Geschickt an der momentanen Corona-Pause, ich kann mich so mancher zeitfressenden Computer-Frage widmen. In puncto Ableton eispielsweise King Tubbys Hi-Pass-Filter nachbasteln oder eine Lösung finden, wie sich mittels der Rechnertastatur auch „momentary“ Befehle tippen lassen (aha, mit Dummy Clips). Zack beflügeln die Ergebnisse as 2-Track Dubstation Konzept. An anderer Stelle des Blogs wurde schon mal ein Ableton-File konzpiert, dank dem sich jeglicher „auswärtiger“ Audio-Player durch die Software routen lässt, um schließlich mit DJ-und Dub-typischen Effekte den gestreamten Lieblingssound persönlich gestalten zu können.
Auch die VJ-Software Modul8 wurde reaktiviert. Dank ihr wird die Idee des modernen Schlagzeugquartetts nun ins Digitale überführt. Nun lassen sich die verschiedensten Gestaltungsaufträge – ebenfalls mittels Laptoptastatur – gut lesbar projizieren. Nächste Woche wird das digitale Kartenspiel beim zweitägigen Workshop an der Hochschule Offenburg mit einer improvisierenden Band (zweigeteilt in rote und blaue Gruppe) und Publikum (gelb) getestet.
Zwei kurze Video-Beiträge: Ein Tag im Leben des fantastisch kreativen Schlagzeugers Julian Satorius, der mit nur 12 Schlägen pro Stunde einen ultra langsamen Beat erstellt hat, welcher im Zeitraffer vertraut klingt, aber durch die sensationelle, natürliche Lightshow auf ganz besondere Weise strahlt:
Für meinen Muffkopf-Hack braucht’s kein Zusatzteil, nur eine ruhige Hand und etwas Geduld. Da mir bei härterer Gangart immer wieder mal das dämpfende Puschelteil während des Spielbetriebs abgefallen ist, gab es verschiedene Versuche den Kordelstopper zu unterstützen. Am Wirksamsten funktioniert dieses Flechtmuster bei dem der orangene Viereckanhänger durch die Schlaufen bei drei und neun Uhr gezogen wird:
Momentan gibt es das Ozone 10 Elements Mastering-PlugIn für 25 Euro. Diese Anwendung gehört für mich zu den nützlichen Seiten der KI.
Schicke Autos beim Spazierengehen (von mir aus auch im Internet) bewundern, selbst aber lieber mit Fahrrad und Öffentlichen, wenn nötig mit Carsharing oder dem Taxi reisen.
Schließlich erinnert mich noch das heutige Datum, daran, dass ich den großen Boss-Space-Echo-Klon (RE-202) unbedingt mal ausprobieren wollte.
Nicht nur, dass er mir immer besonders nah war und auch meinen nicht-klassischen musikalischen Weg vollkommen respektierte, es gibt ganz schön viele Ähnlichkeiten (optische und inhaltliche). Und spätestens nachdem ich ebenfalls mit dem Bücherschreiben begonnen hatte, dann auch noch an der Musikhochschule gelandet bin, um mit SchulmusikerInnen zu arbeiten, gibt’s auch den offensichtlichen Schulterschluss.
Jedenfalls gehe ich hochmotiviert in den Proberaum, um mich auf die anstehenden Workshops vorzubereiten: 10.-12.02. Drum Weekend Regensburg (mit Richard Spaven, Flo Dauner, Gerwien Eisenhauer und Maxbeatwerk) 01./02.04. „Massive Packung“ in Dinkelsbühl 22.04. Drummertag Bühl 17.-19.11. Percussion Creativ Teachertage
Mit meinem Großvater im Geiste „dirigiere“ ich dort schon vorhandene Lieblingsmusik. Präziser ausgedrückt, ich strukturiere die Konserve mit manuell gesteuerten Effekten, also durch Stummschaltung, Filterfahrten und der Beschickung von Hall- und Echogerät. Sprich, ich tauche ein in die Momentmusik des Live-Remixes. Hier mal Jordan Rakei „Best Part“:
Das auf mono getrimmte Playback wird mittels einer zweifkanaligen DI-Box gesplittet. Davon führt das eigentlich Playback (das, zu dem ich trommle) erst durch den Erica Synth Filter, dann via Mute-Button Option zum Solton Leslie. Die beiden anderen Splits werden jeweils über einen Send-Button in den Hallraum (des Avalanche Run Pedals) bzw. ins Echo des EHX Memory Man geschickt. Zack wird man als passionierter Musikhörer und Drummer auch zum DJ und Remixer!
PS. 1000 Dank an Peter Schindler für den Fund des Filmbeitrags! #bernhardbinkowski
Neulich in Offenburg machte ich noch eine weitere tolle Erfahrung, die mit dem Parameter Vordergrund-Hintergrund spielt: Ich legte Steve Reichs „Piano Phase“ auf, ein Klavierstück, das eindeutig rhythmisch und nachvollziehbar beginnt, dann aber aufgrund der Überlagerungen immer wieder sein Tempo verschleiert und ins Unkonkrete transformiert. Darüber habe ich erstmal eine synchrone Viertel-Kick getrommelt, später mein Pattern zu einem housigen Beat erweitert. Schnell wurde klar, das mein Beat „richtig“ wirkte, auch wenn er längst nichts mehr mit der Zuspielung zu tun hatte. Was nicht schlimm war, denn diese erklang plötzlich nur noch als Textur. Ein Umstand, der sich aktiv mittels EQ (Abschwächung von Höhen und/oder Bässen) verstärken ließ. Nach einem Breakdown startete ich die „Piano Phase“ erneut. Diesmal aber trommelte ich bewußt in einem völlig anderen Tempo (also out of sync) dazu. Das Ergebnis, also der Umstand, dass das Playback direkt als Textur in den Hintergrund rutscht, war gleich.
Daraus folgere ich: unsere (optisch und klanglich nachvollziehbare) handgemachte Musik hat gegenüber der eher abstrakten Konserve einen Startvorteil. Selbstverständlich spielt auch die Lautstärke eine wichtige Rolle, ebenso die Transienten (der Attack) der spielenden Klänge. Mittels Volume-Regler, Filter bzw. Equalizer oder einem Hallgerät können wir die Gestalt und Wirkung eines Playbacks derart beeinflussen, um es in den Hintergrund zu verbannen, auch um uns ganz von ihm zu lösen. Somit eignen sich diese Werkzeuge auch bestens für eine Notfall-Strategie (beispielsweise falls mal die Synchronizität verrutscht).
Diese Woche gab’s nur eine CD im Player, „Night Dubbin‘ mixed by The Idjut Boys“ – hey, das ist ein kompletter Echo-Mix. Und im Booklet gibt’s nicht nur folgendes Statement der beiden Boys from London, sondern top Einblicke bzw. Interview-Schnipsel in die Dub/Remix Welt von John Morales, François Kevorkian (ursprünglich auch ein Drummer!), Paul Simpson. >>When he [Dimitri from Paris] asked us to do a mix version of the cd he ‚d compiled for BBE, we were honoured. We wanted to do a live dj mix, not touched up in a computer as that’s the way it comes from a club booth. The use of effects is something we always prefer when we dj The opportunity of manipulating the sound opens up the possibilities for more radical highs and lows and musical variety.<< Hey, solche Liner Notes sind für mich pures Gold. Sie nehmen mich bei der Hand und pflügen einen wunderschönen Pfad durch den Dschungel der Vielfalt!!
Und im die Ecke, im Instagram finde ich noch eine schicke Weisheit von John Maeda: The 3 modes of human cognitive activity sit in 1/ making, 2/ consuming, 3/ owning. We communicate through making (signals) on one end and consuming (i.e. listening). We achieve commercial relationships with what can be consumed (by you) and owned (by someone else). We demonstrate character by what we make and own (i.e. as artists).
Durch meine Mitarbeit am Hattler Album „Mallberry Moon“ vor 20 Jahren hatte ich nicht nur alle Files auf meinem Rechner, sondern auch große Lust klassische Remixes aus diesen wunderbaren Songs zu basteln. Also, erstmal alles rausschmeißen, bis auf die Stimmen und Hooks. Dann Neuaufbau mit Maschinen und eigenem Ansatz. Heute hört man meine damalige Begeisterung für Hip Hop und Broken Beats (New Sectors Movement, Jazzanova), für Electro-Pop à la Zoot Woman und einen äußerst reduzierten Minimalismus. Gearbeitet wurde seinerzeit mit einer Sequential Drumtraks Rhythmusmaschine, der Vermona DRM1, einem TX-7 für die Bässe und dem Roland JX-3P für analoge Wärme.
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, dieses verstaubte Perle zu polieren, sie in der dunklen Zeit leuchten zu lassen und den eingefleischten Hattler-Fans eine Freude zu machen.
Vor allem soll auch bei dieser Aktion der vollständige Erlös für humanitäre Hilfe an Ärzte Ohne Grenzen gespendet werden! Hört und helft:
Mit Hellmut Hattler (b, voc), Sandie Wollasch (voc), Nkechi Mbakwe (voc) Sebastian Studnitzky (tr), Torsten DeWinkel (sitar), Andrea Rubow (quick cover RMX), yours truly: beats
Geschwind zwei Videos zum Thema alternative Versionen. Einmal den Sampling-Gott Madlib in der Rolle des geschmackvollen Perkussionisten beim Hip Hop Unplugged Gig. Was spielt der den da für ein exotisches Reisedrumset? Passt jedenfalls bestens zum Tiny Desk Konzept!
Sowie den Gareroben-Hit der letzten Wülker Rutsche, ein Pat Metheny Shred (zu Ehren von Santeri Ojala aka StSanders, der diese Lawine 2007 in Finnland losgetreten hatte)
Während der vergangenen drei Drummer-Treffen gab’s einiges zu entdecken, deshalb nun hier der Nachtrag (fürs Publikum) und ein Inspirations-Notizzettel für mich.
Matthias Peukers Schätze vor dem Objekt klein a
Meine Grundidee für alle drei Veranstaltungen war, nicht nur zur Lieblingsmusik zu trommeln*, sondern dabei auch mal aktiv ins Playback einzugreifen (wie es ein DJ oder remixender Produzent tun würde). Läuft meine Zuspielung durch ein kleines Mischpult kann ich am Equalizer drehen, um Frequenz-mäßig Platz zu schaffen (Bässe raus, mehr Spielraum für mein Kick-Pattern; Höhen raus ums Playback in den den Hintergrund zu schieben) oder ich ziehe den Lautstärkeregler für rhythmische Mutes in Betracht. Diese Idee kann ich selbstverständlich auch digital abbilden. Dort kann ich darüberhinaus auch mit der Geschwindigkeit spielen und die Tracks in einen komplett anderen Kontext transformieren. Dazu gibt es hier einen Beitrag, respektive einen Ableton Song. Zudem beschäftigte ich mich im Vorfeld mit der djay App, dank deren Neural Mix™ Option sich aus vollständigen Songs Beats, Vocals und Bässe extrahieren lassen. Damit erstellte ich ein paar Acappellas, die ich über andere Tracks schichten konnte (Mash-Up 2.0). Passenderweise verwendete Daniel Schild bei seinem Workshop eine ähnliche KI, nämlich die Moises App (die vor allem in der Freeware Ausgabe schon die Separation ermöglicht).
*Zur Lieblingsmusik-Schlagzeugspielen erlaubt im Vorfeld schon verschiedene Überlegungen, Übungen und Optionen: ich kann zunächst versuchen, die Rhythmus-Vorlage in puncto Pattern/Sound/Attitude zu extrahieren und im Wesentlichen live umzusetzen. Eine andere Möglichkeit – auch schön – wäre, sich einen Platz zu suchen, der das Vorhanden eben nicht doppelt, sondern musikalisch ergänzt. Und in einem weiteren Schritt wähle ich bewußt Titel aus, die im Original ohne (oder nur mit dezenter) Schlagzeugbegleitung auskommen, vielleicht gar was ganz sphärisches oder nur ein Acappella…
Hier jedenfalls mal meine verwendeten Songs:
Neben der zugespielten Musik hatte ich als Reminiszenz an die DJ-Culture noch zwei strombetriebene Kistchen dabei, das Roland-SPD:One Electro (für Handclap, Boom und Noise-Fahnen) und mein treues Boss Space Delay (zum Echodrums Thema habe ich tatsächlich ein ganzes Buch geschrieben. Wer also tiefer einsteigen möchte…) Klaro, die Überschrift lautete ja auch „den Rahmen erweitern„.
Die angedeute Grüntee Anekdote, bzw. wie der Beckensound der TR-808 entstanden ist, will ich gerne verlinken.
Und als Abschluss zum Thema (bzw. meinem Antrieb), jenseits der Bedienungsanleitung und gängigen Klischees zu forschen, hier noch das erfrischendes Experiment, auch mal die eigenen Parameter und Prinzipien auf den Kopf zu stellen. Ein andere Blickrichtung kann ebenfalls schön sein. Diesen Ansatz hat Henry Ford geschickt formuliert: >>Wer immer nur tut, was er kann, bleibt immer das, was er schon ist.<<
Ansonsten gab’s viele motivierende „Hallos“ und gute Gespräche mit Claudio Spieler Anika Nilles über schon im Vorfeld anvisierte Notausgänge (was tun, wenn plötzlich die Technik zickt?) Gergo Borlai übers musikalische Trommeln, besser gesagt: Musikmachen Komfortrauschen (Tim Sarhans Trio) über ihre elektronische Vision und ihren Ansatz technoide zu komponieren Yi1 – die Fotos von Philipp Schühles Badenudel-Piezo-Snare werden nachgereicht… Daniel Schild zum Thema „Reverse Engineering“ damaliger Aufnahmepraktiken und sein Hinweis auf die Moises App Hanno Busch (aus Jost Nickels toller Band) über sein Moogerfooger Setup Gleb, er brachte Imogen Heap und ihre „Ableton Controlling Gloves“ ins Spiel David „h0wdy“ Hodek – hatte ich leider verpasst, aber er hat mir netterweise sein Kick-Pedal geliehen! Oliver Himmighofen: er berichtete von Songs, bei denen man offenbar das Snare-Gate schlampig eingestellt hatte, so dass die erste Hihat Achtel- oder Sechzehntelnote, die auf den Backbeat folgt lauter klingt als alle anderen. Daraus lässt sich eine eins a Akzentübung entwickelten, die ich fortan (anknüpfen an die Kompressormaske) „dirty gate“ nennen möchte. 9ms (Flo König, Simon Popp), deren ausgechecktes Setup eine elektronische Ästhetik ohne Computer und Clicktrack ermöglicht.(Supergut, das mittels Piezo abgenommene, ins Echo geschickte Beckensignal, dessen breiter Effekt durch Kick und Sidechain-Compressor im Zaum gehalten und rhythmisch-musikalisch verarbeitet wird.) Max Gärtner – er beschäftigt sich zur Zeit mit Transducer, um damit Trommeln durch eine bestimmten Frequenz zum Schwingen anzuregen. Und die Reisetrommelkoffer Idee von Matthais Peukers „Drumsonite“ ist immer wieder gut und schön anzusehen!
Simon hat übrigens schon wieder ein neues Solo-Album mit dem Titel „Devi“ am Start. Wow! Hieraus der Track „Jilu“ mit kurzem Stereo-Delay und hohem Feedback auf der Calabash:
Es war wieder mal intensiv, vor allem weil wechselseitiger Austausch. Und wird bestimmt noch angenehm nachwirken (nicht zu letzt dank des sonnengelben Peter „Tony“ Erskine Tama Sets, das mir Stephan Hänisch freundlicherweise geschickt hatte!)