Immer schon interessierte mich brennend, ob es einen formelhaften Bezug für erhöhte Körpertemperatur (Fieber) und die Herzfrequenz (bpm) gibt. Und tatsächlich spuckt die Googlesuche diesbezüglich ein ungefähres Verhältnis aus: +1 °C / +7bpm
Diese Wechselwirkung möchte ich selbstverständlich empirisch nachprüfen, sprich, in den verschiedensten Situation die Körpertemperatur messen und parallel dazu die Herzfrequenz notieren. Letztere Aufgabe ist gleichzeitig ein schönes Rhythmusspiel, nämlich den eigenen Pulsschlag (dank dieser Hilfskrücken) mit einer eindeutigen Tempozahl zu versehen – „inner clock“ wortwörtlich genommen, Achtsamkeit praktiziert. Meine Geschwindigkeitsmessung verifiziere ich wiederum mittels Smartphone und der Instant Heart Rate App.
Darüberhinaus spannend, die Frage: steht der persönliche Standard-Puls irgendwie in Relation mit favorisierten Tempi oder dem ad-hoc getrommelten Beat beim Soundcheck?
Ach ja, einen Apple Airtag habe ich nun auch. Jedoch nicht fürs Stickbag, sondern für den Schlüsselanhänger meines Vaters…
Gestern im Fieber dachte ich: Krass, was für ein Timing! Beinahe auf den Jahrestag genau erwischt mich der Corona-Virus ein zweites Mal. Und, so ein einziger Schlag pro Jahr erfordert doch eine neue Tempobezeichnung: 1 bpy (beat per year). Das ist mal richtig langsam und erinnert stark an das Konzept von John Cages Halberstadt-Orgel. Am Morgen jedoch bemerkte ich, dass ich mich um einen Monat verschätzt habe. Gut, 11/12 bpy klingt ohnehin mehr nach Cage…
Für all diejenigen, die ebenfalls im Bett liegen öffne ich die Link-Schatzkiste meines Rahmen-Buchs (denn irgendwie scheint beim Druck der auf den Pulli aufgebügelte QR-Code rausgewaschen worden zu sein, zumindest fehlt er leider auf dem Papier):
OK jetzt gibt es wohl wieder einige Zeit im Bett (leider auch kein Jazzfest mit Nils Wülker in Rottlweil für mich) und so werde ich mich zwei schönen Büchern zuwenden, die ebenfalls Gedrucktes und einen passenden Soundtrack im Netz verbinden: Einmal „Musik ist King„, das aktuelle Buch des geschätzten Schlagzeug-Kollegen Martell Beigang. Tatsächlich ließ ich mir die erste Hälfte von ihm (seinem Hörbuch auf Spotify) auf dem Flug nach Usbekistan vorlesen und zwar genau bis zu jener Episode, die ebenfalls in Zentralasien spielt. Unglaublich, aber ungelogen: im Augenblick, als Martell von Taschkent erzählt, setzte mein Flugzeug eben dort auf… Dort findest Du die komplette Spotify-Hörbuchversion, dank der sich unterschiedlichen Stationen von Martells Lebensweg immer mit der dazugehörigen Musik erleben lässt:
Das andere Werk trägt den vielversprechenden Titel „Bedroom, Beats & B-Sides“ und kommt von Laurent Fintoni. Sein Inhalt folgt keiner chronologischen Zeitleiste, sondern besteht aus 21 Kapiteln, die wie Mixtapes gestrickt sind. Jedes Kapitel ist nach einem Album benannt und in „sections“ unterteilt, die Bezug auf einen Track/Beat/Song nehmen.
>>The chapters in this book are intended to be the literary equivalent of beat tapes. If you don’t know what a beat tape is, to cut a long story short, they started life as a portfolio of musical sketches and ideas that hip-hop producers recorded to cassette and passed around to find work. Eventually, they became something else, a release format in their own right and a celebration of modern beat culture. Why beat tapes? Because beat tapes are an integral part of this story and because they’re supposed to just be a collection of ideas that can be stretched out into songs. They’re seeds. Bite-sized pieces. And that to me seemed like an ideal format for telling a lot of interlinked stories without going too deep into the weeds of everything. And also because beat tapes can be fun and books can sometimes feel so serious.<<
Glücklicherweise hat sich jemand die Mühe gemacht, eine passende Spotify-Liste zu erstellen. Von nun ab wird parallel gelesen und gehört, Im Spotify:
Die Metro ist ohnehin am Schönsten (eine Fahrt kostest 1400 So’m, also knapp 13 cent)
Zum Essen: (Minor) Somsa, Schaschlik und Plov, im Idealfall ein frischgepresster Granatapfelsaft und als Nachtisch dann karamellisierte Erdnüsse mit Sesam.
… in der Welt touren zu dürfen ist ein Geschenk… Oli sagt: danke, DePhazz!!!
In der gestrigen taz gab es ein Gespräch mit Robert Lepenies über Künstliche Intelligenz, die nicht nur die Gesellschaft verändert, sondern auch das Lernen. Diese Positionen habe ich gleich mal abgeschrieben:
>>Was verändert denn ChatGPT? Erst mal macht es uns klar, wie falsch es ist, Bildung immer nur im Kontext von Prüfungen oder Seminararbeiten zu sehen. Wissen muss etwas sein, das die Welt voranbringt. Bringt uns diese Debatte hin zu mehr Praxisnähe, zum Ausprobieren, zum experimentellen Lernen? Das wäre toll. Ein reiner Fokus auf Hausarbeit oder Klausur als Maßstab für erfolgreiche Bildung – davon müssen wir uns befreien.<<
>>Eine Antwort ist eine Pluralität der Prüfungsformen. Wir müssen vom Auswendiglernen und Reproduzieren weg zur Anwendung, zur Transformation – der Welt und der eigenen Persönlichkeit.<<
>>… es [geht] vor allem darum, kritisches Denken zu vermitteln: Wer bekommt denn die ganzen Daten der Nutzenden? Woher kommen die Trainingsdaten für die KI? Welche Biases, also Verzerrungen sind da möglicherweise drin? Wie geht man damit um? Wie checken wir Quellen? Das alles macht einen noch nicht zum Gestalter, aber es schafft eine Digitalkompetenz. Und die ist die Basis zum Gestalten.<<
Zwei kurze Video-Beiträge: Ein Tag im Leben des fantastisch kreativen Schlagzeugers Julian Satorius, der mit nur 12 Schlägen pro Stunde einen ultra langsamen Beat erstellt hat, welcher im Zeitraffer vertraut klingt, aber durch die sensationelle, natürliche Lightshow auf ganz besondere Weise strahlt:
Passend dazu (sowohl zu Loop-basiertem Sound, als auch zum Einfachen) freue ich mich über die Existenz zweier Effektpedale, die den nachgebauten Filter des Korg MS-20 beherbergen: Krischer (in Stereo) aus Paris und der So Hi So Low von der Analog Music Company aus Kiew.
Noch einfacher als der abgebildete Filter war die Ein-Knopf-Variante des X-911(auch aus dem Hause Korg)…
Irgendwie war alles entspannt: ich machte mich mit dem Klapprad auf den Weg zum Bahnhof, in der Satteltasche fand das Stockmaterial, diverse Raschelperkussion und die Echoabteilung ihren Platz, Hihats, Crash und Flatride waren im Beckenrucksack, irgendwo passten auch noch Zeitung, Zahnbürste und meine Kopfhörer rein. Also alles dabei, aber alles nicht allzu schwer. Raus auf die Straße und direkt den vielversprechender Geruch von Frühling um die Nase…
Im Zugabteil angekommen, las und suchte ich – wie immer auf dem Weg zu einem Workshop – nach irgendeinem potentiellen Aufhänger, Richtungsweiser, Eisbrecher. Dank des Utopie-Specials der wochen-taz wurde ich prompt fündig. Genau diese zwei Sätze aus dem Interview mit Stefan Selke sollten es werden:
>>Wir brauchen das Gefühl, dass es Freude macht, über die Zukunft nachzudenken. Aufbruchstimmung! Zukunftseuphorie ist der soziale Treibstoff für Veränderung.<<
>>Transformation ist ja nichts anderes als der Glaube daran, dass die Welt gestaltbar ist und dass man selbst einen Beitrag leisten kann.<<
Zack, stellte sich das schöne Gefühl ein, nämlich die Gelassenheit und Gewissheit, dass es (schon oft funktioniert hat, klar, aber) offensichtlich IMMER funktionieren wird, eine solche Aufgabe einfach mit dem zu bestreiten, was an Substanz ohnehin schon da ist. Dass ich eben nicht immer einen neuen Trick aus dem Hut ziehen, ein exklusives Gadget auf Tasche haben muss, sondern der Fundus an bisherigen Erfahrungen ausreichend groß ist, dass irgendein zufälliger Trigger (in diesem Fall mein Konzept des Lektüre-Mottos) genügt, um all den Möglichkeiten eine immer wieder andere, aber klare Struktur für die anstehende Workshopzeit zu verleihen (bzw. mir einen Bezugspunkt fürs freie Wirken). Gut. Die Themenpfeiler tauchen deutlich auf: Ich möchte die Teilnehmer also neugierig machen, ihnen aber auch eventuelle Ängste nehmen, damit sie das Neuland entspannt betreten können. Natürlich wird es um (Spiel-) Freude als Motor gehen und um die Wichtigkeit einer schönen Zielsetzung – was ich ab sofort noch lieber „Zukunftseuphorie“ nennen möchte – und wenn ich mit meinen thedrumsounds-Ansatz (also Klänge zu sammeln und zu transformieren) überzeugen kann, dann lässt sich zu guter Letzt der zweite Satz wie folgt umdrehen: Ich gestalte, bin also eindeutig in der Lage auch bei der Gestaltung der Welt einen positiven Beitrag zu leisten! Wow – Musikmachen UND die Welt verbessern, was ne Reise :)))
Als ich jedoch in Bühl die Bühne betrat, war sofort klar: meine mentale Vorbereitung kann ich vielleicht in den Blog tippen, aber hier würde das bunt gemischte Publikum was ganz anderes brauchen: Dialog, Mitmachen und Interaktion! Und so entwickelte sich ein eins Nachmittag, wie von selbst! (… irgendwo hatte ich doch auch was über „gemeinsam Machen – Kräfte freisetzen“ gelesen – zum Glück nicht abgeschrieben, sondern einfach direkt erlebt…)
Im Anschluß an den Workshop stand noch ein Duo-Konzert mit dem tollen Schlagzeuger und Perkussionisten Markus Faller (den ich bestimmt 20 Jahre nicht mehr getroffen hatte) auf dem Programm, Auch das funktionierte erfrischend selbstverständlich (und jegliche Absprachen im Vorfeld). Noch so ein Zustand/Ergebnis/Ding, das mir wohlbekannt ist und mich dennoch jedes mal aufs Neue erstaunt, also dass es sich mit offenen Ohren und der besonderen Sprache der Musik ebenso stringent unterhalten lässt, wie mit einem großen Schatz aus klugen Gedanken und wunderschönen Formulierungen. Vielleicht sogar noch etwas mitreißender?
Wow, ich liebe dieses kleine Kistchen, die Disaster Area Micro Clock. Das auf ihr getippte oder als BPM Zahl eingestellte Tempo wird zuverlässig als MIDI-Clock, aber auch als Tap-Tempo-Befehl für mein Echogerät weitergeleitet. Frei spielen und die komplette elektronische Umgebung mitziehen. Mega!
Gerade bei analogen Delays ist es geschickt, wenn das Tempo durch eine begrenzte Anzahl an „Taps“ gesynct wird, da bei einem durchgehenden Puls permanent Tonhöhenschwankungen zu hören wären.
>>Geschichten, die ich so viele Male gehört habe, dass ich sie nicht mehr angehört habe, um zu erfahren, was passiert, sondern um dein Gesicht zu beobachten, während du sie wiederholtest. Ich wollte einen Unterschied im Erzählen einfangen.<<