physical feeling which sound can produce

Am Wochenende klingelte Wolfgang Haffner durch und fragte, ob ich am Montag in der Stadt sei und Lust hätte, mit ihm Nils Frahms Konzert zu besuchen. Klaro.
Es wurde wunderbar:

Tolle Bögen, maximale Dynamik, schier grenzlose Ruhe. Und immer wieder optimale Schnitte und Endings – und alles im warm-weichen Klangmantel.
Mal fühlt es sich an, dem Künstler während seiner Studioarbeit beiwohnen zu dürfen, an anderer Stelle wähnt man sich auf der Couch bei Kerzenschein, plötzlich auf dem Chill-Floor. Ich denke an die 1980er Platten von George Winston, irgendwie auch an Jean Michel Jarre (beide halt spezielle Tastenmänner, die alleine auftreten), genieße das weisse Rauschen der Vermona DRM, die Mellotronchöre und den attacklosen Bassbereich des Flügels, der wie rückwärts abgespielte Bandschlaufen anmutet. Sowie das große Space Echo (aus vier 501ern).
Nils‘ Groove packt mich. Irgendwo vermute ich die Zentrale für die Steuersignale, sehe sie aber nicht. Klasse, weil unwichtig. (Derartige Forschungsgedanken lassen sich ja geschickt an anderer Stelle nachlesen**).
Alles scheint eigen, in sich rund und kompromisslos!*
Doch selbst wenn nur eine Person auf der Bühne sichtbar agiert, merkt man deutlich: hier ist eine richtig eingespielte Band unterwegs – die anderen Members (Backline, Licht, Ton) sind – wie die in separatem Raum abgenommen Orgelpfeifen – zwar nicht zu sehen, aber ebenso so essentiell.
Ich spür‘ den Sound und gehe inspiriert in die Woche!

* passt ins Bild:

Bildschirmfoto 2019-02-27 um 00.33.59

**Zur Anregung für die eigenen Bühnenkonzepte schreibe ich mir noch eine zentrale Idee von Nils Frahms Live-Konzept (aus einem „Keyboards“ Interview mit Matthias Fuchs ab):
>>Basis eines Stückes können etwa zwei parallellaufende Juno-60-Arpeggien sein, die ich live verändere und zu denen ich ein weiteres Element − vielleicht Klavier, Mellotron oder Orgelspiele. Zusammen mit meinen Lieblings-Effekten Hall und Tape-Delay entsteht schon in diesem Moment ein komplexer Sound, möglicherweise sogar ein fast vollständiges Stück. Mit dieser Arbeitsweise stelle ich zudem sicher, dass die Musik live aufführbar bleibt und nicht überfrachtet wird. […] Von Cubase kommt üblicherweise nur eine Clock. Damit synchronisiere ich die Arpeggiatoren der Junos und manchmal meinen Drumcomputer. MIDI-Sequencing im eigentlichen Sinne passiert so gut wie gar nicht. Ich hätte damit zu wenig Eingriffsmöglichkeiten in die Stücke. Die Arpeggios kann ich dagegen beim Spielen jederzeit verändern, transponieren, aus dem Sync nehmen, neu einstarten usw. Das macht für mich den Live-Aspekt von Synthesizern aus.<<

*** nicht zuletzt dank des mit „Toilet Brushes“ betrommelten Flügels. Hiermit reiht sich N.F. in die Liste der Echotrommlern ein 🙂

Eine Antwort to “physical feeling which sound can produce”

  1. durch Stuhldrehung in die Unabhängigkeit | E-BEATS Says:

    […] Möglichkeiten, aber auch an der Kombi von (Click-freier) 303 Bassline und Tap-Delay (angefixt von Nils Frahms‘ Juno 60 Arpeggiatoren) und dem immer wieder beeindruckenden Phänomen der Resonanz: nämlich, dass eine, besser noch: […]

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