Markus Vieweg ist eigentlich Bassist (der Band Glasperlenspiel), aber auch ein Internet-afiner Mensch. So er hat er mit den von Apple bereitgestellten Tools ein von der Kritik gefeiertes Bass-e-Book veröffentlicht und mit seinem Blog „Tourgespräche“ eine Alternative zum klassischen Musikerinterview geschaffen. Gut vorbereitet und mit viel Zeit finden Unterhaltungen – vornehmlich mit Akteuren aus der zweiten Reihe des Showgeschäfts – jenseits der Langeweile längst bekannter Eckdaten und Fakten statt und werden zu einem anderthalbstündigen Podcast zusammengeschnitten.
Wir trafen uns neulich zwischen Soundcheck und Festivalauftritt in meinem Mainzer Hotelzimmer und sprachen bei Kaffee und Kuchen über:
War länger nicht zu Hause, kein Wunder also, dass ich das für die Probe dringend benötigte Volume-Pedal nicht finden konnte.
Es ging mir darum, zwischen dem Mono Output meines Vermona DRM III und FOH ein gleichermaßen schnell und grobmotorisch bedienbaren Cut-Switch zu platzieren. Diese Aufgabe erfüllte bisher immer das Volume-Pedal. Welches sich nun tapfer versteckte, aber dafür fand ich einen alten On/Off-Switch mit Klinkeneingang, steckte dort eine Stereoklinke rein, die sich in zwei Klinkenbuchsen auftrennt. In Buchse Nr.1 führte ich das Vermona-Signal hinein und aus Buchse Nr.2 wieder hinaus zur PA. Der Versuch funktionierte tatsächlich, aber nur dann, wenn der Stereostecker nicht komplett eingesteckt wurde. Sprich: rotes Licht an = kein Signal nach draußen, ansonsten e-Beats für den Dancefloor, oder so ähnlich…
Mit „Nightdubbing – Adventures In Dub Vol.1“ erinnert DJ Friction an die kreative B-Seiten Gestaltung im Disco/Soul/Pop-Bereich.
Dub Mixes ohne Reggae…Schnitte, Effekte, Neugestaltung!
Wem’s gefällt stöbert weiter und entdeckt dabei den Remix Pionier (und auch: Schlagzeuger) François Kevorkian, ein komplettes „Version“ Album aus dem Jahr 1983 („Night Dubbing“ von der britischen Band Imagination), die The Idjut Boys oder die 2009er bbe-Zusammenstellung von Dimitri from Paris („Nightdubbin‚).
Ein Klangband in Bezug auf das Festivalmotto („Das Material des Anderen im Eigenen“) und das Thema Referenzialität – natürlich auch ein Ausschnitt meiner persönlichen Antriebe.
Den Rahmen bildet mein e-Beats ABC, das von „Null und Eins“ bis „Zitat, Zufall, Zuspieler“ stellenweise zitiert und klingend inszeniert wird.
Die detailierte Trackliste kannst du der Sprechblase entnehmen.
Bezüglich der Schnitte im musikalischen Bereich (cut & paste, mute, Slicer-FX, Edit), lohnt es sich durchaus, sich von den Cuttings Gotton Matta Clarks inspirieren zu lassen.
Wissenwertes über den Chicago House Pionier Ron Hardy, muss ich dringend aus Malte Bergmanns Artikel (De:Bug 155, Seite 23) zitieren:
>>…stellte Ron seine Edits nicht in Studios durch das Zerschneiden, Vervielfältigen und Kleben von Bandmaterial zusammen. Bill weiß. dass sein Onkel lediglich einen Kassettenrekorder benutzte. […] Hört man genauer in die Loops, kann man das Anlaufen des Kassettenrekorders und das Quieken der Stopptaste hören. Seine Edits waren keine reinen „DJ Tools“, sondern einen musikalische Ausdrucksform […] [mit] Human-Touch, der das Zeitlose und Magische […] ausmacht.<<
Wer Lust auf die exzessiven Original DJ Sets mit >>Brüchen, EQ-Orgien, Stilwechseln und eben Edits<< hat, dem sei ein Besuch auf der deephousepage.com empfohlen.
Der rückwärts abgespielte Track ist eine weitere Spielart von Rons eigenständigem Auflegestil – gibt es hier ab 3.20′ zu hören:
>>Nothing is original. All human expression is really just endless variations. There are only a limited number of stories you can tell, but there is an unlimited number of ways to tell the same story.<< Jim Jarmusch
Hier ein paar blogrelevante Lieblingszeilen aus Hans Nieswandts drittem Buch DJ Dionysos:
>>In meinem House ist Platz für viele Sorten Dub.<< Seite 172 >>Das für mein Empfinden interessanteste, aktuelle Geschehen auf dem immer obskurer werdenden Vinylmarkt ist die kreative Huldigung des Songs mit den Mitteln des Edits. Während der Sampletrack nur Fragmente benutzt, um etwas Neues daraus zu machen, und der Bastard Pop nur beweisen will, wie sehr man alles gegen den Strich bürsten und aus wilden Kombinationen wiederum etwas Neues schaffen kann, will die Huldigung genau das: dem Song huldigen, ihn noch besser machen, das Beste aus ihm herausholen, den Leuten die bisher übersehene Größe vor Augen führen.<< Seite 182
>>…die Lebenspauke […] So wurde die Kickdrum gemäß dem aktuellen „Hype“, wie Gesellschaftsgebote nun hießen, seit Neuestem genannt.<< Seite 168
Ganz toll finde ich auch die Begriffsklärung zu „Elektro“ und den geschichtlichen Exkurs zu Sklavenpassage und Baumwollfelder, quasi der Urbeginn der Diskokultur. (Seite 91f)
Ich empfehle also dringend die Lektüre* und verabschiede mich >>im Namen des Beat, des Break und der Bassline.<<