Archive for the ‘Patternlego’ Category

musikalisches Trommeln

September 19, 2022

Ob komprimiertes Groove-Geheimnis oder eine Zauberformel, um den Sommer festzuhalten, egal:
Groove ist wie drei Kugeln Eis, musikalisches Trommeln wie die Eiswaffel mit Sahne und Streuseln!

Einen Rhythmus so aufzuführen, dass Dein Gegenüber gar nicht anders kann als sich zu bewegen, ist schon mal eine große (aber eigentlich machbare) Aufgabe (denn Du siehst ja sofort, ob es klappt oder nicht). Doch sobald der Groschen (an den Eisdieler) gefallen ist, dass hier drei Kugeln zu einem größeren Ganzen zusammenschmelzen, dass die (bewußte) Zusammenführung von Sound, Pattern und Attitude Groove entstehen lässt, fangen die Beats an zu rollen.
Hurra!

In der Eisdiele sorgt ein zusätzlicher Sahneklecks für eine noch stärkere Geschmacksexplosion, bunte Streusel oder ein schmucker Soßenbach erfreuen das ästhetische Empfinden. Auch diese Zutaten lassen sich aufs Trommelspiel übertragen. So finden sich Katalysatoren zum Beispiel in Gestalt von Fill-Ins oder überraschenden Effekten, vielleicht sogar in optischen Showeinlagen, bestimmt aber in der verbindenden Qualität, dem sogenannten „glue“, der die verschiedenen Ebenen (Schlagzeuginstrumente und/oder Musiker) zu einem stabilen, homogene Konstrukt zusammenschweißt.
Zack, wird trommeln zu Musik!
Jaaaa!!

PS. irgendwann wird uns Eismachern auffallen, dass es ja auch Eismaschinen gibt, die einem nicht nur Arbeit abnehmen können, sondern die musikalische Groove-Palette immens erweitern.
Weiter geht’s….

PPS. beim Drummer Meeting in Salzgitter (30.09. – 03.10.) möchte ich geschmacksvoll und tiefer in diesen Eisberg einsteigen…

Beckenglocken-Offbeat-Grooves

Februar 20, 2018

Mein Motorroller-Kaffee-Kuchen-Freund Michael Kersting ist ja eigentlich ein wandelndes Musiklexikon. Sprich, wenn von ihm eine musikhistorische Fachfrage kommt, wird mein Ehrgeiz und Forschungs-Feuer direkt angefacht. Und genau das passierte beim letztjährigen X-Jazz-Festival, als er davon erzählte, dass Thomas Stabenow sich mit Studierenden der Mannheimer Musikhochschule auf die Suche nach dem Ursprung der Beckenglocken-Offbeat-Grooves gemacht hätten. Klar, dass dabei die oder der „Allererste“ kaum auszumachen bzw. weniger spannend sei, als festzustellen, ab wann sich diese Spielart als selbstverständlicher Rhythmusbaustein unter Trommlern etabliert hat.
Für Michael beginnt die Klischee-Werdung mit einem Titel vom Mahavishnu Orchestra. Daraufhin wurde mächtig gebrainstormed, gemailt, gehört, schließlich der Meister selbst angeschrieben und nachdem Cobhams Antwortmail am Weihnachtsabend eintrudelte konnte ich mein Resüme zusammenschreiben, welches sich nun in der aktuellen Ausgabe des drums & percussion Magazins nachlesen lässt.

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Hier noch die im Artikel erwähnten Hörbeispiele:

Cream „Doing That Scrapyard Thing“ (1969) [Ginger Baker] https://www.youtube.com/watch?v=Opmjy7S6Oi8

Fairport Convention „Doctor of Physick“ (1970) [Dave Mattacks] https://www.youtube.com/watch?v=nF-BlScOruE

Led Zeppelin „Your Time is gonna come“ (1969) [John Bonham] https://youtu.be/FMKjmolSHCE

The Wailers „Soul Shake“ (1971) [Carlton Barrett]

Mahavishnu Orchestra „Noonward Race“ (1971) [Billy Cobham] https://youtu.be/GSv6SEN3SKo?t=1m34s

 

Howard Tate „She’s a burglar“ (1972) [Rick Marotta]

Led Zeppelin „Kashmir Live“ (1973) [John Bonham] https://www.youtube.com/watch?v=hW_WLxseq0o

Tower of Power „Get your feet back on the ground“ (1973) [David Garibaldi] https://www.youtube.com/watch?v=UJWuQ-QjFmE

Bob Marley „I shot the Sheriff“ (1974) [Carlton Barrett] https://www.youtube.com/watch?v=2XiYUYcpsT4

Banbarra „Shack up“ (1975) [John Cannon] http://www.whosampled.com/Banbarra/Shack-Up/

Billy Cobham George Duke Band Live in Montreux „Ivory Tattoo“ (1976) [Billy Cobham]
oHH:

China:

Stuff „Foots Live at Montreux“ (1976) [Steve Gadd]

Steely Dan „Peg“ (1977) [Rick Marotta]

Pat Travers „Off Beat Ride“ (Putting it Straight, 1977) [Nicko McBrain] https://www.youtube.com/watch?v=o0geC5Xmlj4

Der Drum Break

Juli 3, 2014

Diedrich Diederichsen über den den Drum Break:

>>Am Ende einer Periode, am Ende einer der üblichen, meist standardisierten Taktmengen hören alle Instrumente auf zu spielen und überlassen den frei gewordenen Raum dem Schlagzeug – oder den Programmen und Instrumenten, die an seine Stelle getreten sind.<<

>>Während es so fließt, geht beim Break eine Tür auf und der Hörer befindet sich in einem ganz leeren weißen Raum. Dieser Raum wird jetzt aber so schnell so voll gepackt wie möglich. Es ist, als wüsste man nicht, dass der stille, leere, beunruhigende Raum wieder in das Zeitkontinuum aufgelöst wird und das Leben weitergeht. Es gilt, sich der Todesdrohung des nicht weitergehenden Grooves, des plötzlich sich auftuenden Lochs fehlender Herzschläge zu stellen. Das können aber nur der Schlagzeuger oder mehrere Schlagzeuger und Perkussionisten – die Spezialisten für Schläge, für zu findende und ausbleibende.<< „Über Pop Musik“ (Kiwi 2014, Seite 328f)

Beat This: Basteln mit der Sanduhr

Januar 23, 2014

Tim & Barry fordern in ihren „Beat This“ Filmchen unterschiedlichste Produzenten heraus, innerhalb von 10 Minuten einen Track aus dem Nichts zu erstellen.

Mein erster Impuls: Was für eine seltsam unmusikalische Sportveranstaltung. Produzieren im Zeitkorsett – wozu?
Aber beim Anschauen ändert sich meine Beurteilung, geben doch alle Teilnehmer einen tiefen Einblick in die Essenz ihrer Produktionsweise. Gedanklich spitze ich die „Beat This“ Idee weiter zu und lande schließlich beim Ideal der Echtzeitkomposition, dem ad hoc Solo mit Songqualität.

Fazit: Ich sehe die „Beat This“ Game Show als Aufforderung, meine Produktions-Mittel und -Arbeitsweisen so zu gestalten, dass ich mit ihnen jammen kann, als wären sie ein vertrautes Instrument…

The Tags Tapes

Dezember 2, 2012

THE TAGS TAPES

Passend zum Knistern der ersten Adventskerze hier eine halbe Stunde Musik, die ich anlässlich des „Neue Töne Open“ Festivals zusammengeklebt habe.

Ein Klangband in Bezug auf das Festivalmotto („Das Material des Anderen im Eigenen“) und das Thema Referenzialität – natürlich auch ein Ausschnitt meiner persönlichen Antriebe.

Den Rahmen bildet mein e-Beats ABC, das von „Null und Eins“ bis „Zitat, Zufall, Zuspieler“ stellenweise zitiert und klingend inszeniert wird.

Die detailierte Trackliste kannst du der Sprechblase entnehmen.

Mr. Machine

Oktober 25, 2011

>>Wir haben ein Stück, da dauert es sechs Minuten, bis die Bassdrum kommt, und man denkt nie, dass die irgendwann kommt – und das ist das einfachste Prinzip von Clubmusik, aber ebne auf ganz lange ausgedehnt. Das ist eine Stelle , die immer funktioniert.<<

Mr. Frick im Intro #197 (Seite 52). Das neue Album von Brandt Brauer Frick („Mr. Machine„) erscheint die Tage.

Eine Arbeitsweise, die man eher von der Computermusik her kennt

Juni 17, 2011

>>Die Stücke entstünden fast immer auf die gleiche Weise, erzählt Stanier: Ausgangspunkt sei ein Loop, der um kleine Bausteine erweitert wird, aus denen man sich ein Puzzle bastelt. Was nicht perfekt passt, wird eben wieder verworfen. Eine Arbeitsweise, die man eher von der Computermusik her kennt. »Im Prinzip funktioniert unsere Musik ja wie das Klötzchen-Schieben, nur eben handgespielt und mit richtigen Instrumenten«, bringt Stanier das Konzept Battles in einem Satz auf den Punkt.<<
aus Intro #193 Juni 2011