Kenneth Goldsmith sagt (im De-Bug 167 auf Seite 19):
>>Ich bin Lehrer für unkreatives Schreiben. Wir versuchen wie Maschinen zu schreiben, wie ein Roboter. […]
Die Studenten müssen lernen zu kopieren. Natürlich nur mit dem Computer, ein Stift ist viel zu expressiv und persönlich. Mich interessiert die Code-ness des Computers. Zum Beispiel gebe ich ihnen auf, einen Radiobeitrag zu transkribieren, der sollte so langweilig sein wie möglich. Das Tolle ist ja, dass zwei Leute nie dieselben Ergebnisse liefern. Wenn ein Mensch eine Pause macht, setzen einige ein Komma, andere einen langen Gedankenstrich oder machen einen Absatz. Manche lassen die „ääähhs“ und „ooohs“ drin, andere weg. Am Ende hast du 15 unterschiedliche Ideen von einem Text.
Ansonsten müssen sie lernen, die Emotionen anderer Mensche als die ihren auszugeben und diese auch zu verteidigen. Verkaufe Liebesbriefe anderer Leute als deine eigenen. Lügen, Stehlen, Betrügen […]
Die Studenten wissen immer recht schnell, wie das alles geht, denn sie machen eh nichts anderes. Aber sie denken nicht darüber nach. Es geht ja um das Bewusstsein des Plagiats als Akt. […]
Die Dinge, die ich oder meine Studenten schreiben, sollte man besser nicht lesen. Es sind die schrecklichsten Bücher dieser Welt. Aber es ist gut, über sie zu sprechen. […] Ich interessiere mich für die Ideen hinter Büchern. Die Energie oder auch den Gossip, der um es herumschwirrt. Heute geht es darum, Informationen zu verschieben, eine neue Bedingung der Digitalkultur, der sich die Literatur auch stellen muss. Wir bewegen uns vom Schreiben weg, hin zur Verteilung: Die Kultur des Re-Tweeting, Re-Blogging, Re-Posting, Re-Mixing. Writing? Fuck writing, it’s over.<<