Meine Fähigkeiten beim Schach sind ziemlich begrenzt. Eingerostet auf dem Niveau des Grundschülers, der temporär Spaß am Spiel gefunden hat und zuhause einen Mitspieler – mich – brauchte.
Jetzt lese ich aber gerade in „Carl Haffners Liebe zum Unentschieden“ so tolle Sätze und Gedanken von Thomas Glavinic, so dass ich mich jetzt schon auf die Freibadsaison freue, inklusive Maxi-Gartenschach.
Ich habe aus den Seiten 52/53 ein bisschen was abgeschrieben (leicht umgestellt und ergänzt). Somit lassen sich die Schachideen bis zum Sommer auch mit in den Proberaum nehmen.
>>Weltmeisterliches Schach zu spielen heißt, schier unendlich tief in einen Mikrokosmos vorzudringen und dennoch den Überblick auf das Ganze, das Große zu behalten.<<
>>Jeder wahre Meister hat seinen Stil. Ein Musiker erfindet sein Lied, er komponiert es. Ein Dichter schreibt sein Buch nicht einfach, er fügt darin eins zum anderen. Und ein großer Schachspieler spielt seine Partien nicht. Er baut sie.<<
Dennoch bestimmt vertraute Interaktion den Verlauf.
>>Nun, ein Schachmeister verwendet für jeden Zug soviel Kraft und Phantasie wie ein Dichter für jedes Wort jedes Satzes. Am Schachbrett sitzen einander zwei Stilrichtungen gegenüber, zwei Systeme, zwei Philosophien. Nach den Eröffnungszügen wählt der Meister einen Plan. Der Plan ergibt sich aus der Charakteristik der entstandenen Stellung. Von seinem Plan weicht der Meister nur ab, wenn der Gegner seinerseits die Stellung entscheidend verändert. Der eine besitzt hervorragende Fähigkeiten darin, kleine Vorteile zu sammeln, zu verdichten und die Partie für sich zu entscheiden. Der andere ist in der Lage, Kombinationen weiter und tiefer zu berechnen. Dieser zeichnet sich durch besonders angriffslustiges Spiel aus, jener lässt den Gegner anrennen.<<
Es lebe die Improvisation und der Moment der Entscheidung! Selbstverständlich darf sich ein „Schach-Musiker“ über den final entscheidenden Zug bzw. einen alleinigen Schluß-Abschlag freuen, die ganz große Kunst jedoch ist das gemeinsam gleichzeitige Aufhören – ein Remis. Aus Kampf wird Kunst.
Passt zu den Gedanken: Gretsch Zig-Zag Snare