Freiheit von emotionaler Anspannung

Bin immer noch in der Sanborn-Todesnachricht-Verarbeitungsphase. Jetzt aber ein Pat Metheny Group Auftritt, bei dem ich gerne mal auf Paul Werticos tolles Crossmapping hinweisen möchte, nämlich wie er das klassische Snare-Comping aufs zweite Ride-Becken (nicht selten ein Flat-Ride) überträgt.

Nebenbei lese ich im Zeit-Magazin kopfschüttelnd vom Drake/Kendrick Lamar Beef:
>>Beide Interpreten ziehen ihre Familien, insbesondere ihre Kinder ins öffentliche Feuer. In der Hip-Hop Welt wird nun leidenschaftlich darüber gestritten, ob auch solche Mittel im Krieg der Sprachsterne erlaubt sein müssen. Nach dem ur-simplen Prinzip: Wer am härtesten zuschlägt, gewinnt nun mal den Kampf. So gesehen, ist Drake gegen Kendrick Lamar das beste Battle aller Zeiten. Eine doppelte Sternstunde für die Kultur. Neun hochkompetitive Tracks, innerhalb weniger Wochen, das hat es in dieser Gigantenordnung noch nicht gegeben. (Eigentlich genug Material für ein gemeinsames Album.)
Ebenso steht aber die Frage im Raum, ob die beiden sich ab diesem Punkt nur noch gegenseitig die Reputation zerstören statt zu beweisen, wer der unnachahmlich bessere Künstler ist.
Frauenschläger oder Pädophiler, zu beiden tanzt es sich nicht mehr. Doppelter Tiefpunkt der Kultur.
Worüber hingegen keiner mehr spricht, ist die Rolle künstlicher Intelligenz in diesem Konflikt. Diese konnte bei der Intensität nicht mehr mithalten. Nicht so tief und blutig böse schneiden. Auch weil KI so programmiert ist, nicht bösartig, gewaltvoll und menschenverachtend zu sein.
Bisschen zickig und rachsüchtig schafft sie schon, das ist nun bewiesen und auf Beat.
Sie kann uns aber nicht bewaffnet vor unserem Haus auflauern. Anfang voriger Woche schoss ein (noch nicht ermittelter) Mensch auf Drakes Villa in Toronto und verwundete einen Wachmann lebensgefährlich. Da hat die Maschine mehr Impulskontrolle.
Was für unser aller Überlebensüberlegungen einen äußerst makabren Trost bedeutet: Künstliche Intelligenz mag uns in fast allem ebenbürtig oder sogar schon überlegen sein nicht aber in den menschlichen Abgründen.
Darin bleiben wir vorerst unerreicht.<<
Was ein Scheiß, was für eine tragische Hybris und Selbst-ins-Abseits-Stellung (ähnlich Kayne West).

Auf der letzten Seite derselben Zeit-Magazin-Ausgabe gibt’s ein paar Weisheiten von Gitarrist Slash.

Wobei ich mich direkt an das Highfield Festival 2004 erinnert fühle, als Slash mit seiner Entourage (einem Duzend kalifornischer Girls) im Backstage-Bereich die Tischtennisplatte in Beschlag nahm.
Ping-Pong anstatt BMX.

Zum Abschluß noch etwas Nachdenkenswertes (abgetippt aus dem „Spinoza Problem„):
>>»lch will Ihnen etwas über Epikurs Gedanken erzählen. Epikur war ein weiser griechischer Denker der Antike. Er glaubt was jeder vernünftige Mensch glauben muss, dass es kein Weiterleben nach dem Tod gibt und dass wir unser einziges Leben so friedlich und freudvoll wie möglich leben sollen.
Was ist der Zweck des Lebens?
Seine Antwort war, dass wir nach ataraxia streben sollten, was vielleicht mit ›Seelenruhe‹ oder ›Freiheit von emotionaler Anspannung‹ übersetzt werden könnte. Er führte aus, dass die Bedürfnisse eines weisen Menschen gering und leicht zu befriedigen seien, wohingegen Menschen mit einer unerbittlichen Gier nach Macht oder Reichtum […] niemals ataraxia erreichen können, weil Begierden sich vermehren. Je mehr man hat, desto mehr haben sie einen.<<

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