Wow, ich liebe dieses kleine Kistchen, die Disaster Area Micro Clock. Das auf ihr getippte oder als BPM Zahl eingestellte Tempo wird zuverlässig als MIDI-Clock, aber auch als Tap-Tempo-Befehl für mein Echogerät weitergeleitet. Frei spielen und die komplette elektronische Umgebung mitziehen. Mega!
Gerade bei analogen Delays ist es geschickt, wenn das Tempo durch eine begrenzte Anzahl an „Taps“ gesynct wird, da bei einem durchgehenden Puls permanent Tonhöhenschwankungen zu hören wären.
Ich bin eigentlich nicht so der „Guinness Buch der Rekorde“ Typ. Heute jedoch ausnahmsweise schon. Denn in Amsterdam gibt’s legendäre Trommler zu bestaunen, nämlich den vermutlich teuersten und kunstvollsten, Jacob Jorisz – er ist rechts unten im Rembrandt Megaklassiker „Die Nachtwache“ aus dem Jahr 1642 zu sehen, sowie RBMA-20, seines Zeichens größter analoger Stepsequenzer der Welt (und lädt zum Bespieltwerden ein). Also, ab in die dementsprechenden Museen, ins Rijksmuseum bzw. Our House.
Leider ist der Dubreggaeproduzent und Soundsystempionier Jah Shaka gestorben. Anlass, um einiges nachzuhören: >>Ein wirkungsvoller Uptempo-„Four on the Floor“-Beat, der mehr treibt als dass er groovt, weil jede Viertelnote von der Bassdrum betont wird. Von dem Drummer Leroy Horsemouth für Burning Spears „Red Gold And Green“ [1975] zwei Dekaden zuvor erstmals oftensiv in den Reggae gestampft, danach von Sly Dunbar im Channel neu konfektioniert, geht er unter dem Namen „Steppers“ in die Annalen des Reggae ein und wird in England als „Steppaz“ zum Evangelium der Sound Systems. Deren Prophet heißt Jah Shaka. Der um 1950 in Clarendon geborene Jamaikaner ist seit 1956 in England, seit den frühen 1970ern betreibt er ein Sound System. Auch bei ihm läuft die „Kunta Kinte“-Dubplate aus dem Channel One Studio in Dauerrotation. Shaka ist kein Engineer, er bestellt Dub, produziert Dub und legt Dub auf. Damit etabliert er sich, ohne selbst zu mischen, als eine der einflussreichsten Personen der englischen Dub-Szene. Für den Rastafarian ist Dub-Musik eine „spirituelle Ressource“, bei der die Anwesenheit Jahs in den Vibrationen des Basses spürbar ist. Die Basswellen aus den überdimensionierten Lautsprecherwänden der Sound Systems bewirken, dass Musik nicht nur gehört, sondern auch körperlich gefühlt wird. Für Shaka ein heiliges Ritual, das der Steppers Beat befeuert. Marschieren und vibrieren – acht, neun Stunden oder länger legt er auf, ohne Unterbrechung, ohne Pause, bis er und die Besucher seiner Dances in einen tranceähnlichen Zustand verfallen.<< (aus Helmut Philipps „Dub Konferenz„, Seite 235f)
Hier ein Ausschnitt aus Franco Rossos Film „Babylon“ (1980) – mit viel Piuu und Dub Sirene!
Ich höre BGM des Yellow Magic Orchestra aus dem Jahr 1981, das erste Album der Musikgeschichte, auf dem ein Roland TR-808 zu hören war. Safe Travels, Mister Sakamoto!
Ob komprimiertes Groove-Geheimnis oder eine Zauberformel, um den Sommer festzuhalten, egal: Groove ist wie drei Kugeln Eis, musikalisches Trommeln wie die Eiswaffel mit Sahne und Streuseln!
Einen Rhythmus so aufzuführen, dass Dein Gegenüber gar nicht anders kann als sich zu bewegen, ist schon mal eine große (aber eigentlich machbare) Aufgabe (denn Du siehst ja sofort, ob es klappt oder nicht). Doch sobald der Groschen (an den Eisdieler) gefallen ist, dass hier drei Kugeln zu einem größeren Ganzen zusammenschmelzen, dass die (bewußte) Zusammenführung von Sound, Pattern und Attitude Groove entstehen lässt, fangen die Beats an zu rollen. Hurra!
In der Eisdiele sorgt ein zusätzlicher Sahneklecks für eine noch stärkere Geschmacksexplosion, bunte Streusel oder ein schmucker Soßenbach erfreuen das ästhetische Empfinden. Auch diese Zutaten lassen sich aufs Trommelspiel übertragen. So finden sich Katalysatoren zum Beispiel in Gestalt von Fill-Ins oder überraschenden Effekten, vielleicht sogar in optischen Showeinlagen, bestimmt aber in der verbindenden Qualität, dem sogenannten „glue“, der die verschiedenen Ebenen (Schlagzeuginstrumente und/oder Musiker) zu einem stabilen, homogene Konstrukt zusammenschweißt. Zack, wird trommeln zu Musik! Jaaaa!!
PS. irgendwann wird uns Eismachern auffallen, dass es ja auch Eismaschinen gibt, die einem nicht nur Arbeit abnehmen können, sondern die musikalische Groove-Palette immens erweitern. Weiter geht’s….
PPS. beim Drummer Meeting in Salzgitter (30.09. – 03.10.) möchte ich geschmacksvoll und tiefer in diesen Eisberg einsteigen…
Ahhh, ich liebe Rätsel und Ratespiele. Die aktuelle „electronic beats“ Blind Test Episode passt bestens hierher in den e-Beats Blog:
Zufälligerweise bin ich zur Zeit auch mit meinem Drumcomputer zugange, wobei es mir eher darum geht in eben nicht wie eine typische, wiedererkennbare Drum Machine klingen zu lassen. Dafür hänge ich hinter dessen Output einen Boss SL-20 Slicer, einen Pitch-Shifter (Whammy II), sowie einen EHX Graphic Fuzz, der als Equalizer und Distortion Pedal sich um die Frequenzen und Obertöne kümmert. Zusätzlich schleife ich auch die Acidlab Bassline durch die gesamte Effektkette. Jetzt ist einiges möglich, von der bloßen Textur, über den Rhythmus-Loop, hin zu eindeutigen tonalen Statements. Vor allem ist das Gebilde total flexibel, da sich das Tempo des Arturia Drum Brute tippen lässt (tap tempo) und sie mittels Midiclock die Geschwindigkeit von Bassline und Slicer synchronisiert.
Im YouTube Filmchen werden nicht nur meine elektronischer Partner in Szene gesetzt, sondern auch die beiden Meinl Smack Stacks Clapper. In Anlehnung an die Architektur des TR-808 Claps präpariere ich sie gerne mit (mindestens) einer Sizzle-Kette, für meinen akustischen Lieblingsklang ändere ich Anordnung der einzelnen Bestandteile wie folgt: Byzance Modell 16″/12″/14″, HCS Modell 16″/12″/10″/14″. Zudem experimentierte ich auch mit der Mikrofonierung der Smack Stacks und bin zu dem Schluß gekommen, dass die Abnahme mit einem dynamischen Mikrofon (in dem Fall ein Shure SM57), sowie eine Bearbeitung mit einem mitten betonenden EQ (hier Fab Filter Pro-3) total Sinn machen. Natürlich (haha) lässt sich der Smack Stack Sound auch noch elektronisch aufhübschen: mittels angehängtem Hall-Effekt oder gar einem zugemischten Rauschgenerator (der via Sidechain-Gate von den Smack Stack Impulsen getriggert wird).
Guten Morgen aus Frankfurt, ab heute wird wieder mit dem Kopfhörer gereist. Der taz-Artikel „Fremde oder Freunde“ schlägt die Route vor, nämlich Weltmusik mit Bachir Attar & Elliot Sharp (traditionelle marokkanische Jajouka Musik über Drum Programmings aus dem Jahr 1990), sowie Mickey Hart’s aktueller „Planet Drum“ Verbund („In The Groove“ u.a. mit Zakir Hussain und Giovanni Hidalgo).
Nebenbei wird noch ein Korallengarten durchschwommen, mit leuchtenden Blüten wie Mory Kantés 87er Welthit „Yeke Yeke“ oder „Sweet Sixteen“ aus dem Jahr 1976, jene Version die Harts Diga Rhythm Band offenbar schon auf der Tanzfläche von New Yorks legendärer Disco „Paradise Garage“ getrommelt hatte. Schließlich noch der Verweis (bzw. des Artikels Kreisschluß) auf die eindrucksvolle Ndagga Rhythm Force (Dakar/Berlin).
>>Wie begegnen sich Fremde? Wahren sie distanzierte Neugierde oder sehnen sie sich danach, in einer Umarmung aufzugehen? Der sogenannten World Music wurde vorgeworfen, diese Umarmung auf unredliche Weise zu inszenieren, Fremdheit nivellierend oder alles Artifizielle in ihrem Gestus der Natürlichkeit verleugnend. […] aber die einzelnen Musiker betonen auch, im Rhythmus etwas Universelles zu erkennen, kulturelle Barrieren transzendierend. Es bedarf keiner allzu esoterisch ausgestalteten Sensitivität, um im Beat tatsächlich mehr als nur eine Analogie des Herzschlags zu erspüren. Hart selber ist an der Forschung über die medizinische Wirkung von Rhythmen beteiligt, und so will diese Weltmusik auch auf keinen Ort verweisen, nichts vor der Vergessenheit retten, sondern sie experimentiert lediglich mit diesen oder jenen kulturell fixierbaren Tracks, etwa den sparsam addierten Gesangsspuren und einem oft polyrhythmischen Beat, der wie wenig anderes und dabei ziemlich hip zu klingen vermag.<<
Ohne Aufdruck könnten sie durchaus als surrealistisches Kunstwerk (Salvador Dalí) durchgehen, der Name bewirkt bei mir nostalgische Frühstückserinnerungen.
Derartig Schlagzeug-ferne Assoziationen passen übrigens bestens zu den Meinl Smack Stacks – geht es bei diesem (bis zu fünflagigen) Stapel doch um Becken, die den Sound eines typischen Drumcomputer Claps erzeugen. Die Versuche jenen Signature Sound der DJ Culture zu emulieren sind zahlreich. Doch leider hatten die der Vorlage am nächsten kommenden Entwürfe – das mit der Hand auf die Snare geschlagene Drumbal, sowie der Rim-Flam – den Nachteil, dass sie nicht einfach aus dem Spielfluß heraus mit einer Hand getrommelt werden konnten. Oder sich gar mit dem Fuß in Form eines Overdubs über den eigentlichen Groove treten ließen. Klar – elektronische Lösungen à Roland-SPD konnten solche Wünsche erfüllen. Doch sie bringen direkt einen aufwendigen Anforderungskatalog mit sich, der nicht immer passt oder realisierbar ist. Insofern war ein flexibles, rein akustisches Handclap-Instrument ein langersehnter Traum von mir.
Passend zum eben nicht super-akurraten Klatschsound, der eher verzerrt und rauschig als Hochglanz ist und sich dank seiner Breite hörbar durchsetzen kann, entstammen die flachen, gebogenen Metallscheiben des Smack Stacks mitten aus dem Produktionsprozess – bis zum typischen Becken-Produkt fehlen offensichtlich noch ein paar Arbeitsschritte (Krümmung ausgleichen, Kuppe herausarbeiten, manuelle Hämmerung). So entsteht der raue, ungeschliffene Ton. Und dass dann irgendwann mal ein findiger Mitarbeiter mehrere dieser Scheiben übereinanderlegte und zudem daraufschlug… danke, danke, danke! Welch toller kreativer Zufall. Und natürlich gleich die Steilvorloge für ein neues Produkt.
Die Meinl-Türme funktionieren in jeglicher Position, als wären sie ein herkömmliches Becken oder eine typische Sidesnare. Selbst in die Hihatmaschine eingespannt, klingen die krummen Scheiben eher elektronisch und wunderbar artifiziell. Selbstverständlich habe ich alle Einzelteile auch bunt miteinander kombiniert und auch die Reihenfolge des Stapels variiert. Meine bisherige Lieblingsanordnung ist das Byzance Vintage Smack Stack in 16″/12″/10″/14″
Jetzt stehen erstmal wieder diverse Konzerte auf dem Zettel, aber anschließend geht es mit dieser todo-Liste weiter: – zweite Hihatmaschine ins Setup einbauen und damit noch eine neue Aufgabe für den linken Fuß haben: acoustic overdub foot clap – das Smack Stack in lange Hallräume schicken, bzw. mit FX-Mikro, Noisegate, (Distortion?) und Reverb eine bühnentaugliche Version basteln für Smack Stack mal mit, mal ohne Effekt
Zur lauen Nachtschicht wähle ich die verheißungsvolle Playlist „Rhythm King vs. Rhythm Ace„:
Und für die kommende Woche schreibe ich einen Auftrag von Asad Raza ab, den ich in dem Buch „140 Artists‘ Ideas for Planet Earth“ gefunden habe: >>Ask a friend to slice various vegetables while you slice peeled limes. Put the former on top of the latter, making duos: for example, a slice of jalapeño pepper on a slice of lime, a slice of mango on a slice of lime, or a slice of celery on a slice of lime. Eat them while telling jokes.<<
Heute zwei Pattern-basierte Dinge: Einmal das Rhythmbox Kartenspiel von Daniel Jakobi (das mir netterweise zugeschickt wurde 🙂
Sowie Hainbachs Auswahl italienischer Drum Machines, lauter Schätze (Elgam, Eko, Farfisa, Viscount, Crumar, Godwin u. a.) aus dem Museo Del Synth Marchigiano.
Welche großartig nachhaltig-positive Wirkung die Einigung auf einen Standard haben kann, zeigte Dave Smith mit seiner Idee und dem Entwurf zu einer universellen Computer-Schnittstelle für elektronische Musikinstrumente – MIDI. …traumhaft wenn es solch ein Agreement in puncto Weltfrieden, Menschlichkeit und Klimabewußtsein gäbe… Der Pionier (dessen Firma Sequential Circuits auch meinen Lieblingssynth – den Prophet 5 – und die für mich tollste digitale Drummaschine „Drumtraks“ auf den Markt brachte) ist im Alter von 72 Jahren verstorben. Um es mit Questloves Abschiedsworten auszudrücken:
Rest easy. Love
… eben jene Drumtraks Kiste wurde für das vor kurzem veröffentliche Hattler Remix Album intensiv eingesetzt. Was sich hier nachhörenund mit einem guten Zweck verbinden lässt… (Foto aus E-Beats am Drumset, Seite 13)