Geschickt an der momentanen Corona-Pause, ich kann mich so mancher zeitfressenden Computer-Frage widmen. In puncto Ableton eispielsweise King Tubbys Hi-Pass-Filter nachbasteln oder eine Lösung finden, wie sich mittels der Rechnertastatur auch „momentary“ Befehle tippen lassen (aha, mit Dummy Clips). Zack beflügeln die Ergebnisse as 2-Track Dubstation Konzept. An anderer Stelle des Blogs wurde schon mal ein Ableton-File konzpiert, dank dem sich jeglicher „auswärtiger“ Audio-Player durch die Software routen lässt, um schließlich mit DJ-und Dub-typischen Effekte den gestreamten Lieblingssound persönlich gestalten zu können.
Auch die VJ-Software Modul8 wurde reaktiviert. Dank ihr wird die Idee des modernen Schlagzeugquartetts nun ins Digitale überführt. Nun lassen sich die verschiedensten Gestaltungsaufträge – ebenfalls mittels Laptoptastatur – gut lesbar projizieren. Nächste Woche wird das digitale Kartenspiel beim zweitägigen Workshop an der Hochschule Offenburg mit einer improvisierenden Band (zweigeteilt in rote und blaue Gruppe) und Publikum (gelb) getestet.
Wow, ich liebe dieses kleine Kistchen, die Disaster Area Micro Clock. Das auf ihr getippte oder als BPM Zahl eingestellte Tempo wird zuverlässig als MIDI-Clock, aber auch als Tap-Tempo-Befehl für mein Echogerät weitergeleitet. Frei spielen und die komplette elektronische Umgebung mitziehen. Mega!
Gerade bei analogen Delays ist es geschickt, wenn das Tempo durch eine begrenzte Anzahl an „Taps“ gesynct wird, da bei einem durchgehenden Puls permanent Tonhöhenschwankungen zu hören wären.
Ich bin eigentlich nicht so der „Guinness Buch der Rekorde“ Typ. Heute jedoch ausnahmsweise schon. Denn in Amsterdam gibt’s legendäre Trommler zu bestaunen, nämlich den vermutlich teuersten und kunstvollsten, Jacob Jorisz – er ist rechts unten im Rembrandt Megaklassiker „Die Nachtwache“ aus dem Jahr 1642 zu sehen, sowie RBMA-20, seines Zeichens größter analoger Stepsequenzer der Welt (und lädt zum Bespieltwerden ein). Also, ab in die dementsprechenden Museen, ins Rijksmuseum bzw. Our House.
Leider ist der Dubreggaeproduzent und Soundsystempionier Jah Shaka gestorben. Anlass, um einiges nachzuhören: >>Ein wirkungsvoller Uptempo-„Four on the Floor“-Beat, der mehr treibt als dass er groovt, weil jede Viertelnote von der Bassdrum betont wird. Von dem Drummer Leroy Horsemouth für Burning Spears „Red Gold And Green“ [1975] zwei Dekaden zuvor erstmals oftensiv in den Reggae gestampft, danach von Sly Dunbar im Channel neu konfektioniert, geht er unter dem Namen „Steppers“ in die Annalen des Reggae ein und wird in England als „Steppaz“ zum Evangelium der Sound Systems. Deren Prophet heißt Jah Shaka. Der um 1950 in Clarendon geborene Jamaikaner ist seit 1956 in England, seit den frühen 1970ern betreibt er ein Sound System. Auch bei ihm läuft die „Kunta Kinte“-Dubplate aus dem Channel One Studio in Dauerrotation. Shaka ist kein Engineer, er bestellt Dub, produziert Dub und legt Dub auf. Damit etabliert er sich, ohne selbst zu mischen, als eine der einflussreichsten Personen der englischen Dub-Szene. Für den Rastafarian ist Dub-Musik eine „spirituelle Ressource“, bei der die Anwesenheit Jahs in den Vibrationen des Basses spürbar ist. Die Basswellen aus den überdimensionierten Lautsprecherwänden der Sound Systems bewirken, dass Musik nicht nur gehört, sondern auch körperlich gefühlt wird. Für Shaka ein heiliges Ritual, das der Steppers Beat befeuert. Marschieren und vibrieren – acht, neun Stunden oder länger legt er auf, ohne Unterbrechung, ohne Pause, bis er und die Besucher seiner Dances in einen tranceähnlichen Zustand verfallen.<< (aus Helmut Philipps „Dub Konferenz„, Seite 235f)
Hier ein Ausschnitt aus Franco Rossos Film „Babylon“ (1980) – mit viel Piuu und Dub Sirene!
Als ich heute Vormittag den Bericht über den Fünfzigsten von Truck Stop* gelesen hatte, fiel mir wieder der unlängst angedachte Blogbeitrag ein: 2023 = 50 Jahre Hip-Hop, 50 Jahre Dub
Am Donnerstag eröffnen wir eine neue Saison des „Temporären Elektronischen Salons“. Diesmal mit Hans Glawischnig (Bass und Looper), Kabuki (Modular Synth) und mir als Drummer und Dub-Mixer. Ich hatte neulich für ein Werkstattkonzert in der Offenburger Hochschule meine sagenhafte Superswitcher-Box entstaubt und erstmals damit den Master-Output beeinflusst, sprich den Gesamtklang vor seinem Weg zur Anlage gedubbed. Mittels der „momentary Arcade buttons“ kann ich sowohl die Summe temporär stummschlalten, damit auch rhythmisch unterbrechen, als auch (mittels als „send“ konfiguriertem Knopf) ins Echogerät schicken. Und genau diesen Ansatz möchte ich nun auch im DTES ausprobieren. Also: Donnerstag, 19.0.23 ab 20.30h im Frankfurter Ono2 (fällt leider aus, Personalmangel wegen Corona…)
Im inneren der Box lässt sich jeder der vier Taster ruckzuck entweder mit Mute- oder Send-Eigenschaft bestimmen, also ob ein anliegendes Signal angeschaltet wird (und somit aus dem Ausgang geschickt wird) oder ob ein durchgeschleiftes Signal ausgedrückt wird. Leider wird die Box nicht mehr hergestellt. Als Alternative, auch als Tool für weichere Cuts bietet sich das klassische Volume-Pedal an. Mit ihm kann sowohl stumm-gefadet oder eingeblendet werden.
Zu Ehren des kürzlich verstorbenen YMO Drummers Yukihiro Takahashi (Tama Superstar E-Drum Pioneer) sollte ich eigentlich auch noch irgendeinen analogen Drumsynth zum Konzert mitnehmen – mein Coron Drum Synce scheint mir sowohl klanglich passend, als auch Taxi-reisefreundlich. Ich verlinke die 1980er Budokan Show des Yellow Magic Orchestras, an eine Stelle, bei der ein stattlicher Syndrum-Piuu zu meinen beiden Lieblingstracks („Nice Age“ und „Rydeen“) übereitet:
und noch ein Video seines Duos mit Steve Jansen (bei dem zufällig auch noch mein Fusion-Gitarren-Held Jimi Tunnell mitspielt):
Die Wundertrommel (Zoetrop) ist was Schönes, vor allem wenn sie auf Vinyl er-scheint/klingt (wie ich neulich dank eines Prince Fatty Remixes lernen durfte):
João Gilberto, >> the only non-Italian—perhaps the only person—ever to turn an Italian song into a worldwide jazz standard<<, „Estate“ (1977)
Was für ein überraschender, minimaler Brush-Beat(loop) von Grady Tate oder Joe Correro.
Und dann entdeckte ich die von Joe Gibbs gemischte Instrumentalversion von Dennis Browns „Let me Live“ (die auf meiner CD „Campus Rock“ heißt). Also, der Dub of the Day. Mit krassen Full-Mutes, verschiedenen Echo-Chambers und ungetrübtem Sommer-Versprechen!
Diese Woche gab’s nur eine CD im Player, „Night Dubbin‘ mixed by The Idjut Boys“ – hey, das ist ein kompletter Echo-Mix. Und im Booklet gibt’s nicht nur folgendes Statement der beiden Boys from London, sondern top Einblicke bzw. Interview-Schnipsel in die Dub/Remix Welt von John Morales, François Kevorkian (ursprünglich auch ein Drummer!), Paul Simpson. >>When he [Dimitri from Paris] asked us to do a mix version of the cd he ‚d compiled for BBE, we were honoured. We wanted to do a live dj mix, not touched up in a computer as that’s the way it comes from a club booth. The use of effects is something we always prefer when we dj The opportunity of manipulating the sound opens up the possibilities for more radical highs and lows and musical variety.<< Hey, solche Liner Notes sind für mich pures Gold. Sie nehmen mich bei der Hand und pflügen einen wunderschönen Pfad durch den Dschungel der Vielfalt!!
Und im die Ecke, im Instagram finde ich noch eine schicke Weisheit von John Maeda: The 3 modes of human cognitive activity sit in 1/ making, 2/ consuming, 3/ owning. We communicate through making (signals) on one end and consuming (i.e. listening). We achieve commercial relationships with what can be consumed (by you) and owned (by someone else). We demonstrate character by what we make and own (i.e. as artists).
Hey, es ist das Jahr des Schlagzeugs und ich bin endlich 50. Jetzt werden die dicken Stöcke und die traditionelle (Stock) Haltung ausprobiert 🤩 Vor allem sag ich laut Danke – ans wundervolle Leben, an die Musik als Möglichkeitsraum, an all die tollen Menschen und Unterstützer ❤️
Foto: TJ Krebs
Mit geschichtlichem Bezug zum 30.01.1972 höre ich U2 „Bloody Sunday“ und erfreue mich am Licht im dunklen Song, an Larry Mullens visionärem Drumbeat.
Im direkten Anschluß erklingt Dub-Reggae vom Großmeister King Tubby, kreativ und eigen: Take 5 im Viervierteltakt.
Und nochmals der 30. Januar. Im Jahr 1951 wurde an diesem Tag Phil Collins geboren. Für den direkten Blogbezug knipse ich aus seiner Autobiograhie „Da kommt noch was – Not Dead Yet“ das super Bild mit Prinz Charles hinterm Simmons Kit ab:
Hey, liebster Moritz reise gut weiter! Das wird Dir als leidenschaftlichem und bestens ausgechecktem Fernreisenden nicht schwer fallen. Bin gespannt, was Dir für diesen Weg einfallen wird, da ja all Deine „classics“ (die ich nahezu alle übernommen habe) –
vom elegant eingetüteten Kaffeebesteck (je nach Tourumfang und –größe: Esbit Kocher, Herdkännchen plus Handmühle oder Siebträger), über die obligatorisch gelbe Aerobie Frisbee, den Smoothie Mixer (und Spirulina Zusätze), das Longboard, Badehose & Sonnenbrille, fetter Kopfhörer, nebst feiner Auswahl an Punkrock, Dub und Hip-Hop Krachern –
nicht mitführbar sind. Ist bei Deinem Optimismus, Deiner Neugierde und dem Erfindungsreichtum* bestimmt kein Problem!
Sprich, um Dich mache ich mir keine Sorgen, aber für uns Hinterbliebenen ist’s verdammt heftig. Und erstmal äusserst dunkel. Du und dein sonniges Gemüt, Deine Leidenschaft und Lebenslust, ihr werden auf vielen Ebenen fehlen, Dein stimmiger Sound (warm & druckvoll) ohnehin.Aber hey, wenn ich mich jetzt durch die Bilder, Nachrichten und Erinnerungen wische, kommen wieder sonnige Strahlen zum Vorschein. Ich werde bei jedem gelungen Kaffee, bei jedem imposanten Frisbee-Fang an Dich denken – danke für weit über 20 Jahre gemeinsamen Tourens, danke für die Freundschaft. Den anvisierten Besuch bei Mad Professor werden wir in einer anderen Welt nachholen und heute Abend trommle ich einen lauten Reverbshot in Deine Richtung!
* für den inhaltlichen Blogbezug reihe ich noch ein paar musikalische Highlights aneinander:
Moritz stimmiger Sound war ein Amalgam aus Dub und Hiphop, dennoch nie aggresiv eher angenehm süffig, poppig, charmant. Er liebte einen fetten Bass, Echos und Reverbshots. In Bezug auf letztere gab es in die vielen DePhazz verschiedene Ansätze: – immer, die von ihm zum Moment passenden, manuell gefahrenen Öffnungen des Aux-Send. – bei meiner Timbale zu dem die Option, dass ich einen größeren Hallraum (mittels Gate) durch die Schlagstärke erzwingen kann. PS. das Fenster-Foto stammt aus Odessa. In dieser Venue wurde die Timbale mal nur mit 4 Sekunden verhallt…
Ein Post über Moritz ohne Musik geht nicht. In diesem Sinn hänge ich folgende Jamaika-Juwelen dran (die ich heute Abend ebenfalls spielen werde), sowie Herrn Elsners Netzer Mitschnitt aus dem Jahr 2006: