In der Vorbereitung für den Berlin Workshop, versuche ich gerade mal wieder die Frage „was sind e-Beats?“ griffig zu beantworten. Also male ich die drei hauptverantwortlichen „Produktionsmittel“ und den Katalysator auf ein „friedliches“ Fell:
e-Beats sind…
(4.30-6h) Ursprünglich akustisch getrommelte Grooves, die bewusst produziert, elektronisch verfremdet oder benutztwerden. Ich denke dabei an Effektgeräte & Studioperipherie, sowie an den Produzenten, den Front-of House Tonmann oder den DJ beim Knöpfe (und Equipment) drehen.
(6-7.30h) Trommelbare Elektronik wie E-Drums, Midi-Pads und MPC-ähnliche Finger-Trigger.
(7.30-12h) Programmierten Rhythmen: auf einer Kombination von Soundmodul + Sequenzer oder im Harddisc-Recorder.
(12-4.30h) In der DJ-Kultur werden die drei Kuchenstücke unkompliziert zusammengeführt. Der Club ist gleichermaßen Spielplatz und Wirkungsstätte. Und etabliert sich eine neue Spielarten auf dem Dancefloor, ist Ruckzuck ein neues Genre geboren: neue Groove Klischees inklusive.
Als Steilvorlage zum Experimentieren spiele ich dem geneigten Trommler jetzt noch meine Sammlung Beachtenswerte elektronische Vermächtnisse und Klischeeszu.
[E-Drums à la Simmons]
– Tonhöhendynamik. Je härter der Anschlag, desto höher der Ton.
– Sehr eigenständige beckenfreie Drum-Grooves im Synth Pop der frühen 80er Jahre (da die meisten E-Drummodule dieser Zeit keine Beckenklänge an Bord haben). Zum Beispiel: „Today“ von Talk Talk
– MIDI Anbindung an Rhythmusmaschinen, Sampler, Computer. Vernetzung und Steuerung.
– Sound Signature: „Piuuu“
[Early Drummachine] (überspitzt, dafür eindeutig)
– keine Dynamik oder maximal zwei Abstufungen (Accent/no Accent), keine Ghostnotes, immergleichess Sample als Klangideal, quantisierter Flow und „eingerasteter Shuffle-Grad
– Maschinengewehr Fill-Ins
– prägende Sounds: 808 Cowbell im ELECTRO, Boombass im HIP HOP, Smashing Glass (listen, listen) Sample als 80er Effekt, Handclaps im HAUS & überall…
[Sampler-Ästhetik]
– Cut & Paste & Loop
– Sample Offset des Beatloops Verschieben, Loop verkürzen bis zum vertrauten Stotter-Fill-In (siehe auch Stutter Edit)
– Effektvoll: Pitch (tief und langsam für Lo-Fi oder hoch und schnell für die Mickey Mouse), Reverse, Bit-Reduzierung
– Pattern-Lego mit Groovebausteinen unterschiedlichster Herkunft.
– Klangbibliothek/baukasten durch Sampling CDs
– Der Loop ist Mittel zur Trance und „der Loop verzeiht alles“: egal ob wackelig, untight oder schlecht geschnitten – die dauernden Wiederholung richtet’s.
[Studio als Labor]
-heftige Kompression imitiere ich wie folgt: alle Hihat-Schläge die nicht mit Kick oder Snare zusammenfallen werden LAUT gespielt, sämtliche Hihat-Öffnungen noch LAUTER!
[DJ/Produziertes]
– Duch Creative Perversion of Technology wird der Plattenspieler zum Instrument: rhythmisches Scratchen und Schleifen-Bildung (Breakbeats)
– Übergänge & Überlagerungen
– freigestellte Breaks (Instrumentalstellen) als Futter für die Loop-Maschinen (gerne aus Soul, Jazz und Disco der 60er/70er).
Und via the-breaks.com bieten sich weitere Ausflüge zu Geschichte, Grooves und Sound der Originale an.
– Withholding the Beat/Kick, Dropping the Beat/Kick für den Live-Spannungsbogen.
– Tba (Turn the Beat around): Orientierungslosigkeit und späteres Feiern der entdeckten „eins“.
– Read the Crowd
[Programmiertes]
– Song wird Track: die klassischen Strukturen (Intro, Vers, Refrain, Bridge) sind nicht mehr relevant.
– Rhythmusmaterial wird nach und nach horizontal geschichtet. Spannung wird durch Verdichten und Ausdünnen erzeugt.
– Lücken & Löcher (Mute) schaffen Aufmerksamkeit und können das klassische Fill-In ersetzen.
– schlagzeugfreies Ambient Intro und Beatloop am Ende des Stücks als unabgesprochene? Norm, Stücke angenehm ineinander mischen zu können
– Tba (Turn the Beat around): Orientierungslosigkeit und späteres Feiern der entdeckten „eins“.
– hochtankende TECHNO Snare-Roll-Crescendi (ab 0.34′), gerne mehrere Takte, oder gar knapp über das bestehende 4 oder 8 taktige Schema hinaus; Snare Rush
– Stutter Edit (à la Fat Boy Slim)
– Feel: Maschine vs. Human Touch, Schaffel
– Das Kick-Pattern teilt die Genres ein: in Four on the Floor (DISCO, HOUSE, TECHNO) vs. Broken Beats (BREAKS, HIP HOP, DRUM N BASS, TRIP HOP, WONKY)
– Dekonstruktion und Weiterverwertung: DUB Version, Remix, Edits, Bastards
BITTE ERWEITERN…
September 13, 2010 um 12:02 pm |
[…] weitere tolle (#2) Erkenntnis: „e-Beats“ sind nicht einfach gleichzusetzen mit einem programmierten Groove à la Hip-Hop, Techno und […]
Februar 11, 2011 um 1:47 am |
[…] Wenn ich an anderer Stelle festgestellt habe, >>der Loop verzeiht alles: egal ob wackelig, untight oder schlecht […]
März 30, 2012 um 10:47 pm |
[…] beiden e-Beats […]
Dezember 5, 2013 um 1:30 pm |
[…] hier die bisherigen Antworten auf die Frage, was denn bitteschön e-Beats sind: eins, zwei (die Ausführlichste), […]