Archive for the ‘Krautrock’ Category

Jazz-Rock Lifetime

Mai 10, 2024

Mache mich gleich auf den Weg zu den Schorndorfer Gitarrentagen. Große Freude, weil Heimat, weil viele Erinnerungen an diese Veranstaltung:
Im ersten Jahr wurde für den Abschlußabend ein Schlagzeug gebraucht, daraufhin mein blaues Sonor Champion in die alte Manufaktur gekarrt (ich hatte 1990 noch gar keinen Führerschein), vor allem aber gab es für mich plötzlich die Möglichkeit mal eine Nummer mit Michael Sagmeister (heutiger Kollege an der HfDMK) und Wolfgang Schmid zu zocken. In den folgenden Jahren wurde ich immer wieder mal als Combo-Drummer eingebunden, habe bei zig Sessions mitgemacht und irgendwann mal sogar in der – neuen – Manufaktur den Abschlußbeitrag mit Wolfgang Schmid und Defunkts Bill Bickford trommeln dürfen (da der tolle Kay Richter verhindert war).
Dank Dieter Seelow gab es mit seiner Band immer wieder Gigs bei der (sein langjähriger Freund und Mitmusiker) Wolfgang mitspielte, bis dieser mich Jahr 2006 anrief und fragte, ob ich nicht in seiner Kick-Formation einsteigen möchte (da Marco Minnemann gerade in die USA ausgewandert war…). Seitdem gibt es immer wieder tolle Gigs mit dem Münchner Plektrum-Helden. Außerdem entwickelte sich daraus mein Luminos W Duo mit Peter Wölpl.
Sprich, viel meiner persönlichen Entwicklungsgeschichte hängt mit diesen Gitarrentagen zusammen. Und nach dem intensiven Geburtstagskonzert zu Wolfgangs 75. freue ich mich auf lupenreine Fusion und die Spielfreude mit meinen langjährigen Spielfreunden (Peter, Wolfgang und Luis Baltes) und den jungen Wilden (Jakob Manz, Hannes Stollsteiner)!

Und jetzt der Zufall: Dank der Radiosendung mit Diedrich Diederichsen blieb ich erst an Eric Dolphy hängen, dann an dessen Meisterwerk „Out to Lunch“ mit Tony Williams.
Heute benennt der andere DD (Detlef Diederichsen) in der taz Williams‘ Doppelalbum „Emergency!“ als >>das vielleicht beste, vitalste, diverseste und ideenreichste Album des jungen Genres Jazz Rock<< und schwärmt vom darauffolgende Quartett bzw. vom „Turn It Over“ Album der Tony Williams Lifetime >>das eine nochmals angereicherte Variante des ersten Statements war: [Jack] Bruce’ Souveränität am E-Bass, vor allem aber seine Jazz-geschulte Improvisationskunst, seine einzigartige musikalische Vielseitigkeit, sein Willen und seine Fähigkeit zuzuhören; all dies fügte den vieldimensionalen Orgeltexturen, den wilden Gitarrenläufen und dem gleichsam majestätisch dominierenden und doch melodisch feinsinnigen Schlagzeugspiel von Tony Williams die Zauberingredienz hinzu.<<
Und verweist auf die YT-Schnipsel des damals abgebrochenen, nicht gesendeten Beat-Club Mitschnitts:


Mit diesen Bildern freue mich auf den morgigen Jazz-Rock (jene Stilrichtung der 1970er Jahre, >> die zu Beginn des Jahrzehnts eigentlich die größten künstlerischen Utopieversprechen abgegeben hatte<<)…

Liebeskummer und ein paar Drums

Mai 8, 2024

So beginnt die Umschreibung des Senders, um die Wiederaufnahme der 2019er Doku über den Drummer Klaus Dinger in der Arte-Mediathek anzukündigen:
>>Ein junger Musiker, schier unüberwindbarer Liebeskummer und ein paar Drums – das sind die Zutaten, die es braucht, um Musikgeschichte zu schreiben. Als Klaus Dinger im Sommer 1971 mit gebrochenem Herzen nach Düsseldorf zurückkehrt, hätte wohl niemand gedacht, dass er aus seinem Liebesleid heraus einen Musikstil erschaffen würde, der Generationen von Musikern inspiriert. Der junge Musiker ist verzweifelt: Seine Liebe zu einer jungen Schwedin ist zer- und sein Herz gebrochen. Trost findet er jetzt nur noch an seinen Drums. Die ständige Wiederholung eines pulsierenden Beats wirkt geradezu hypnotisch und gibt ihm das beruhigende Gefühl, nicht aufzugeben. Der auf den ersten Blick simpel anmutende Stil geht als „Motorik“ in die Musikgeschichte ein und spricht vielen Musikern aus dem (gebrochenen) Herzen. Für Dinger ist Rhythmus wie das Leben: „Es geht darum, weiterzumachen.“ Und Dinger macht weiter – mit seinen Bands Neu! und La Düsseldorf. So wird der Düsseldorfer Krautrock zum Soundtrack der 80er – und Dinger zum Urvater des Techno. Der Dokumentarfilm widmet sich der Entstehung dieses besonderen Beats.<<

Und als intellektuellen öffentlich-rechtlichen Sidekick?, Gegenpol?, die WDR-Radiosendung von Klaus Walter „Diedrich Diederichsen und das 21.Jahrhundert“ (inklusive „Blubberlutsch“ ab 41.53′)

Füllhorn

Mai 1, 2024

Travel-Tools Teil zwei, ein Füllhorn trotz Selbstbeschränkung. Krass, was meine Travel-Troika (Kwiggle Klapprad, Ortlieb Satteltasche, Meinl Beckenrucksack) zu transportieren vermag – drei mal zehn Kilo 😳

PS. Gepäckbegrenzung bedeutet also, dünnes Reisebuch, klaro.
Jetzt aber neue Erkenntnis:
So ein Pixi Buch ist doch leichter als ein Reclam, und wenn es Sasa Stanisic geschrieben hat, nicht wenig weise, aber bunter!
Gepäckbegrenzung bedeutet auch: Platz für fantastische Gedankengänge (im speziellen Fall die rollen Dub-Station…)

PPS. Zugreisen sind an sich schon spannend. Bemerkenswert während der Hinfahrt nach Gronau: im Abteil schmiert sich jemand ordentlich mit Sonnenmilch ein. Zack übertragt sich das perfekte Sommergefühl. Rückzugs dann im Dieseldunst der RB am sonnigen Gleis auf die Weiterfahrt warten aht eine ähnliche Wirkung , denn diesmal es riecht es nach Sommerurlaub , nämlich so, als ob mich jemand (Mai Scherz?) an den Bahnsteig in Zagreb katapultiert hätte.

Soundtrack der Reise, Shake Stew und ein toller aktueller Podcast mit Benny Greb übers Üben („Reflexion und Veränderung“, „Always Think on Paper“):

PPPS. Hat man ein Rad am Spielort dabei, lässt‘s sich kurzerhand vom Jazzfest mal nach Holland radeln…
Ach ja, die beiden Konzerte mit Nils Wülker auf dem Jazzfest Gronau waren besonders (check WDR Mediathek ab 17.40), Besuch im Rock und Popmuseum ebenso:

Oh yeah, die Gretsch-Kick von Udo Lindenbergs Miles-Davis-Band-Geschenk!

Elektronen als Botschafter von Romantik

April 29, 2022

Am Dienstagabend ist der Berliner ­Keyboarder Klaus Schulze, der ursprünglich als Drummer das Krautrockfeld beackert hatte, im Alter von 74 Jahren gestorben.
>>Mehr denn je ist die Arbeit von Klaus Schulze die perfekte Balance zwischen Seele und Technologie. Elektronen als Botschafter von Romantik<< (Hans Zimmer)

Fundsachen

April 7, 2022
  1. Aktueller denn je, Hellmut Hattlers Bild „Den Bogen raus„. Wäre auch ne eins a Postkarte, oder?

2. Carter McLeans Hackentrick auf der diesjährigen UK Drumshow

3. Schickes Foto von Paul Motian

4. Die Fusion Playlist für meinen Studenten Jonathan (was fehlt noch?)

5. Ein Statement zum Hybrid-Drumming anno 1984 (aus der d&p 12/84)

6. Die Geschichte des Tages, von Fila Brazillias Steve Cobby:

Flügel-Hallkammer, Eisloch-Synth

Februar 18, 2020

Der Bassist Norbert Dömling schreibt auf Facebook: >>Das Stück Winterlied (Reflexionen der Schneekatastrophe von 1978/79) haben wir vor über 40 Jahren aufgenommen, also noch auf Bandmaschine. Da war nix digital, es gab kein schnelles zurechtrücken oder ausbessern von Aufnahmen. Und von Halleffektgeräten mit denen man easy Erstreflexionen, Positionierung im virtuellen Raum, sowie die Halllänge gleichzeitig gestalten, dazu noch in der Zeit veränderbar speichern kann, konnte man damals nur träumen. Um einen passenderen Hall zu bekommen, haben wir bei dieser Aufnahme die Lautsprecherbox des verstärkten Minimoogs direkt hinten vor ein geöffnetes Klavier mit gedrückten Forte Pedal vor den Saiten gestellt. Diese wurden in den entsprechenden Frequenzen der gespielten Töne angeregt zu schwingen – das war quasi der temperierte Hall. Das Lautstärkenverhältnis von Minimoog und dessen Hall konnte man nur analog durch testendes zurechtrücken der Abstände von Lautsprecherbox, Klavier und Mikrofon und mit Einsatz von dämpfenden Kissen regeln. Von wegen nur ein paar Knöpfchen drücken und speichern.<<

Und das Olafur Eliassons Mannschaft steuert einen nicht weniger winterlichen bzw. spacigen Naturklang bei:

mehr Klangkünstler als Toningenieur

Mai 9, 2019

Arte Doku über Conny Plank.

Und auf der anderen Seite des Netzes erzählt Hans Martin Buff von den Anfängen der DAW.

 

Der Motorik

April 27, 2019

Ein schöner neuer Fachbegriff aus dem Krautrock-Fundus. Zur Wortklärung zitiere ich einen Satz aus dem schönen taz Loblied über die unbekannteste aller deutschen Musiklegenden, Michael Rother (Kraftwerk, Neu!, Harmonia), dessen Soloschaffen gerade mit einer Retrospektive auf Grönland Records beleuchtet wird:
>>Während Dinger den klassischsten aller Krautrock-Beats, den Motorik, erfand, umspielte Rother auf Songs wie „HalloGallo“ oder „Negativland“ diesen mit verzerrten Gitarrenhooks. „Ich wollte mich vom Blues abwenden. Es ging darum, etwas Neues zu erschaffen“<<

Ich höre mir jetzt erstmal etwas „Fernwärme“ zum Frühstück, später dann den electronic beats Podcast (nach der Werbung ab 2.50′) an:

Musik (mit) Kulisse

März 7, 2018

Oszilliere gerade zwischen interessanten Extremen:
Gestern noch körperlichste Beats für 640 PS, ganz idyllisch, am Fusse des Mont Blanc (Genfer Autosalon), morgen dann Herzblutmusik mit Netzer vor Frankfurts  beeindruckendster Lautsprecherwand (dem Soundsystem im Tanzhaus West).
Und zwischendurch buntperlender, obskurer japanischer 80er Disco-Sound auf die Ohren, sowie Seitenblicke auf Onkels Glitzer-Schlagzeug (nebst den wunderschön eingerahmten Effektgeräten)!

Ode to Perfume

September 6, 2017

>Als der Westen noch recht übersichtlich war, Ende der Sechziger, gab es zwei Fernsehsender, die bundesweit zu empfangen waren: ARD und ZDF. Für beide komponierte Can, die Kölner Rockband, Soundtracks und Titelthemen. Ihre von der E-Musik und vom Freejazz abgeleiteten improvisatorischen Songs überführten das Technicolor-Zeitalter der Fernseh-Bilderwelten in einen neuen Klang.<<

So beginnt Julian Webers taz Nachruf für Holger Czukay.

In einem anderen Nachruf (von npr. org) wird dieses schöne Zitat verwertet (welches sich perfekt auf unser – einen Stereoklang schaffendes – Schlagzeugspiel übertragen lässt):
>>“When you make a two-track recording you still have the choice to erase, to put holes into it,“ Czukay said in 1989. „The holes are sometimes even more important than the actual sound.“<<