom Ableton Song (das ich mit Kurzbefehlen auf der Laptoptastatur verwalte): Beispielsweise diverse Sprachausschnitte (von Herbert Eimert, Mariah Carey, Sasa Stanisic und Kraftwerk), ein Trommelschnitt vom Stran in Sansibar, ein Garnier-Synthloop und ein kleiner Minimal-Beat.
Die beiden Abletonrechner der Olis spielen via Link im selben Takt.
– weitere Verknüpfen zwischen Schlagzeug und Klarinette/Saxofon: per Knopfdruck auf den gelben Send Button rutscht auch das Gebläse in mein Echogerät.
In meiner Kick liegt ein extra Mikrofon, das zur Sidechain-Steuerung in Herrn Leichts Ableton Session aktiviert werden kann. Um seine Signale entweder pumpen zu lassen oder überhaupt erst hörbar zu machen.
Trotz der großen Spielfreude gab’s aber auch einen Adrenalinstoß, als sich 20 Minuten vor der Sendung mein Rechner mit seltsamer Grafik verabschiedete. Blöderweise trat dieses Phänomen diese Woche schon mehrmals auf, offenbar ohne Reparaturwirkung…
OK – dann halt Neustart, Festplattendienstprogramm und viel Computer Liebe.
Hat gereicht, danke Florian!
* Muffkopf (Kick), Mini Muff (Snare), Big Fat Snare Drum Donut (Tom), Meinl Kessing (mal auf Snare, mal auf Tom), VicFirth Dualsticks
** Meinl Bycanze 15″ Jazz Hihats, 20″ Clubride, 20″ Jazz Thin Ride, 18″ Vintage Crash
*** Meinl Waterfall, präparierter Rawhide Shaker, Luis Conte Shaker, special Jam Block, Jingle Stick / One Hand Triangle, Almas Regenmacher
Ich beginne mit der Acidlab-Bassline, meinem neuen Alexander Pedal (Sky5000) und einem alten Whammy-II. Die Stimmen-Samples kommen aus einem anderen Zimmer, letztlich vom Podcast des Robert Koch Instituts, das vermeintliche Vinylknistern aus der Luft.
Wer den am Ende zumischten Track als erste/r erkennt, bekommt bei Zeiten ein Spaghettieis von mir 🙂
*dieser Tipp kommt aus dem IG Feed vom Rush Hour Store aus Amsterdam
PS. Das gemischtes Eis mit Sahne unter den Effektgeräten ist für mich der EHX Echoflanger von Adrian Belew, schicker kann man seine persönlichen Prestes kaum markieren!
Wow, ich habe gerade die beiden externen Tap-Taster der Firma DisasterArea entdeckt, die das Tempo-Signal an bis zu vier Geräte weiterleiten und darüberhinaus eine MIDI-Clock erzeugen können. Die Teile nennen sich Smartclock Gen 3 bzw. micro.clock und scheinen auf den ersten Blick all die Features realisiert zu haben, die ich mir vom Erfindungsbüro Rest & Maier noch gewünscht (und von einer 34-one nie zu träumen gewagt) hätte…
Damit kann der Drummer nun alle tempoabhängigen Effekt- und Zuspielgeräte seiner Band synchronisieren! hey!
Das M4L Plug-In Peaks & Notes hat eine jüngere Schwester, die vom Entwickler Yehezkel Raz Trigg.Me! getauft wurde und uns Drummer direkt anstupst.
Denn damit lässt sich jeglicher Audio Input in MIDI-Noten umwandeln. Ich habe die $8 investiert und bin gespannt, ob die Shareware meinen nach wie vor beliebten ApTrigga ersetzen kann/wird.
how to use? Trigg.me! = two devices: a sender and a receiver.
drop “Trigg.me SEND” into any audio input track [mic/other]
set the Threshold level (the horizontal dark line)
drop “Trigg.me RECEIVE” into a MIDI track [+instrument]