Archive for the ‘E-Drum’ Category

Tina, Trevor, Hell & Mark

Mai 25, 2023

In der Nacht las von Tina Turners Tod, legte daraufhin ihr legendäres Comeback-Album „Private Dancer“ auf, zack Gänsehaut, weil Zeitmaschine in die eigene Jugend.
Für den Blog wähle „I Can’t stand the rain“ wegen seiner unverwaschenen, bolzengeradenen 80er-Drum-Ästhik (Reverse Snare, eiskalt verhallte Tom-Breaks, Whitenoise anstelle Crashbecken, die Hook – quasi Glockenspiel-auf-Synth und immer wieder auch ein dezentes „piuu“…)

Im Anschluß wird ihr „Tab Two“ Song mit Hellmut und Joo aufgelegt, „Thief Of Hearts“ (der damals – 1996 – übrigens von Trevor Horn produziert wurde). Dann selbstverständlich „Let’s stay together“ und die Hancock-Collab „Edith and the Kingpin„.

Mein absoluter Lieblingssong ist jedoch das Titelstück „Private Dancer“, alleine wegen des stimmungsvollen Intros und Jeff Becks Gitarre (OK, auch wegen damals). Dieser Song wiederum wurde von Mark Knopfler komponiert und so schaffe ich den Dreh ins Heute, nämlich mit der tollen Duo Platte von Arne Jansen, die sich dem schöpferischen Material von Herrn Knopfler widmet und passenderweise mit „Going Home“ betitelt ist.

PS. wenn ich ehrlich bin, muss ich beim Namen Tina Turner als allererstes an ihren damaligen Saxofonisten denken, Tim Cappello, der hünenhaft mehr den Körper als Töne zelebrierte, immer auf der Kante des Geschmacklosen balancierte – aber hey, wer vier Simmons-Toms an seiner Seite hat, MUSS ein cooler Typ sein!

PS. Die noch schönere Tonspur zum Artikel wurde dann spontan am Abend mit Michael Rütten in dessen „Soulsearching“ Sendung erstellt: http://radiox.de/sendungen/soulsearching/playlists/8244-soulsearching-25-05-2023

bewegen!

Mai 21, 2023

Die Woche war bewegend. Der Montag drehte sich noch darum, den persönlichen Kreislauf wieder anzukurbeln. Dienstag dann HfMDK (u.a. mit Stanley Randolphs „Honey“ und fantastisch klingenden vintage Sonor Congos aus dem Klassik-Lager), um dann am Mittwoch und Donnerstag (zum zweiten Mal) mit den Offenburgern Fachhochschülern ein dezent gesteuertes, improvisiertes Konzert zu entwickeln. Diesmal nicht auf dem Campus, sondern im ehemaligen Schlachthof, nämlich im Rahmen des 11 Räume Festivals.
Die Arbeit mit diesem Dutzend Musikmacher war erneut beeindruckend, geprägt von enormer Spiel-und Experimentierfreude, großen Augen und Ohren. Spielen mit und fürs Kollektiv – mega! Hey, danke lieber Markus für die Einladung!

Das Festival selbst war kunstvoll, zudem ich erlebte ich wunderbar charmanten Lo-Fi-Trap mit Inan€, sowie das Solo-Brett von Cucumbrconcert.

Und immer wieder Thema, die KI.
Professor Ralf Lankau, einer der Vortragenden, wünscht in seinen aktuellen Schriften einen ergebnisoffenen, interdisziplinären Diskurs anstelle des fortschrittsgläubigen Technikdeterminismus und Utilitarismus – treffend umrahmt vom (vermeintlichen?) Einstein Zitat:
>>Nicht alles, was zählt, ist zählbar, und nicht alles, was zählbar ist, zählt<<

Am Freitag reiste ich mit der Schwarzwaldbahn weiter zum Jazzfest Rottweil (schön mit dem neuen SBTRKT Album auf den Ohren). Dort erfuhr ich im Gespräch zwei positive KI-Gegenstücke: einmal die StemRoller Freeware („separate vocal and instrumental stems from any song“) als Alternative zur Moises App, sowie die Erkenntnis, dass dank „machine learning“ zwar jegliche persönlichen Bausteine eines Künstlers eingelesen und auf ähnliche Weise reproduziert werden können, das Persönliche selbst jedoch – was beispielsweise einen Konzertabend ausmacht (angefangen vom Bewusstsein der besondern, einmaligen Konstellation aus Bühnenmenschen und Publikum, über den direkten Draht zu den Zuschauern, hinzu spontanen Reaktionen) – davon ausgeklammert sein wird…

Übrigens, SBTRKT (aka Aaron Jerome) ist nicht nur ein heißer Produzent, sondern auch ein top-notch hybrid drummer!

PS. Passend zur Überschrift wurde die ganze Reise selbstredend mit Bus, Rad und Bahn durchgezogen!

Mamão

April 18, 2023

Als hätte ich es gespürt, habe ich Ivan Conti heute im Unterricht hochgejubelt, jetzt lese ich auf der Seite meines DJ-Freundes Pedo Knopp, dass er gestorben ist. Oh, no!

🥁🕊️🙏🏼💔 Heartbroken to hear of the passing of legendary Brazilian drummer, Ivan Miguel Conti Maranhão (1946-2023), known to many as Mamão. Ivan was a gifted musician who made significant contributions to the world of music through his band Azymuth, but also as part of Os Ipanemas, Grupo Batuque, Jackson Conti (with Madlib) and other outfits.
As a fan of his work and a DJ who has been deeply inspired by his rhythms, I had the honour of meeting Ivan once. While he’s a legit legend, he was a down-to-earth, kind, lighthearted, and humble person who was always willing to share his knowledge and passion for music with the next generation of musicians and his fans. Ivan’s drumming skills were unparalleled; he had a unique sense of intricate Brazilian grooves. He co-founded Azymuth in the early 1970s and helped establish them as one of the most influential Brazilian bands of all time. Ivan’s contributions to Brazilian music are immeasurable, as Azymuth was one of the driving forces behind the global dissemination of Brazilian music, and played a crucial role in the resurgence of interest in Brazilian music. During his career, Ivan performed on countless albums, and his drumming can be heard on some of the most iconic Brazilian recordings of all time. His influence on Brazilian music and his legacy will live on through his recordings and the countless musicians and DJs he inspired.

Heute morgen lief „Partido Alto“, meine ersten warmen Gefühle galten aber zuerst dem „Jazz Carnival“ (1979) und all jenen Azymuth Tracks, auf denen Mamão diverse Synth Drums in sein Kit integerierte.

rhythmische Osterferien

April 14, 2023

Ich bin eigentlich nicht so der „Guinness Buch der Rekorde“ Typ. Heute jedoch ausnahmsweise schon.
Denn in Amsterdam gibt’s legendäre Trommler zu bestaunen, nämlich den vermutlich teuersten und kunstvollsten, Jacob Jorisz – er ist rechts unten im Rembrandt Megaklassiker „Die Nachtwache“ aus dem Jahr 1642 zu sehen, sowie RBMA-20, seines Zeichens größter analoger Stepsequenzer der Welt (und lädt zum Bespieltwerden ein).
Also, ab in die dementsprechenden Museen, ins Rijksmuseum bzw. Our House.

El Estepario Siberiano tauscht seinen Drumeo-Videokurs „Fastest Way To Get Faster“ gegen Deine Email-Adresse und Aaron Sterling hat Grooves durch diverse Effektpedal gejagt und daraus das Sample-Pack „Pedalboard Drums“ (mit 152 Loops und 130 One-Shots) erstellt:

Leider ist der Dubreggaeproduzent und Soundsystempionier Jah Shaka gestorben. Anlass, um einiges nachzuhören:
>>Ein wirkungsvoller Uptempo-„Four on the Floor“-Beat, der mehr treibt als dass er groovt, weil jede Viertelnote von der Bassdrum betont wird. Von dem Drummer Leroy Horsemouth für Burning Spears „Red Gold And Green“ [1975] zwei Dekaden zuvor erstmals oftensiv in den Reggae gestampft, danach von Sly Dunbar im Channel neu konfektioniert, geht er unter dem Namen „Steppers“ in die Annalen des Reggae ein und wird in England als „Steppaz“ zum Evangelium der Sound Systems. Deren Prophet heißt Jah Shaka. Der um 1950 in Clarendon geborene Jamaikaner ist seit 1956 in England, seit den frühen 1970ern betreibt er ein Sound System. Auch bei ihm läuft die „Kunta Kinte“-Dubplate aus dem Channel One Studio in Dauerrotation. Shaka ist kein Engineer, er bestellt Dub, produziert Dub und legt Dub auf. Damit etabliert er sich, ohne selbst zu mischen, als eine der einflussreichsten Personen der englischen Dub-Szene. Für den Rastafarian ist Dub-Musik eine „spirituelle Ressource“, bei der die Anwesenheit Jahs in den Vibrationen des Basses spürbar ist. Die Basswellen aus den überdimensionierten Lautsprecherwänden der Sound Systems bewirken, dass Musik nicht nur gehört, sondern auch körperlich gefühlt wird. Für Shaka ein heiliges Ritual, das der Steppers Beat befeuert. Marschieren und vibrieren – acht, neun Stunden oder länger legt er auf, ohne Unterbrechung, ohne Pause, bis er und die Besucher seiner Dances in einen tranceähnlichen Zustand verfallen.<<
(aus Helmut Philipps „Dub Konferenz„, Seite 235f)

Hier ein Ausschnitt aus Franco Rossos Film „Babylon“ (1980) – mit viel Piuu und Dub Sirene!

Zum Abschluß noch der tolle und kreative Billy Martin aka Illy B mit seinen Bambussträuchern (hurra, ein weiteres Perkussionsinstrument direkt aus der Natur!)

der Trigger

Januar 25, 2023

In unseren kleinen Schlagzeugwelt ist der Trigger ein aufs Fell gedrückter Piezo, der die getrommelten Impulse weiterleitet – beispielsweise zum Drumsynth, E-Drum-Modul oder in den Eingangskanal des Audiointerfaces – um dort einen zumischbaren, elektronischen Klang auszulösen.
Aus dem medialen Alltag kennen wir die Triggerwarnung. Dass jedoch der damit verbundene Trigger komplex, vor allem eine persönliche Problematik ist, die sich auf erlebte Traumata bezieht, erklärt Thomas Weber in der heutigen taz und deshalb fordert er einen präziseren Sprachgebrauch. Letztlich geht es mehr um Sensibilität und einen maßvollen Umgang, weniger um einen permanten alarmistischen Zustand.
(Und dabei entsteht dann doch ein ganz klare Parallele zu unserem gleichnamigen Musik-Werkzeug: der Sens-Regler bestimmt eine stabile Funktion. Ein Zuviel löst doppelt aus, zu wenig, führt zu Unklarheit. Die Art des gewählten Klangs, ein angemessenes Mischverhältnis sorgt für anhaltenden Wohlklang, wohingegen Alarm kurzfristig durchaus effektiv zu überraschen vermag, dauerhaft jedoch unangenehm nervt…)

sprechen statt spielen – auch toll

Januar 21, 2023

Anstelle des gemeinsamen Konzerts traf ich mich am Donnerstag Abend mit Kabuki – einfach nur zum Essen. Dabei streiften wir spannende Themen: verschiedene Mikrotonalitäten und Colliers „Moon River“, das lange nicht entdeckte „Shook Ones“ Sample, die unterschiedliche Räumlichkeit gepitchter Samples (siehe dazu auch Alex Hoeffkens „Varispeed“-Drumrecording), den morgigen Beginn des neuen Mondjahres bzw. das Jahr des Wasserhasen (das angeblich viel Raum für Kreativität und deutlich mehr Ruhe und Harmonie verspricht).

Vor dem Essen war ich seit langem mal wieder im Second Hand Plattenladen, kaufte dort u.a. eine Baden Powell MPS Compilation und hörte mir den „Dialogue of the Drums“ von Andrew Cyrilles und Milford Graves an.

Gewissermaßen als Nachspeise hänge ich noch „Akira Jimbo playing a disappearing drum set“ dran. Eigentlich gefiel mir Jimbos Art zu trommeln nie besonders – trotz seiner Affinität zur Elektronik. Die Idee zum Reduktions-Video hingegen finde ich eine gut.

Last but not least: auf meine todo-Liste kommt das Meinl Cymbal Pedal Mount, das ich gerne mit den Smack Stacks bestücken würde.

drumming and dubbing the master-output

Januar 18, 2023

Hier mal die Idee mit einem Stereoplayback (Kabukis Track „Medusa“ vom aktuellen Album):

Am Donnerstag eröffnen wir eine neue Saison des „Temporären Elektronischen Salons“.
Diesmal mit Hans Glawischnig (Bass und Looper), Kabuki (Modular Synth) und mir als Drummer und Dub-Mixer.
Ich hatte neulich für ein Werkstattkonzert in der Offenburger Hochschule meine sagenhafte Superswitcher-Box entstaubt und erstmals damit den Master-Output beeinflusst, sprich den Gesamtklang vor seinem Weg zur Anlage gedubbed.
Mittels der „momentary Arcade buttons“ kann ich sowohl die Summe temporär stummschlalten, damit auch rhythmisch unterbrechen, als auch (mittels als „send“ konfiguriertem Knopf) ins Echogerät schicken.
Und genau diesen Ansatz möchte ich nun auch im DTES ausprobieren.
Also: Donnerstag, 19.0.23 ab 20.30h im Frankfurter Ono2 (fällt leider aus, Personalmangel wegen Corona…)

Und der Audio Disease SS1-Superswitcher im Großformat.

Im inneren der Box lässt sich jeder der vier Taster ruckzuck entweder mit Mute- oder Send-Eigenschaft bestimmen, also ob ein anliegendes Signal angeschaltet wird (und somit aus dem Ausgang geschickt wird) oder ob ein durchgeschleiftes Signal ausgedrückt wird.
Leider wird die Box nicht mehr hergestellt. Als Alternative, auch als Tool für weichere Cuts bietet sich das klassische Volume-Pedal an. Mit ihm kann sowohl stumm-gefadet oder eingeblendet werden.

Zu Ehren des kürzlich verstorbenen YMO Drummers Yukihiro Takahashi (Tama Superstar E-Drum Pioneer) sollte ich eigentlich auch noch irgendeinen analogen Drumsynth zum Konzert mitnehmen – mein Coron Drum Synce scheint mir sowohl klanglich passend, als auch Taxi-reisefreundlich.
Ich verlinke die 1980er Budokan Show des Yellow Magic Orchestras, an eine Stelle, bei der ein stattlicher Syndrum-Piuu zu meinen beiden Lieblingstracks („Nice Age“ und „Rydeen“) übereitet:

und noch ein Video seines Duos mit Steve Jansen (bei dem zufällig auch noch mein Fusion-Gitarren-Held Jimi Tunnell mitspielt):

a toy?

Dezember 28, 2022

>>A parallel can almost be drawn between the synth drum and a chinese cymbal. Struck once or twice at just the right point during a number, it can bring a different „colour“ to a passage or tune. Played incessantly (or worse, incorrectly) it is just tedious.<<

>>As far as electronics go, I just did a bunch of records using the Syndrum. I was one of the first guys to see the prototype of that. Jim Keltner, Hal Blaine and myself were using those in recording when the prototypes came out. Now, everybody is using them. That Carly Simon tune, Nobody Does It Better [1977], was one of the things I did using the Syndrum.<<
Jeff Porcaro in Modern Drummer July 1978

>>When I first got Syndrums, I used them on four records: a Boz Scaggs record [Down Two, Then Left], a Diana Ross record, a Leo Sayer record [Thunder In My Heart], and Carly Simon’s „Nobody Does It Better,“ which was the first record out with Syndrums on it. I did those four records in a one-month period. Right after that I saw a Ford commercial with Syndrums, and I threw up my hands and said, „Okay, that’s it.“ As soon as you hear something on a TV commercial, it’s Mattel. It’s a toy.<<
Jeff Porcaro in Modern Drummer November 1988

start smart

Oktober 10, 2022

Schöner Wochenstart mit einem neuen Luminos W Video (und dem neuen Track „All In No Out“, der damals noch unter dem Arbeitstitel „Start Smart“ auf der Setliste stand).
Peter in Höchstform, tolle Gäste (Wolfgang Schmid und Max Gerwien) und ich in Floortom-Laune (war halt das Festival-Drumset…)
Alles in allem (wieder mal) ein schönes Dokument von WahWah TV!

Meinl Percussion Digital Stomp Boxes

Oktober 4, 2022

Oh wie spannend: Meinl wirft die kompakte (350 Gramm leichte) elektronische Zigarettenschachtel auf den Markt, bzw. links neben mein Hihat-Pedal, mit vier unterschiedlichen Geschmäckern (von denen mich der Clap und Kickdrum Sound tatsächlich am meisten interessieren).
Denn dass sich die Ferse des Hihat-Fußes optimal dafür eignet, zusätzliche Klänge zu treten oder weitere Sound-Layers zu overdubben, entdecken wir bei immer mehr top Drummern aus den unterschiedlichsten Genres: ich denke dabei an die Spider-Technik von Jan Stix Pfennig (Drum’N Bass), an die beiden unterschiedlich bestückten Hihatmaschinen von Marcus Gilmore (Jazz), an die zweite, „boomy“ Kick von Carter McLean (Jazz) oder auch an meine eigene „Hackentrick“ Versuche.
Und alternativ zum Hihat– oder Kick-Pedal lassen sich die Kistchen selbstverständlich auch ganz herkömmlich treten, um für andere Klangfarben zu sorgen.

Let’s check them!