Verregneter Montag, nichts zu tun, denn der meiner Luft-Hihat (ein ins leise Nichts weiter bewegter Stock-Puls, der letztlich fast immer auf dem Oberschenkel landet) geschuldete blaue Fleck verblasst ja von alleine.
Zeit, um Zeitung zu lesen, übers Netz zu fliegen und die passende Begleitmusik zu kompilieren.
Nice Reso-Head-Muffling im 80er Steve Gadd Style:
Die tolle Trommlerin Linda-Philomème Tsoungui schrieb mir vor ein paar Monaten: >>Der Tonmann von Cro hat mich letztens die weibliche Oli Rubow genannt. Hat mich bisschen geehrt.<< Heute fühle ich mich gebauchpinselt, als #philo.tsounui markiert zu sein – und zack 20 Jahre jünger…
Mark Guiliana hatte nach der Bag-Show bestimmt auch Farbe auf’m Bein…
Kurz vor Ende der Sommerferien machte ich das Experiment, mit BMX und Bahn zum DePhazz Gig anzureisen – angedacht als eleganter Crossfade vom Urlaubsmodus zurück in den Trommelalltag.
Dank gestellter Backline waren die Rahmenbedingungen optimal, nur meine Reise-Gewohnheiten mussten noch angepasst werden, denn: sich spontan und kurzfristig via DB-Navigator App für eine Zugverbindung zu entscheiden, funktioniert nur noch dann reibungslos, wenn man mit viel Zeit und diversen Umstiegen in S- und Regionalbahnen zuckelt. Sobald IC oder ICE Züge im Routing vorkommen bekommt man die Informationen zur Platzverfügbarkeit sowie die extra Fahrradmarke nur noch im Reisezentrum. Wer dennoch ungebucht am Gleis steht – wie ich – hat noch eine letzte Chance, indem er den Zugchef nach einem freien Rad-Plätzchen fragt (was bei aber mir erst im zweiten Anlauf geklappt hat).
Ich benötigte für die 180 Kilometer von Urbach zur Volksbank-Bühne in Worms letztlich fünfeinhalb Stunden – und war dennoch glücklich!
Die blauäugige Spontanität des Vorhabens sollte mich noch weitere Male einholen und Lösungen erfordern: ein leichtes Fahrradschloss konnte ich direkt im ersten Etappenziel besorgen (im Fahrradladen eines alten Grundschulfreunds) und für die Beleuchtung der Nachtfahrt zum Hotel musste das Handy herhalten: Taschenlampe (als Vorderlicht), sowie ein rotes Bild, das als Bildschirmschoner (in Verbindung mit deaktivierter Bildschirmsperre) ein Rücklicht imitierte. Nur schade, dass nicht StVZO…
anyway, ich speichere diese Idee in Verbindung mit der 100 Jahre älteren (Kunst-) Vorlage von Alexander Rodtschenko (Komposition Nr. 60) ab.
Ich bin jedenfalls wieder wohlbehalten in Frankfurt angekommen und freue mich nach knapp fünfwöchiger Abwesendheit mächtig aufs Kochen!
Bei den Rhythmusmachern sorgen zwei T-Themen oftmals für Stress – Tuning & Timing.
Beide werden gerne in den Schubladen „unübar“, „mystisch“ oder „erst mit langjähriger Erfahrung zu meistern“ verstaut, somit aus dem Fokus verbannt.
Dabei gibt’s doch auch für derartiges Problem-Mobiliar eine Art Feng Shui zur fokussierten Entrümpelung…
Und von mir kommt ein Inner-Clock-Game. Denke an Deine Lieblingslieder, suche Dir 3 All-Time-Favs heraus.
Dann singst Du aus dem Gedächtnis mal einen davon an und vergleichst im Anschluss Dein intuitiv gewähltes Tempo mit dem Original – vermutlich bist Du ziemlich nah dran, oder? Wenn nicht – nicht schlimm – dann hörst Du Dir den Song genussvoll an und versuchst es später/am nächsten Tag nochmals.
Jetzt ermittelst Du die Geschwindigkeit (bpm) des Tracks und merkst sie Dir
Und bald kannst Du dank dieses Spiels drei verschiedene Tempi aus dem Stegreif einzählen!
Die Zocker unter euch bleiben dran und versuchen die Zehnerschritte zwischen 60 und 130 bpm parat zu bekommen.
Angespornt, noch leichter zu reisen, erinnere ich mich an meine Proberaum-Kick, bei der ich vor längerer Zeit für eine Aufnahme das Resonanzfell entfernt und diesen Umstand aber bis heute bewahrt habe. Irgendwie klar, denn die Bassdrum lässt sich leicht stimmen und perfekt abnehmen. Je nach Geschmack bzw. Sustain, mal mit oder ohne Kissen (und Stein)…
Jedenfalls habe ich gestern im Yachtclub auch „meinem kleinen Superstar“ den Deckel entfernt und bin begeistert! Oldschool Optik, irgendwo zwischen Disco, Hal Blaine und Carlton Barret:
Passend dazu der Exkurs des Drum! Magazine über den Siebziger-Drumsound und „einfellige“ Trommeln:
>>Drumhead makers must have been in tears during the 1970s. Why? Because single-headed toms were the rage. In fact, many kits did not come with bottom lug hardware. Like any fad, it just “happened.” There was no formal declaration of “war against resonant heads,” but lots of people point to Hal Blaine’s performance backing Nancy Sinatra on The Ed Sullivan Show in the late 1960s. Blaine, one of the most recorded drummers, took the stage with a large kit that featured single-headed tom toms. A longtime Ludwig endorser, Blaine sent a letter to the company suggesting they market the format, and the rest, as they say, is history. Soon Ludwig released a kit called the Octa-Plus, featuring single-headed “melodic toms.” Slingerland and others followed suit with single-headed “concert toms.” Regardless of the name, the direct attack and fast decay of these drums are a crucial element of the ’70s sound.<<
In letzter Zeit sind viele Tipps und Geschenke eingetrudelt, die ich mir jetzt nach und nach anhöre. Hier ein paar Neuentdeckungen mit tollen Stellen, Klängen, Grooves.
Dass ich beim Weiterforschen durch Zufall den legendären Hakim-Mülleimerdeckel in diversen Live-Mitschnitten aus den Jahren 1983 und 1984 sichten konnte, war eine große Freude!
Ich zitiere dazu die Linenotes von Bob Porter >>Idris has his longest solo of the date here and toward the end introduces tuned tom toms so that a weird melange of sound is the result<<.
Gang Starr „No shame in my game“ (1992), Crusaders „In the Middle of the River“ (1973)
Dieser Track ist das perfekte Beispiel für einen herunter gepitchten Breakbeat, du kannst ihn dir in drei Geschwindigkeiten/Stimmungen an. Der originale Crusaders Schnippsel (ab 0.22′) läuft dabei am schnellsten, bei Gang Starr gibt es die ultra langsame und in die Tief gezerrte Version im Intro und nach der Ansage >>speed up this track and I’m (gonn)a drop the latest facts<< dann ab o.35′ der amtliche Beat, schmoove!
Narada Michael Walden„Mango Bop“ (1977) Ich meine festzustellen, dass Herr Walden bei discoiden Grooves die Hihat gerne auf den Zählzeiten „eins und“, sowie „drei öffnet.
Alphonso Johnson „Earthtales Suite“ (1977), Eins Zwo „Bombe“ (2001)
Das ist jetzt musikalisch nicht ganz mein Fall, aber das (von David Igelfeld?) getrommelte weisse Rauschen ab 3.35′ ist eine Klangfeuerwerk für sich! Kein Wunder, dass sich Eins Zwo im selben Track bedient hatten und ihre Weiterentwicklung „Bombe“ tauften…
Und wo wir schon bei Eins Zwo sind: „Der Eine & der Andere“ hat auch ein schönes Beatgerüst!
Wolfgang Haffner „Ning“ (2006)
Super Filzklöppel Snare Sound, ohne Teppich, dafür mit elegant gegateter Resonanz…
(wie der Klang tatsächlich zustande kam, muss ich mal bei Gelegenheit erfragen…)
Ich hatte immer wieder diese Wayne Shorter Momente, wo er mich so ergriffen hat, dass seine Musik in Dauerschleife laufen musste: Ob das „Nefertiti“ war oder „Infant Eyes„, die hoch emotionale Duo Platte mit Herbie Hancock oder die komplette Weather Report Box. Diese 53 Minuten Film gehören definitiv auch dazu! So dass ich kurz davor bin, die ganzen Weisheiten zu transkribieren. Die passenden Überschriften hätte ich schon:
freies Improvisieren, Potential, Risiko, Demut, der musikalische Urzustand „Zero Gravity“, Verlust, Tod & Tragödie, das Kind auf die Schulter setzen, „putting water in the chord“, schweben, not only music – something else, das Mysterium erhalten, der Fehler als Anfang, sich überraschen, Mut, „das Unbekannte kann man nicht proben“, Phantasie, Schwerelosigkeit, die Geschichte gemeinsam schreiben UND erzählen
PS. ganz profan und Blog bezogen, können wir zudem ab 30.12′ Brian Blade beim Stimmen zuschauen
Irgendwann innerhalb des Themenblocks „Mind“ ermuntert Benny den Zuschauer, mal diesen mentalen Übe-Trick auszuprobieren, bei dem das komplette Arrangement eines Songs gesummt wird, im Kopf dabei die Schlagzeugbegleitung abläuft. Ziel ist, dass sich die Inhalte fest verankern und im Idealfall so selbstverständlich in Fleisch und Blut übergehen, dass man schließlich beim tatsächlichen Spiel Kopf und Sinne frei hat.
Nachdem ich mir gestern Nacht die komplette DVD „The Art & Science of Groove“ in einem Rutsch anschauen (musste!), versuchte ich mich nach dem Aufwachen an die vielen Tipps und Anregungen des dreistündigen Seminars zu erinnern.
Und, ähnlich wie in der eingangs beschriebenen Arbeitsweise, ist unglaublich viel hängengeblieben. Grund dafür ist Benny Grebs sympathischer Art, gravierende Inhalte mit verschiedenartigen Ankern (bildliche Überschriften, Eselsbrücken, Wortschöpfungen, Slapstick-Einlagen, filmische Situationswechsel) zu verknüpfen und dadurch den Berg an Information perfekt (erinnerbar) zu gliedern.
[Trailer]