Oft getippt: ich liebe es, (sowohl im Proberaum als auch bei Clinics und Solokonzerten) zur momentanen Lieblingsmusik zu trommeln. Diese lässt sich dank Spotify & co. auch immer mitführen, insofern interessieren mich all jene Möglichkeiten, die mir den musikalischen Eingriff (vor allem mittels Hi- und Lo-Cut) in den gestreamten Sound erlauben. Die Algoriddim djay-Pro App fand ich großartig (bis zum Zeitpunkt der gekündigten Zusammenarbeit mit Spotify), in diesem Beitrag habe ich mein Ableton-Konzept beschrieben und jetzt kommt die günstige Smartphone-Variante. Wenn ich also kein Geld für die aktuellen, Spotify-kompatiblen DJ-Apps ausgeben möchte und dennoch gerne den Soundtrack via Equalizer formen bzw. zeitweilig in den Hintergrund stellen würde, so verwende ich den internen Equalizer, der sich in Einstellungen befindet. Eigentlich gibt es dort nur ein paar Presets, die für meine Zwecke nicht viel taugen, doch immerhin lässt sich eine persönliche Anwendung formen und im laufenden Betrieb mittels Fingertipper an- und ausschalten:
In den Einstellung findet sich auch ein weiterer interessanter Schieberegler, der den Audio-Output monophon schaltet. Über diesen Button freue ich mich, wenn ich mein Spotify-Playback zusätzlich noch ins Delay-Pedal schicken möchte. Dabei hilft ein klassisches Stereo-Miniklinke-auf-zwei-große-Monoklinken-Kabel. Schließlich schicke ich ein Signal via Mute-Button zur PA, das zweite via Send-Button zum Echogerät.
Wow, das sind gerade mal 2500 Gramm für meine komplette elektronische Ausrüstung bzw. Ästhetik (Echodrums und Remix-bare Zuspielung)!
Für ein gemixtes Set dann vielleicht noch die Mixonset-App?
PS. große Danke an Karsten W. Rohrbach aka ❤ byteborg und dessen schicke und leichte Switcheroo Bastelarbeit!
Heutiger Tipp von Claus Hessler, die eins a WDR Big Band Play Along App für Jazz und Bigbandfreunde. Umsonst und mit allen gängigen Features (Einzelspuren-Mix, Tempo/Tonart-Änderung, Sheet-Dowload, mp3 Export und sogar eine Loop-Funktion). Wow! Die GEZ macht’s möglich?
Passend dazu ein Schnipsel aus dem Modern Drummer „Mag „The Drum Gods“ Special über Roy Haynes: >>On Chick Corea’s classic 1968 album, Now He Sings, Now He Sobs, Roy introduced the world to a new sound – the flat ride. Since then, this cymbal has become a Roy Haynes signature. „| didn’t know that using a flat ride was going to make an impact like that,“ Roy reflected. „| just loved the sound. I liked to do things differently from anyone else. When every- one else is doing the same thing, I like to get away from it and try something new.“<<
Neulich in Offenburg machte ich noch eine weitere tolle Erfahrung, die mit dem Parameter Vordergrund-Hintergrund spielt: Ich legte Steve Reichs „Piano Phase“ auf, ein Klavierstück, das eindeutig rhythmisch und nachvollziehbar beginnt, dann aber aufgrund der Überlagerungen immer wieder sein Tempo verschleiert und ins Unkonkrete transformiert. Darüber habe ich erstmal eine synchrone Viertel-Kick getrommelt, später mein Pattern zu einem housigen Beat erweitert. Schnell wurde klar, das mein Beat „richtig“ wirkte, auch wenn er längst nichts mehr mit der Zuspielung zu tun hatte. Was nicht schlimm war, denn diese erklang plötzlich nur noch als Textur. Ein Umstand, der sich aktiv mittels EQ (Abschwächung von Höhen und/oder Bässen) verstärken ließ. Nach einem Breakdown startete ich die „Piano Phase“ erneut. Diesmal aber trommelte ich bewußt in einem völlig anderen Tempo (also out of sync) dazu. Das Ergebnis, also der Umstand, dass das Playback direkt als Textur in den Hintergrund rutscht, war gleich.
Daraus folgere ich: unsere (optisch und klanglich nachvollziehbare) handgemachte Musik hat gegenüber der eher abstrakten Konserve einen Startvorteil. Selbstverständlich spielt auch die Lautstärke eine wichtige Rolle, ebenso die Transienten (der Attack) der spielenden Klänge. Mittels Volume-Regler, Filter bzw. Equalizer oder einem Hallgerät können wir die Gestalt und Wirkung eines Playbacks derart beeinflussen, um es in den Hintergrund zu verbannen, auch um uns ganz von ihm zu lösen. Somit eignen sich diese Werkzeuge auch bestens für eine Notfall-Strategie (beispielsweise falls mal die Synchronizität verrutscht).
Die einfachste Art der Zuspielung ist das Stereoplayback, brauchen wir dafür ja nur ein aktuell verfügbares Abspielgerät. Heutzutage beispielsweise ein Smartphone. Also Playlist auswählen und den vorbereiteten Track (mit Einzähler oder ausgechecktem, rhythmischen Intro) abfeuern, dazu spielen und das Publikum genießt einen vollmundigen Song.
Dua Lipa hat sich für ihr Tiny Desk Concert ein betont altbackenes Zuspielgerät ausgesucht, ein Tischgerät-Kassettenrekorder, dessen Lautsprecher mit einem Mikrofon abgenommen wird 🙂
Clevererweise wechselt der Bassist für jeden Song das Tape. Und das aus gutem Grund: Irgendwann im letzten Jahrtausend (1995?) bin ich für einen Popkomm Gig der Stuttgarter Band „Die Schande“ eingesprungen. Dabei kam eine Tascam 234 Vierspurmaschine als Zuspieler zum Einsatz. Aus Zeitmangel mussten kurzfristig während des Gigs ein paar Songs des angedachten Programms übersprungen werden. Ich hatte glücklicherweise eine Setliste mit den Anfangszeiten der einzelnen Songs, aber leider war das Zählwerk nicht so präzise, dass der auf diese Weise hingespulte Songanfang auch tatsächlich stimmte. Und so war mal der Einzähler-Click angeschnitten – zack Anfang vergeigt – mal hörte man noch den Schluß des davor liegenden Materials und einmal erwischte ich einen komplett anderen Song… eine Kassette pro Titel wäre die Lösung gewesen…
Neulich rief Norbert Saemann an und fragte, ob ich nicht Lust hätte für die Abonnenten des Meinl Newsletters eine exklusive Spotify-Playlist zusammenzustellen. KLAR! Thema? Wäre mir überlassen. STEILVORLAGE!
Und so habe ich unter der Überschrift The Beauty of Electrified and Programmed Drum Grooveseinen kleinen Funkturm errichtet, »not a timeline-based history of DJ culture, but a colorful mix to give kudos to all the engineers and researchers in music production, to all the bedroom producers and bricoleurs who find and develop new percussive sounds, textures and aesthetics, to all the visionaries and brave drummers who know that there is always more to discover.«
Für den Meinl Newsletter kannst Du Dich hier anmelden, anschließend werden Dir wohl Mitte der Woche der Link und meine Gedanken zur Playlist zugestellt (bestimmt mit dem oben abgebildeten Kurierfahrzeug).
Kannst jedenfalls schon gespannt sein: hier klopft der Gangsta-Rapper einem Peter Erskine oder Danny Gottlieb hinterm Simmons-Set anerkennend auf die Schulter, Sly Dunbar raucht einen mit der Bedroom Produzentin aus Offenbach, Jeff Porcaro programmiert die Linndrum, Jojo Mayer hebt ab, J Dilla fließt, Herbert betrommelt den Körper seiner Freundin, D’Angelo wackelt, Theo Parrish ebenso, Squarepusher beept mit Missy Elliot, Goldie grinst, Portishead weint, wer lötet eigentlich dahinten in der Ecke?? Egal, Phil Collins trommelt für den Dancefloor – ich tanze dazu und schau mir all die stromgeladenen Rhythmusmaschinen und Protagonisten im Netz an – und so weiter und so fort: knappe acht Stunden Spitzenqualität!
Neulich wurde ich zu meinen Übe-Konzepten befragt. Ich erklärte meinen Weg der Selbstmotivation – sich schöne Aufgaben zu stellen -, vergaß in der Kürze der Zeit aber einen anderen wichtigen Pfeiler: das Machen im Kontext, Wagnisse vor Publikum.
Selbstverständlich habe ich mir durch klassisches Training über die Jahre ein gewisses Repertoire an Grooves und Lösungen erarbeitet, aber die Überprüfung und Sortierung der Optionen (was funktioniert tatsächlich gut?) passierte ausschließlich in der Konzertsituation.
Meine bewusste und pragmatische Entscheidung (Minimalismus, sich aufs Wesentliche konzentrieren, Flow- und Groove Schwerpunkt, Unlust Instrumente durch die Gegend zu wuchten) mit nur Kick-Snare-Hihat und einem Becken zum Gig zu reisen, hat mir erst in der konkreten Konzertsituation gezeigt, an welchen Stellen die Stolperfallen liegen, wofür ich neue Workarounds brauche. Beispielsweise: Mir fehlten die Toms für typische Fill-Ins. Was tun? Ich kultivierte Mutes. Mir gingen bei so viel Übersichtlichkeit schnell die Farben aus. Ich integrierte diverse Schüttelperkussion, gerne auch zusätzlich zum Stock in der Hand, dann entdeckte ich die Vielfalt des Echogeräts und den Kosmos der elektronischen Zuspielungen.
Mein Interesse für die Ästhetik von elektronischen und/oder produzierten Beats konnte ich zwar zum großen Teil analytisch angehen und so auch auf meine Setups und Spieltechniken übertragen, am meisten gelernt habe ich jedoch durchs stundenlangen Jammen (Mit-Trommeln) mit einem DJ – im Club. Dabei verstand ich zunehmend besser, wie Spannungsbögen erstellt werden, auf was der Dancefloor abfährt/reagiert, wie sich das Publikum lesen lässt, auf was es inhaltlich (Beat-technisch) ankommt…
Nach der Turntablerocker Tour (2001) wusste ich, wie eine Band als dritter Plattenspieler agieren und sich um die Instrumentals kümmern kann, so dass die beiden DJs Michi Beck und Thomilla sich auf Acapellas, Classic Breaks und die Ganitur konzentrieren konnten. Kaum war mein Soloalbum („Organic Electro Beats„, 2003) in der Welt, schrieb ich viele DJs an, ob sie nicht Lust auf einen „interaktiven dritten Plattenspieler“ hätten, Dhoerste reagierte und nahm mich einfach mit – in eine komplett neue Welt, die ich nur vom Hörensagen kannte. Und ich trommelte auf unterschiedlichen Hybrid-Kits in DB verträglichem Format einfach zu seinem aufgelegten Set (gerne auch noch einen ausgedehnten Übergang mit dem vorigen bzw. folgenden Künstler)…
Steilste Lernkurve ever, zudem beflügelnde Freude!
Ich hatte eine neue Hobby-Perle gefunden, die nicht wirklich oft, dafür immer wieder aus neuem Gewand kräftig rausleuchtet. Zuletzt im Rahmen der Ludwigsburger Trommeltage mit DJ Friction und – hey! – nächste Woche mit Michel Baumann aka SoulPhiction/Jackmate im Mannheimer Jazzclub Ella & Louis.
Ich kenne kaum jemanden, der Hiphop, House und Techno mit so viel Feingefühl und Soulfullness formt. Immer entsteht Musik, die einen im doppelten Wortsinn bewegt: man möchte sofort tanzen, kann sich aber auch zurücklehnen und einfach zuschauen, zuhören. Insofern beste Voraussetzung für ein gestreamtes Unikat! Und da SoulPhiction viel mehr Live-Act als DJ ist, wird Improvisation und Interaktion groß geschrieben – so dass ein Jazzclub als Austragungsort nicht besser gewählt werden könnte! Tickets für unseren Gig am 12.03.21 können hier gekauft werden.
Über Michel zu schreiben wären nach Athen getragene Eulen. Er formt seit 1996 beständig den Clubsound, veröffentlich auf den renommiertesten Labels (ich wähle mal die „P“ beginnenden: Pampa, Perlon, Playhouse, PokerFlat), aber auch auf dem eigenen (Philpot Records). So viel ließe sich berichten (aber auch einfach nachlesen – so auch unsere gemeinsame Geschichte, die vor über 20 Jahren mit Pauls Musique begann und 2018 finally zum ersten Duo-Gig führte), also lege ich am besten mal ein Mixtape ein:
Bevor ich mich die nächsten drei Tage für einen FATONI Ausflug verabschiede (die Augsburger Momentaufnahme stammt von Ralf Theil), hier noch ein paar Fundstücke aus meiner Sommerloch-Sammlung.
Passt perfekt zum Hip Hop Thema: Neulich im Keller meiner Eltern wieder entdeckt, die Playback-Dubplates der Bürger Lars Dietrich Shows des Jahres 1998. Eins a oldschool Zuspielungen (seinerzeit vom Plattenpapzt). Jammerschade auch, dass die damalige Benztown-Album-Produktion bis auf die Single „Ein ganzes Jahr“ nicht veröffentlicht wurde.
In puncto Drum-Lifehacks möchte ich erneut das Hantel-Aufsteck-Gewicht loben, das nicht nur in der Bassdrum oder auf der tiefgestimmten Zweitsnare den Sound phat macht, sondern auch hervorragen als Bassdrum-Stopper das Wegrutschen der geliebten Vintage-Kick verhindert.
Ein weiterer Lifehack ist mein aprikosengroßer Flummi. Der kümmert sich unter den Füßen des Trommler um dessen Wohlbefinden, in dem er die entsprechen Fußreflexzonen/Triggerpunkte massiert. Hilft mir gegen Verspannungen und Krämpfe.
Da ich gerade meinen linken Fuß zum Kicken animiere – will sagen: ich übe gerade am Doublekick-Setup (wobei die zweite eine elektronische Bassdrum ist) – passt der Aufbau von Wes Watkins bestens zu diesem Unabhängigkeitsgedanken: er benützt zwar nur die herkömmliche Kick, hat aber anstelle des Floortoms eine zweite Snare und rechts daneben auch noch eine weitere Hihatmaschine aufgebaut, so dass eine dezente Stuhldrehung zum spiegelverkehrten BD-SD-HH-Spielgefühl führt.
Ah, gecheckt! Social Media funktioniert im besten Wortsinn folgendermaßen:
Beim Schreiben des kommenden Artikels meiner drums & percussion Reihe „Oli trifft…“ geht es an einer Stelle um die Erinnerung an das schwarz-weisse Falco-Tourset von Curt Cress. Um das Bild im Kopf aufzufrischen – es ist ja um die 30 Jahre alt – suche ich im Netz nach Fotos, finde auf die Schnelle aber nur was im eigenen Blog, leider nichts zum damaligen Interview im drums & percussion Magazin. Dafür gibt es ein passendes YouTube Video von der 1986er Tour mit dem gewünschten SW-Set. Scharf ist anders…Und es gibt ein weiteres, etwas älteres Video, deutlich schärfer und schlagzeugelektronisch interessant, das mich zu diesem Beitrag (Linn ’n Concert) animiert, der wiederum in der folgenden FB-Diskussion ein Post des drums & percussion Titels 1/87 hervorruft. Dass mir Mitch Thompson sein Heftexemplar gleich noch in die Post steckt und es sich auch noch um die Jubiläumsausgabe handelt schließt den Kreis – denn „Oli trifft…Matteo Scrimali“ erscheint ebenfalls in der Feier- (und Messe-) Ausgabe!
PS. als ich das Heft gestern aus dem Briefkasten holte, hatte ich ein schönes Deja Vu. Und jede einzelne Seite kam mir sehr bekannt vor. Neben der C.C. Story ist auch das Interview mit Sly Dunbar ganz groß (und Blog-relevant: >>…so weist sein Drumset heute neben einer akustischen Snare und den (natürlich akustischen Becken) ausschließlich elektronische Instrumente auf. Da zählt ein Simmons SDS V (mit den alten, harten Pads – „die neuen sind mir zu weich“) ebenso zum Kit wie eine gesampelte „ddrum“ Bassdrum oder eine Drummaschine für die Claps.<<)
PPS. ein paar Informationen ordne ich heute ganz anders ein, denn was ich damals vermutlich überlas, beeindruckt mich jetzt dann doch: zum Beispiel die Info das bei der Falco-Tour eine 8-Spurmaschine mit Backingtracks mitlief (und der Orientierungsclick für Curtie aus den Monitoren hämmerte), oder der „Trick 17“ zum Boss Dr. Rhythm Digital DR-220 (was tatsächlich dann etwas später auch mein erster Drumcomputer werden sollte).