Das ist ein Fingerhut (englisch: thimble), der von mir hiermit offiziell als alternativer Schlagzeugstock anerkannt wird.
Max aus Bremen hat viele großartige Ideen, aber dieses fast in Vergessenheit geratene Nähzubehör auf die Bühne zu heben – wo es als Höhen-und Lautstärketurbo für Finger-Grooves dermaßen überzeugen kann – ist eine Meisterleistung! Hier mal fünf Links zu seinen Fingerhut-Filmchen:
Neulich bekam ich von Norbert ein Paket mit den neuen Meinl HCS Practice Cymbals. Nach einem schnellen Testdurchlauf war sofort klar: diese Loch-Becken werden die letzte größere Baustelle meiner „leise trommeln“ Experimente schließen!
Bisher sammelte ich verschiedenste Kunstgriffe, um bei Bedarf die Lautstärke meines Drumsets beim Gig den örtlichen Gegebenheiten anzupassen. Trotz einer kontrollierten Technik und der Präparation des Equipments, gab’s dennoch immer wieder die Rückmeldung vom FOH, dass der Overheads-Kanal nicht aufgemacht werden könne, weil Becken zu laut. Was nicht unbedingt eine dramatische Nachricht ist, aber in Bezug auf einen ausgewogenen Mix auch keine optimale. Denn hier wünscht sich die Tonfraktion, den Klang für die Anlage/fürs Publikum aus allen Bestandteilen mischen zu können.
Leise trommeln zu können, ist für mich weit mehr als bloßes Antworten auf Probleme, nämlich die Kunst, wohl-balanciert, quasi produziert klingend Schlagzeug zu spielen. Ich sehe darin sowohl ein spannendes akustisches Potential für Live-Konzerte und Studio-Sessions, als auch den Schlüssel für eine funktionierende Realisierung hybrider elektro-akustischer Setups. Darüberhinaus besteht zudem die äußerst interessante Möglichkeit der Verschiebung gängiger Klangstrukturen, in dem beispielsweise die leiseren Perkussionsinstrumenten plötzlich in den Vordergrund rücken können…
Hier mal ein Zusammenstellung meiner letzten Experimente.
Sowie die Liste der für gut befundenen Tricks und Helferlein: 1. Alternatives Stockmaterial (dünnere Sticks, Maple anstatt Hickory, Dual-Tone.Sticks mit Filz, Besen, VF Remix-Brushes, Hände und Finger; Vickick Feltbeater) 2. Trommeldämpfer (BFSD Donut, Mr. Muff Muffins, Evans dbOne-Felle, SnarePal, Meinl Cymbal Mute, Gewichtscheiben) 3. Practice Cymbals (gerne mit Sizzle Kette), 10″ Muffin auf dem Top-Hihat-Becken, Cabasa-Hat 4. Platz für Exotisches: um das Fußgelenk oder den Oberschenkel gebundene Rasseln-und Glöckchen; Foot-Shaker, zweite Hihatmaschine für Caxixi, Waterfall, Smack-Stack oder sonstige „Hackentricks„; Triangel 5. Raum für Resonatoren: Floortom mit aufgelegtem Kessing/Jingles/DrumGee
Ich bin eigentlich nicht so der „Guinness Buch der Rekorde“ Typ. Heute jedoch ausnahmsweise schon. Denn in Amsterdam gibt’s legendäre Trommler zu bestaunen, nämlich den vermutlich teuersten und kunstvollsten, Jacob Jorisz – er ist rechts unten im Rembrandt Megaklassiker „Die Nachtwache“ aus dem Jahr 1642 zu sehen, sowie RBMA-20, seines Zeichens größter analoger Stepsequenzer der Welt (und lädt zum Bespieltwerden ein). Also, ab in die dementsprechenden Museen, ins Rijksmuseum bzw. Our House.
Leider ist der Dubreggaeproduzent und Soundsystempionier Jah Shaka gestorben. Anlass, um einiges nachzuhören: >>Ein wirkungsvoller Uptempo-„Four on the Floor“-Beat, der mehr treibt als dass er groovt, weil jede Viertelnote von der Bassdrum betont wird. Von dem Drummer Leroy Horsemouth für Burning Spears „Red Gold And Green“ [1975] zwei Dekaden zuvor erstmals oftensiv in den Reggae gestampft, danach von Sly Dunbar im Channel neu konfektioniert, geht er unter dem Namen „Steppers“ in die Annalen des Reggae ein und wird in England als „Steppaz“ zum Evangelium der Sound Systems. Deren Prophet heißt Jah Shaka. Der um 1950 in Clarendon geborene Jamaikaner ist seit 1956 in England, seit den frühen 1970ern betreibt er ein Sound System. Auch bei ihm läuft die „Kunta Kinte“-Dubplate aus dem Channel One Studio in Dauerrotation. Shaka ist kein Engineer, er bestellt Dub, produziert Dub und legt Dub auf. Damit etabliert er sich, ohne selbst zu mischen, als eine der einflussreichsten Personen der englischen Dub-Szene. Für den Rastafarian ist Dub-Musik eine „spirituelle Ressource“, bei der die Anwesenheit Jahs in den Vibrationen des Basses spürbar ist. Die Basswellen aus den überdimensionierten Lautsprecherwänden der Sound Systems bewirken, dass Musik nicht nur gehört, sondern auch körperlich gefühlt wird. Für Shaka ein heiliges Ritual, das der Steppers Beat befeuert. Marschieren und vibrieren – acht, neun Stunden oder länger legt er auf, ohne Unterbrechung, ohne Pause, bis er und die Besucher seiner Dances in einen tranceähnlichen Zustand verfallen.<< (aus Helmut Philipps „Dub Konferenz„, Seite 235f)
Hier ein Ausschnitt aus Franco Rossos Film „Babylon“ (1980) – mit viel Piuu und Dub Sirene!
Leise trommeln (können ist gar nicht immer so easy). Lohnt sich, geübt zu werden. Weil es a.) oft DIE musikalischte und optisch angenehmste Lösung ist (I hate drum shields…) b.) verdammt kompakt (und fett) klingen kann c.) die Verquickung mit elektronischen Klangerzeugern oder Zuspielern vereinfacht d.) die typische Erwartungshaltung von Vordergrund/Hintergrund auf den Kopf stellen kann
Manchmal – ich denke da an krasse Venues (riesige Kirchenschiffe, Jazzclubs, in den die Gäste schier gar mit auf der Bühne sitzen) und spezielle Settings (Crossover mit Orchester, One Point Recordings, Galas im Flüsterbereich, Musik mit rein akustischen Instrumenten) – verhilft neben einer kontrollierten Spieltechnik die Präparation des Drumkits zum guten, balancierten Sound. Und zack, entsteht auch die Möglichkeit, neue Kandidaten in den Vordergrund zu stellen – wie hier die getretene Caxixi:
Die Protagonisten dieses Films sind: alternatives Schlagmaterial (Vicfirth Remix Brushes & Dualstick), eine 12“ DIY closed Hihat aus Meinl Byzance Splash (top) und Safari-Bottom (mit 10“ Muffin zwischen den Becken), einem 16“ Muffin auf der Standtom, einem 14“ Meinl Cymbal Mute auf der Snare und eine mit Evans db One befellte 20“ Kick. Der linke Fuß bewegt mittels zweiter Hihatmaschine eine Meinl Caxixi, die durch die Kombi von Hihatclutch und Cympad gehalten wird. Der Sound kommt unbearbeitet aus dem iPhone12.
Anstelle des gemeinsamen Konzerts traf ich mich am Donnerstag Abend mit Kabuki – einfach nur zum Essen. Dabei streiften wir spannende Themen: verschiedene Mikrotonalitäten und Colliers „Moon River“, das lange nicht entdeckte „Shook Ones“ Sample, die unterschiedliche Räumlichkeit gepitchter Samples (siehe dazu auch Alex Hoeffkens „Varispeed“-Drumrecording), den morgigen Beginn des neuen Mondjahres bzw. das Jahr des Wasserhasen (das angeblich viel Raum für Kreativität und deutlich mehr Ruhe und Harmonie verspricht).
Gewissermaßen als Nachspeise hänge ich noch „Akira Jimbo playing a disappearing drum set“ dran. Eigentlich gefiel mir Jimbos Art zu trommeln nie besonders – trotz seiner Affinität zur Elektronik. Die Idee zum Reduktions-Video hingegen finde ich eine gut.
Anstelle des Sportkommentators begleitet die Ghana Soundz Compilation (Afro-Beat, Funk and Fusion in 70s Ghana) das Fußballspiel. Gleich der erste Track („Because of the Money“) verdeutlicht mir mal wieder die Stärke des perkussiven „DuDuTschaka“ Patterns (Doublestrokes mit zwei unterschiedlichen Tönen).
Und da ich insgeheim diesen Conga-Rhythmus (dank Hellmut Hattler Erzählungen) als Alto Papperts Standart-Beat abgespeichert habe, lege ich anschließend Kraan „Live“ (1974) auf!
Passender Song zum (ersten) Dezember. Was tun „when the cookie jar is empty“?
Einfach den gleichnamigen Song von Michael Franks aus dem Jahr 1978 auflegen und Steve Gadds geschmackvolle Rhythmusarchitektur transkribieren. Anschließend das Rim-Pattern auf der leeren Keksdose mittrommeln.
Zufällig in den CD-Schuber gegriffen und dabei diese Salsa-Perle gezogen: „Mi Tierra“ von Gloria Estefan aus dem Jahr 1993.
Ein super Album und perfekte Lehrstunde in puncto kubanischer Musik der 30er und 40er Jahre. Ob Bolero/Rhumba („Con los Años Que Me Quedan“, „Mi Buen Amor“, „Volverás“, „Hablas de Mí“), Danzón („No Hay Mal Que Por Bien No Venga“), Son Cubano („Ayer“, „¡Sí Señor“), Montuno („Montuno“), oder Guaguancó („Tradición“). Und weil traditionellerweise kein Drumset dabei ist, kannst Du locker mit den tollen Percussion-Stars mittrommeln.