Archive for the ‘Inspiration’ Category

thimble

Mai 14, 2023

Das ist ein Fingerhut (englisch: thimble), der von mir hiermit offiziell als alternativer Schlagzeugstock anerkannt wird.

Max aus Bremen hat viele großartige Ideen, aber dieses fast in Vergessenheit geratene Nähzubehör auf die Bühne zu heben – wo es als Höhen-und Lautstärketurbo für Finger-Grooves dermaßen überzeugen kann – ist eine Meisterleistung!
Hier mal fünf Links zu seinen Fingerhut-Filmchen:

Selbst im komplett natürlichen Umfeld könnte der Fingerhut den ein-oder anderen Klang rausblitzen lassen…

Leiter hoch und fliegen

August 22, 2022


Eigentlich kenne ich dieses Reisevergnügen nur aus Steffen Kopetzkys Roman „Grand Tour oder die Nacht der Großen Complication“ und von unseren DePhazz Tourneen durch die Länder der ehemaligen Sowjetunion – abgespeichert habe ich das Konzept Nachtzug jedenfalls unter Transib, höchst entschleunigt und dennoch abenteuerlich. Dass dieses typische Nightliner-Feel aber auch durchaus familienkompatibel ist, darf ich jetzt freudig abnicken.
Also: gerne weniger Flugzeug, dafür mit der weltbesten Instantkaffeemischung (für die ich jeglichen Siebträger-Weltmeister links liegen lassen würde) vom Schlafwagenschnaffer geweckt werden.
Und geflogen wird im (Hochbett)-Traum oder am Zielort.

Da ich seit Covid, bei den Auslandshows nur noch mit Handgepäck aus dem Haus gehe, wurde auch dieser Ansatz auf den Familienurlaub übertragen. Sprich, zwei federleichte Wochen dank bloßem Tagesrucksack… in welchem selbstverständlich immer noch richtige Schätze neben dem Notwendigen Platz finden: wie Taucherbrille & Schnorchel, ein zufällig aus der alten Bücherkiste im Elternhaus gefischter Roman (Lion Feuchtwanger „Die Jüdin von Toledo“, engdruck, vor 30 Jahren gekauft, nie gelesen) und der inspirierende Podcast-Tipp von Andrea („Alles gesagt“ mit Thomas Zurbuchen).
Ach ja, etwas Musik, einen Drummer-Track, hatte ich auch eingepackt, „Shades“ von Silvan Strauss:

🤙

Bilder als Stimulus

November 18, 2021

Auf der Setliste des Nils Wülker Konzerts steht jeden Abend auch ein freies Drum Solo. Eine Ausdrucksform, der ich eher selten nachgehe oder übenderweise Beachtung schenke. Um so spannender also, welche kurzfristige Eingebung mich dann abends eine Geschichte entwickeln lässt. Zumal die Prämisse lautet, jedesmal etwas Frisches zu trommeln.
Natürlich werden gut funktionierende Tools öfter verwendet, aber die Auswahl und Schichtung der Elemente passiert spontan und intuitiv.
Mein Vorbild für die verbleibenden Shows in Hamburg und Berlin wird die großartige „Totems“ Serie des französischen Fotografen Alain Delorme sein, die Challenge: eine weiterer Layer geht noch!

Hier das Solo aus dem Kassler Theaterstübchen (zweiter Tourtag):

Mein Tourkit umfasst: Tama Fat Spruce (20″ Kick, 14″ Floortom, 14″ Snare + BFSD), Meinl Byzance Cymbals (14″ Jazz Hats, 18″ Deep Hats als Ride und Crash, 20″ Club Ride), Meinl Percussion (Alu Jinglestick, Luis Conte Shaker, Caxixi), Roland SPD:One Electro, Boss Re-20 Delay plus Boss PH-3 Phaser, Sommercable (Verkabelung mit Flaggen-Eselsbrücke, heute: Litauen 🇱🇹):

Apfelmännchen

September 9, 2021

Da der Ablenkungsfaktor ohnehin schon so groß ist, scrolle ich tonlos durch IG. Dabei ist es immer wieder toll zu erleben, wenn mich ein Musikbeitrag dennoch neugierig macht bzw. begeistert.

Bei brasilianischen Bassisten Fernando Rosa helfen diesbezüglich mehrere Eigenschaften: eins a Körpersprache (nicht nur der Retro-Bezug, sondern vor allem der ganzheitliche Groove) und überspringende Freude.
Bei ihm schau ich aber auch – gerne direkt mit angeschaltetem Lautsprecher – vorbei, wenn ich Lust auf „late seventies Vibes“ und Funk verspüre…

Die Choreografie einer Tape Delay Schlaufe, erinnert mich in puncto Eleganz, geordenetem Chaos und immer wieder überraschenden Momentbildern, direkt an die Fraktalbilder und Mandelbrotmengen, die ich irgendwann gegen Ende meiner Schulzeit mitbekommen habe.

Also tippe ich ab: Die >>Chaostheorie beschäftigt sich mit dynamischen Systemen, deren Zustand sich mit der Zeit ändert und in denen nichtlineare Zusammenhänge auftreten<< und werde wieder zum Apfelmännchen…
zum Männchen, das mittels Apfelgerät tonlos durch die sozialen Medien schwebt oder, das Apfel kauend das Bandecho anschaltet und loslegt 🙂

Fehlfunktion nicht als Problem, sondern als neuen Ausgangspunkt betrachten

Mai 17, 2021

Steve Reichs „Phasing“ Gestaltungsparameter entstand 1964/65 bei der Arbeit zu „It’s gonna Rain“ mit zwei gleichen Tonbandschleifen, welche zwar simultan gestartet werden, dennoch auf zwei (einfachen/billigen) Bandmaschinen relativ bald auseinander laufen, um sich schließlich wieder zu treffen.

»Reichs entscheidende Leistung bei der Arbeit an „It’s gonna Rain“ ist es, die Unregelmäßigkeiten, die beim Tonband-Betrieb auftraten, nicht als Problem, sondern als Ausgangspunkt eines Werkes zu betrachten, das genau diese „Fehlfunktion“ der Apparate zu seiner Stärke macht.« (Tilman Baumgärtel, Schleifen, Seite 254)

Und im nächsten Schritt wird das Prinzip der Phasenverschiebung auf musizierende Menschen übertragen (reverse engineering). Dabei genügt eine eintaktige Phrase (Minimal Music), die von zwei Spielern unisono gestartet wird. Während sich einer der Spieler das Tempo konstant hält, spielt der zweite Spieler in einem minimal schnellerem Tempo und so entseht für Reich »a compositional process and a sounding music that are one and the same thing.«
Also ein Loop mit folgendem Verlauf ||: Gleichklang, Echo, Dopplung, Chaos, Annäherung :||

Hier eine Visualisierung von Reichs „Piano Phase“ (1967)


Übertragen auf das Schlagzeug, lässt Justin Heaverin auf Instagram drei synchron gestartete Buff-Tschak Grooves in den Tempi 119, 120 und 121bpm phasen:

Drei kleine Übungen dazu:

1. Starte mal zwei Metronome (Apps) gleichzeitig: zunächst im selben Tempo (flam?), dann mit leicht unterschiedlichen BPM Einstellungen. Und freue dich über den Moment, wenn sich die Pulsschläge wieder (kurz) decken.

2. Lass einen programmierten Viertelpuls laufen (Drum Machine, Metronom, zur Not auch diese Endlosrille) und setze dich trommelnderweise auf den Beat. Jetzt versuchst du einen Ticken langsamer (schneller) zu werden und rastest dein neues Tempo ein. Dann spürst du, wie dich der Originalpuls überholt (wie du den Originalpuls überholst).

3. Aufnehmen und Basteln: nimm eine kurzen Groove auf, ziehe in ihn die DAW, schneide einen eintaktigen Loop und kopiere diesen (ein, zwei mal). Die Kopie(n) wird nun schneller/langsamer gerechnet (mit dem Parameter der in den Outboard Samplern Timestretching genannt wird).
Dann alle mit derselben „eins“ auf Anfang und los…

Sowie einen Ableton Song, der das Phasing durch zwei unterschiedlich schnell eingestellte Digital-Delays mit unendlicher Wiederholung entstehen lässt (hilfreich dafür, der bpm ms Umrechner):

Our Tribute to Chick

März 20, 2021

Wahnsinn, mit etwas Zeitversatz den Helden meiner Jugend beim Schwärmen zuzuhören: Dave Weckl, John Patitucci, Frank Gambale und Eric Marienthal unterhalten sich über Chick Corea und ihre Zeit bei der Elektric Band:

An der Stelle. als J. P. erwähnte, dass Dave Weckl damals schon alle Elektronik nicht nur selbst verwaltete, sondern auch zusammen mischte und dem FOH eine Stereosumme übergab, wollte ich es genauer wissen und schlug das Modern Drummer Interview vom Oktober 1986 auf:


>>“I have always been a sound nut. That’s why I have always carried my own P.A./monitor system. Now I have all the drums gated through Omni Craft noise gates, so there is no leakage and everything is clean. The system is all in stereo. For monitors, I use two sets of Eastern Acoustic Works speakers: two 15″ sub-woofer cabinets and two 15″ full- range cabinets. A Crown Micro Tech amp powers the sub-woofers, and a Carver amp powers the full-range speakers. The cross- over is handled by an Audio Arts Stereo Tunable Crossover. I use a Studio Master mixing board with six channels for drums, and the other two channels for my Linn and Simmons SDS5. This gives me control over my balance of acoustic sounds with electric sounds. Also in the rack is a Roland digital delay, Roland digital reverb, and a DBX 166 stereo compressor/ limiter noise gate. 

„My Simmons SDS5 is triggered from Detonator mic’s on my drumshells. I had my Linn customized for dynamic sensitivity. I assigned my bass drum, snare drum, second rack tom, left-hand tom, and Simmons pad to the trigger inputs in the Linn. I have the trigger sensitivity set so that I can get both the acoustic and Linn sound by hitting the drums, or just the triggered sound alone by hitting the rim. It’s rigged this way for the Simmons sounds also. Chris Anderson and David Rob wired up my rack and customized my Simmons, so that I can change all programs with a quick button push and also turn individual channels on and off with foot switches. With this setup, I can quickly get any combination of acoustic and electric that I want.“<<

Selbstverständlich musste ich das Vierer-Gespräch immer wieder unterbrechen, um im nächsten Tab Gegenzuhören. Und fragte mich, ob man im Track „India Town“ (19:46 und 24:20) nicht zufällig beobachten kann, wie Weckl gerade den Delay-Aux-Weg aufdreht?

In puncto selbstgesteuerter Snare-Hall gibt es jedenfalls eine klare Aussage:

>>“With my 13″ snare drum, I can get away with using almost no tape on the head at all. I use one little piece of tissue and tape up at the top of the drum, and my normal tuning is relatively high—depend- ing, once again, on the tune. Even in con- cert, I change the tuning of the snare drum. If I want a fatter sound, I usually detune the two lugs that are right next to the tape and all of a sudden get a big, fat, wet snare drum. On stage, I will usually boost up the reverb a lot when I do that, in order to compensate for the dryness.“<<

Abschließend noch etwas Gear & Attitude Talk zum Track „Rumble“:

>>“Rumble,“ the opening cut on the record, is the most overdub-oriented piece, consisting only of keyboards and drums/ percussion. It is a tour deforce example of artistic integration of acoustic and electronic drums, percussion, and drum machine. Unlike many contemporary recordings, which employ drum machines as lead-footed tyrants, this track shows off Dave’s ability to play between, on top of, around, and along with the machine in a way that points to new horizons in the creative use of drum machines. In other words, in this decade in which the machine has become the drummer’s most controversial friend/foe, Dave has succeeded in making it his friend—but it is also understood that he can whip his friend’s butt. „Rumble“ has become a much-talked- about cut among drummers. For those who have been attempting to analyze it through repeated turntable spins, Dave’s explanation serves as a valuable study guide. 

„On the eight-bar drum breaks at the beginning of the tune, I was actually playing along with the drum machine—playing exactly what the machine was playing, except for the hi-hat part. Then, when the solo groove comes in, it’s two completely different drum parts. Chick had programmed a Linn 9000 part—partly because he had sequenced a bass part and partly as a working groove over which he could compose. This part ended up becoming part of the feel for the piece. But I hadn’t heard it until I actually came out to California to start the album after the tour. So it was really a challenge, because I had to come up with a part on the day we were cutting it. We had discussed whether we should keep the whole part for the solo groove or just keep parts of it. I suggested that we should just let that part continue, and I would come up with something around it that would result in one combined part. I had to figure out something to play that wouldn’t get in the way of the machine, which was already a full part in itself. The Linn part is an eight-bar hi-hat, bass drum, snare drum, and cowbell pattern that keeps repeating.“ 

„Through my triggering, I was able to assign sounds in my own Linn to anything on the drumkit. The tambourine heard on the track is actually triggered from my left-hand floor tom. That became part of the pattern, so I always had to repeat it every fourth bar. The hand clap was also played by me on a Simmons pad that was fed into the Linn machine. I played on the ride cymbal, doing a looser thing, and I made sure not to play too much with my bass drum, because there was a pretty busy bass drum part already happening in the Linn program. If you listen closely, you can hear that the Linn bass drum part has more of an airy, Simmons-like sound, whereas my real bass drum is tighter with more bottom. The higher pitched snare drum with a little more ring is mine.“

„Later, I overdubbed percussion parts with cowbells, bongos struck with sticks, timbales, and cymbals. We just set up a whole bunch of instruments, and I toyed around with them. We had about six different cowbells on a stand. I just started playing a groove and Chick liked it. At the end of the solo section, there are some hits. I decided to play them on the timbales rather than on the drumset, which would have disrupted the groove. The other solo break in the middle of the solo section and the out section comprise an orchestrated written part that Chick composed with the Linn machine. I doubled that part with the drums and percussion. Recording the track ended up being a one-day creative session that really worked.“<< 

„The Beauty of Electrified and Programmed Drum Grooves“ Playlist

März 16, 2021

Neulich rief Norbert Saemann an und fragte, ob ich nicht Lust hätte für die Abonnenten des Meinl Newsletters eine exklusive Spotify-Playlist zusammenzustellen.
KLAR! Thema? Wäre mir überlassen. STEILVORLAGE!

Und so habe ich unter der Überschrift The Beauty of Electrified and Programmed Drum Grooves einen kleinen Funkturm errichtet, »not a timeline-based history of DJ culture, but a colorful mix to give kudos to all the engineers and researchers in music production, to all the bedroom producers and bricoleurs who find and develop new percussive sounds, textures and aesthetics, to all the visionaries and brave drummers who know that there is always more to discover.«

Für den Meinl Newsletter kannst Du Dich hier anmelden, anschließend werden Dir wohl Mitte der Woche der Link und meine Gedanken zur Playlist zugestellt (bestimmt mit dem oben abgebildeten Kurierfahrzeug).

Kannst jedenfalls schon gespannt sein: hier klopft der Gangsta-Rapper einem Peter Erskine oder Danny Gottlieb hinterm Simmons-Set anerkennend auf die Schulter, Sly Dunbar raucht einen mit der Bedroom Produzentin aus Offenbach, Jeff Porcaro programmiert die Linndrum, Jojo Mayer hebt ab, J Dilla fließt, Herbert betrommelt den Körper seiner Freundin, D’Angelo wackelt, Theo Parrish ebenso, Squarepusher beept mit Missy Elliot, Goldie grinst, Portishead weint, wer lötet eigentlich dahinten in der Ecke?? Egal, Phil Collins trommelt für den Dancefloor – ich tanze dazu und schau mir all die stromgeladenen Rhythmusmaschinen und Protagonisten im Netz an –
und so weiter und so fort: knappe acht Stunden Spitzenqualität!

there’s that Steve Gadd thing you’re copying.

März 15, 2021

„Tom Tom for Backbeat“ ist gerade mein großes Thema. Sprich ich verbringe viel Zeit mit Steve Gadd.
Dass bei solch einer Kulturreise neben dem eigentlichen Fokus, immer wieder nostalgische Verzückungen aufblitzen ist eh klar, dass nicht minder spannende Nebenschauplätze zum Verweilen einladen, eigentlich auch.
Im folgenden Ausschnitt aus der DCI-Video Kassette „Steve Gadd In Session“ geht es also um die Tonlänge des Ridebeckens:

Aber wenn plötzlich eine bis dato selbstverständliche Zuordnung verrutscht – puh – dann muss ich erstmal ins Bett… natürlich nicht ohne vorher noch Rick Marotta aus dem Modern Drummer (September 1987, Seite 56) zu zitieren und zu schmunzeln:

>>There’s a lick he’s gotten credit for developing because he played it on so many records, and we laugh about it all the time. I was playing this hi-hat/ snare drum/ bass drum thing where I’d be playing just a simple figure, and then all of a sudden, it would become very complicated. It was kind of a paradiddle with accents. Chuck Rainey said, „There’s that Steve Gadd thing you’re copping.“ I said, „Steve got that from me. I did it on a Jerry LaCroix album.“ Rainey didn’t believe me, and I went crazy. It had been written in all these magazines that Steve came up with it, so I told Rainey to ask Steve. I saw Chuck a week later, and he said, „I really didn’t believe what you were telling me, but I asked Steve and he said, ‚Oh yeah, that’s true.‘ “ Steve doesn’t need to take credit for everything! He’s so great.<<

Jerry LaCroix „Mean Ole World“ (1974)

Internationaler Frauentag!

März 8, 2021
Bildschirmfoto 2020-03-08 um 14.49.51

1000 Dank:
für satten Groove und diesen informativen Loop (Nelli Bubujanca),
für so klare krumme Beats (Anika Nilles),
für den gegenseitigen Aus- und Rollentausch (Philo Tsoungui)
für eins a Hangs und Pad-Übungen, denen auch ich folgen kann (Christin Neddens),
an Angela Frontera (Drums & Percussion), Viola Smith (Pionierarbeit), Sheila E. (Prince!), Marilyn Mazur (Miles!), Terry Line Carrington (1993), Omnia (Streetwork) und Lea, meine allererste Studierende an der HfMDK, die beim Trommeln sitzend tanzen kann.

Allesamt Schlagzeug spielende Frauen, die mich beeindruckt haben!
Und es gibt noch so viele mehr, siehe Drumeo Überblick, siehe Wikipedia Eintrag, entdecke selbst…

solo Cymbals

März 8, 2021

Mensch, leider muss der Duo-Rave am Freitag abgesagt werden. Weil er jedoch beizeiten nachgeholt werden wird, tröstet mich das Cymbal-Solo (des immer wieder inspirierenden Julian Sartorius) directement: