Archive for the ‘Attitude’ Category

schwing!

Mai 25, 2023

„Oscillate“, ein schöner Imperativ, ist der Titel von Alexander Floods neuem Werk – ein Schlagzeuger-Album nach meinem Geschmack!

Ansonsten weiß ich zu berichten, dass vor 70 Jahren der Mount Everest erstmals bestiegen wurde, die Geschichte den Sherpa Tenzing Norgay leider nur zweitrangig erwähnt und gefeiert hat.
>>Mit Edmund Hillary [dem anderen Erstbesteiger] verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Doch einzig der Neuseeländer wurde von der Queen zum Ritter geschlagen, Tenzing erhielt nur die George-Medaille, die zweithöchste zivile Auszeichnung Großbritanniens. Als das Königshaus Tenzing und seine Familie nach London eingeladen hatte, fragte die Queen Angh Lamu, wie sie auf den Erfolg ihres Ehemannes reagiert habe. „Ich habe ihm ein Geschenk gekauft“, sagte sie. Welches, wollte die Queen wissen. „Eine Dose Kondensmilch“, sagte Angh beschämt.<<

Und vor 90 Jahren reichte Herr Bialetti dieses schöne Patent ein:

All right, diese Woche gibt es mal wieder einen tanzenden Salon, am Samstag 27.05. ab 22 Uhr im Frankfurter Ono2: Rubow & Leicht & DJ Kosmik Kat! Kommt vorbei und schwingt mit.

thimble

Mai 14, 2023

Das ist ein Fingerhut (englisch: thimble), der von mir hiermit offiziell als alternativer Schlagzeugstock anerkannt wird.

Max aus Bremen hat viele großartige Ideen, aber dieses fast in Vergessenheit geratene Nähzubehör auf die Bühne zu heben – wo es als Höhen-und Lautstärketurbo für Finger-Grooves dermaßen überzeugen kann – ist eine Meisterleistung!
Hier mal fünf Links zu seinen Fingerhut-Filmchen:

Selbst im komplett natürlichen Umfeld könnte der Fingerhut den ein-oder anderen Klang rausblitzen lassen…

collected silence pieces

Mai 11, 2023

Ulf schickt mir – passend zum Corona-Isolierzimmer – den Link zum Hörspiel von Heinrich Bölls Satire „Doktor Murkes gesammeltes Schweigen„. Es ist toll – liebvoll gemacht, angenehm unterhaltsam und regt die eigenen Gedanken (jenseits der schulmeisterlichen Einordnung) an.

Mir gefällt vor allem der Tabubruch, teures Bandmaterial mit „Stille“ zu bespielen oder den aus Aufnahmen entfernten Leerlauf zu sammeln, um all jene Schnipsel schließlich zu einer beruhigenden Detox-Klangcollage zu verbinden.
… der Klang der Stille, Sound of the Break, die Pause, Mute – immer eindeutig das Gegenteil von Sound, aber notwendige Grundlage von Rhythmus und Musik…

Aber auch das Thema der (opportunen) Sprachkorrektur ist hochaktuell. Denn so sehr ich linguistische Bedachtheit und sprachliche Feinheiten schätze, graut es mir vor Dogmatismus und Schwarz-Weiß-Regeln ohne Grautöne…

Dass ich ebenfalls gerne die Beinahe-Stille sammle, zeigt dieser Filmschnipsel aus dem Hotel Usbekistan. Ein kurzer Moment (klein bisschen mehr als ein film still) aus dem 17. Stockwerk mit einem für die WM trainierenden Boxer und Blick aus dem geöffneten Bar-Fenster nach unten…


Taschkent

Mai 7, 2023

rund und warm,

musikalisch bunt! (Platten aus dem 139 Documentary Center, die Ghettoblaster fotografiert von Ulf Kleiner im TV Tower)

Überall Muster * / # :

und „seizmischer Modernismus“ – großartige Architektur

friedlich, durchweg freundlich!

Und mit unzähligen Chevrolets im Straßenbild – zum Glück nicht nur…

Die Metro ist ohnehin am Schönsten (eine Fahrt kostest 1400 So’m, also knapp 13 cent)

Zum Essen: (Minor) Somsa, Schaschlik und Plov, im Idealfall ein frischgepresster Granatapfelsaft und als Nachtisch dann karamellisierte Erdnüsse mit Sesam.

… in der Welt touren zu dürfen ist ein Geschenk…
Oli sagt: danke, DePhazz!!!

Lernen 2.0

April 27, 2023

In der gestrigen taz gab es ein Gespräch mit Robert Lepenies über Künstliche Intelligenz, die nicht nur die Gesellschaft verändert, sondern auch das Lernen.
Diese Positionen habe ich gleich mal abgeschrieben:

>>Was verändert denn ChatGPT?
Erst mal macht es uns klar, wie falsch es ist, Bildung immer nur im Kontext von Prüfungen oder Seminararbeiten zu sehen. Wissen muss etwas sein, das die Welt voranbringt. Bringt uns diese Debatte hin zu mehr Praxisnähe, zum Ausprobieren, zum experimentellen Lernen? Das wäre toll. Ein reiner Fokus auf Hausarbeit oder Klausur als Maßstab für erfolgreiche Bildung – davon müssen wir uns befreien.<<


>>Eine Antwort ist eine Pluralität der Prüfungsformen. Wir müssen vom Auswendiglernen und Reproduzieren weg zur Anwendung, zur Transformation – der Welt und der eigenen Persönlichkeit.<<

>>… es [geht] vor allem darum, kritisches Denken zu vermitteln:
Wer bekommt denn die ganzen Daten der Nutzenden?
Woher kommen die Trainingsdaten für die KI?
Welche Biases, also Verzerrungen sind da möglicherweise drin?
Wie geht man damit um?
Wie checken wir Quellen?
Das alles macht einen noch nicht zum Gestalter, aber es schafft eine Digitalkompetenz. Und die ist die Basis zum Gestalten.<<

don’t wanna sound like anybody else

April 25, 2023

Zwei kurze Video-Beiträge:
Ein Tag im Leben des fantastisch kreativen Schlagzeugers Julian Satorius, der mit nur 12 Schlägen pro Stunde einen ultra langsamen Beat erstellt hat, welcher im Zeitraffer vertraut klingt, aber durch die sensationelle, natürliche Lightshow auf ganz besondere Weise strahlt:

Dann wieder mal das älteres Erklärvideo von Kieran Hebden aka Four Tet und sein Vier-Kanal-Ansatz, um schon vorhanden Tracks auf unterschiedlichste Weise live remixen zu können. Eigen und sehr musikalisch!

Drummer Tag in Bühl

April 22, 2023


Irgendwie war alles entspannt: ich machte mich mit dem Klapprad auf den Weg zum Bahnhof, in der Satteltasche fand das Stockmaterial, diverse Raschelperkussion und die Echoabteilung ihren Platz, Hihats, Crash und Flatride waren im Beckenrucksack, irgendwo passten auch noch Zeitung, Zahnbürste und meine Kopfhörer rein.
Also alles dabei, aber alles nicht allzu schwer. Raus auf die Straße und direkt den vielversprechender Geruch von Frühling um die Nase…

Im Zugabteil angekommen, las und suchte ich – wie immer auf dem Weg zu einem Workshop – nach irgendeinem potentiellen Aufhänger, Richtungsweiser, Eisbrecher. Dank des Utopie-Specials der wochen-taz wurde ich prompt fündig. Genau diese zwei Sätze aus dem Interview mit Stefan Selke sollten es werden:

>>Wir brauchen das Gefühl, dass es Freude macht, über die Zukunft nachzudenken.
Aufbruchstimmung!
Zukunftseuphorie ist der soziale Treibstoff für Veränderung.<<

>>Transformation ist ja nichts anderes als der Glaube daran, dass die Welt gestaltbar ist und dass man selbst einen Beitrag leisten kann.<<

Zack, stellte sich das schöne Gefühl ein, nämlich die Gelassenheit und Gewissheit, dass es (schon oft funktioniert hat, klar, aber) offensichtlich IMMER funktionieren wird, eine solche Aufgabe einfach mit dem zu bestreiten, was an Substanz ohnehin schon da ist. Dass ich eben nicht immer einen neuen Trick aus dem Hut ziehen, ein exklusives Gadget auf Tasche haben muss, sondern der Fundus an bisherigen Erfahrungen ausreichend groß ist, dass irgendein zufälliger Trigger (in diesem Fall mein Konzept des Lektüre-Mottos) genügt, um all den Möglichkeiten eine immer wieder andere, aber klare Struktur für die anstehende Workshopzeit zu verleihen (bzw. mir einen Bezugspunkt fürs freie Wirken).
Gut.
Die Themenpfeiler tauchen deutlich auf: Ich möchte die Teilnehmer also neugierig machen, ihnen aber auch eventuelle Ängste nehmen, damit sie das Neuland entspannt betreten können. Natürlich wird es um (Spiel-) Freude als Motor gehen und um die Wichtigkeit einer schönen Zielsetzung – was ich ab sofort noch lieber „Zukunftseuphorie“ nennen möchte – und wenn ich mit meinen thedrumsounds-Ansatz (also Klänge zu sammeln und zu transformieren) überzeugen kann, dann lässt sich zu guter Letzt der zweite Satz wie folgt umdrehen:
Ich gestalte, bin also eindeutig in der Lage auch bei der Gestaltung der Welt einen positiven Beitrag zu leisten!
Wow – Musikmachen UND die Welt verbessern, was ne Reise :)))

Als ich jedoch in Bühl die Bühne betrat, war sofort klar: meine mentale Vorbereitung kann ich vielleicht in den Blog tippen, aber hier würde das bunt gemischte Publikum was ganz anderes brauchen:
Dialog, Mitmachen und Interaktion!
Und so entwickelte sich ein eins Nachmittag, wie von selbst!
(… irgendwo hatte ich doch auch was über „gemeinsam Machen – Kräfte freisetzen“ gelesen – zum Glück nicht abgeschrieben, sondern einfach direkt erlebt…)

Im Anschluß an den Workshop stand noch ein Duo-Konzert mit dem tollen Schlagzeuger und Perkussionisten Markus Faller (den ich bestimmt 20 Jahre nicht mehr getroffen hatte) auf dem Programm, Auch das funktionierte erfrischend selbstverständlich (und jegliche Absprachen im Vorfeld).
Noch so ein Zustand/Ergebnis/Ding, das mir wohlbekannt ist und mich dennoch jedes mal aufs Neue erstaunt, also dass es sich mit offenen Ohren und der besonderen Sprache der Musik ebenso stringent unterhalten lässt, wie mit einem großen Schatz aus klugen Gedanken und wunderschönen Formulierungen. Vielleicht sogar noch etwas mitreißender?

Hier noch der Link zum taz-Utopietraining. Und ein Song-Tipp von Hans Glawischnig:

Lautstärkenkontrolle

April 6, 2023

Leise trommeln (können ist gar nicht immer so easy). Lohnt sich, geübt zu werden.
Weil es
a.) oft DIE musikalischte und optisch angenehmste Lösung ist (I hate drum shields…)
b.) verdammt kompakt (und fett) klingen kann
c.) die Verquickung mit elektronischen Klangerzeugern oder Zuspielern vereinfacht
d.) die typische Erwartungshaltung von Vordergrund/Hintergrund auf den Kopf stellen kann

Manchmal – ich denke da an krasse Venues (riesige Kirchenschiffe, Jazzclubs, in den die Gäste schier gar mit auf der Bühne sitzen) und spezielle Settings (Crossover mit Orchester, One Point Recordings, Galas im Flüsterbereich, Musik mit rein akustischen Instrumenten) – verhilft neben einer kontrollierten Spieltechnik die Präparation des Drumkits zum guten, balancierten Sound.
Und zack, entsteht auch die Möglichkeit, neue Kandidaten in den Vordergrund zu stellen – wie hier die getretene Caxixi:

Die Protagonisten dieses Films sind: alternatives Schlagmaterial (Vicfirth Remix Brushes & Dualstick), eine 12“ DIY closed Hihat aus Meinl Byzance Splash (top) und Safari-Bottom (mit 10“ Muffin zwischen den Becken), einem 16“ Muffin auf der Standtom, einem 14“ Meinl Cymbal Mute auf der Snare und eine mit Evans db One befellte 20“ Kick. Der linke Fuß bewegt mittels zweiter Hihatmaschine eine Meinl Caxixi, die durch die Kombi von Hihatclutch und Cympad gehalten wird.
Der Sound kommt unbearbeitet aus dem iPhone12. 

The Sound of the Break

April 4, 2023

Alleine die Überschrift der aktuellen Elizabeth Price Ausstellung in der Frankfurter Schirn übt schon eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus.
Was wird damit mit wohl gemeint sein?
Im musikalischen Kontext würde ich sofort an den Klang der Pause oder die besondere Soundästhetik von Breakbeats denken.
Tatsächlich nimmt der Titel dieser Ausstellung Bezug auf das Zerbrechen eines Glaskelchs, das sich in den letzten Augenblicken von „A Restoration“ (2016) ereignet. Aha, der Klang des Zerbrechens also.

Aus dem Ausstellungskatolog tippe ich folgende Zeilen ab: >>Wir Menschen pflegen durchaus Sachen zu zerbrechen, um einen neuen Stand der Dinge zu verkünden: eine Flasche am Rumpf eines Schiffs, um es zu taufen, ein Glas unter dem Schuh, wenn geheiratet wird. Und die eigentliche Beschädigung – der Flasche oder des Glases – ist nur ein Teil der Pointe, der Rest ist das plötzlich einsetzende perkussive Geräusch, das dabei entsteht. Dieses markiert den exakten Zeitpunkt des Übergangs, jenen Moment, nach dem es kein Zurück mehr gibt.<<

Music, a gateway to the future

März 28, 2023

Zum Frühstück gesellte sich „Chick Corea Plays“. Als am Ende der zweiten CD die Children‘ Songs erklangen, merkte ich wie einfach und schön sich dazu verschiedene Basstöne summen ließen, zack war ich auch schon im Schlafzimmer, um den Preci zu holen und dann: Session mit Chick. Der Laie mit dem Meister…
Bereitete einen riesigen Spaß und funktionierte bestens. Eigentlich erstaunlich, wo ich doch überhaupt keine Ahnung hatte, was in den Stücken passiert (und auch nicht wirklich Bass spielen kann).
Es scheint zu funktionieren, weil ich mich furchtlos und motiviert darauf einlassen konnte und ab diesem Moment offenbar die/meine Formel zur Spiritualität greift, nämlich das angenehme sich getragen fühlen (das sich nicht wirklich erklären lässt, aber ungeahnte Fähigkeiten freisetzen kann)…

Anyway, unter Strich, ein guter Morgen, der mit folgendem Zitat aus dem erwähnten Chick Corea Album geistreich in den Mittag überging:
>>I view all music as happening right now. When I play [… hier kannst Du Deine Lieblingsmusiker/komponisten eintragen] or when I’m improvising with no theme, it’s all right now. Music at this ideal wavelength has no chronological time – past or present. It’s all present, very present. The present can get wider and wider. It can become a very big space.
Music can then become a gateway to the future.<<

PS: Foto während des Augustentalks von Helmut Elks Oelke