HfDMK Bandcamp

Ein paar Anregungen zum wachsamen Interplay (schönes englisches Wort, das sowohl das Zusammenspiel als auch die Wechselwirkung meint)
– im Idealfall ist die Addition der Einzelteile eines gleichberechtigten Teams mehr als die rechnerische Summe
(was aber auch heißt: egal wieviel Gedanken sich jede/r Einzelne im Vorfeld gemacht, wieviel ganz Konkretes vorbereitet und geübt wurde, wir sollten uns flexibel dem jeweiligen Kontext anpassen können, freie Kapazitäten haben, neugierig und offen auf alternative Ansätze reagieren…diese auch ausprobieren… so kann der Sprung aufs nächste Level passieren, können magische Momente entstehen)
kommunzieren (ist wichtig)
(vor oder auch während eines Songs, falls akustisch schwierig: Zeichen/Cues vereinbaren.
Auch mit dem Publikum…)
– Raum befüllen, Raum geben: was steht im Fokus?
(wem oder was bauen wir ein Bett, dem Gesangvers, der Solo-Strecke, dem Groove-Fluß, dem Loop-Gedanken, dem Publikum*…)
– balancierter Raumklang. Sound! als Imperativ
(mischen sich die einzelnen Signale/Instrumente/Stimmen gut? vor allem: klingt’s im Publikum gut? – wenn wir uns für die Bühne entscheiden spielen vor und FÜRS Publikum – falls nicht: was tun?)
– Zusammenspiel jenseits stilistischer Entscheidungen
(bewusste Entscheidung in Bezug auf Lautstärke, Frequenz und Tonlänge, aber auch der Dichte des Beitrags. Wer macht Rhythmus (unisono/komplementär), wer kümmert sich um Textur?)
– (Geschichten) erzählen hat immer was mit Spannungsbogen zu tun
Performance?

(Masahisa Fukase, From Window, 1974 „Performing for the Camera“ Tate Modern)
– Hingabe 🙂
>>Sly und Robbie sahen sich während des gesamten Sets in die Augen, und sie waren bei jeder einzelnen Note für und mit dem anderen da. Es war umwerfend und ein Lehrstück dafür, was es bedeutet, jede Note einer zwei- stündigen Show mit voller Überzeugung zu spielen.<<
– jenseits des Planbaren, der Zufall.
Dank des „Happy Accident“ kann so manchem Unfall auch etwas Positives ab- gewonnen werden. Wenn wir jetzt noch die Vorsilbe austauschen und uns bereit machen, Geschenke anzunehmen, wird uns immer wieder mal etwas Schönes zufallen. Denn so wie im Märchen die Prinzen von Serendip, können auch wir Musiker auf einen Schatz stoßen, den wir gar nicht gesucht haben.
Eine solch zufällige Begegnung mit dem Faszinierenden zählt ebenfalls zu den magischen Momenten. 

* Für Marcel Duchamp ist das Publikum, welches er als „Zuschauer“ und „Nachwelt“ begreift, das notwendige Bindeglied zwischen Künstler und dessen Werk. Es lässt das Werk atmen.  

+++ Meine Strategie+++
Lieblingssongs auch mal analytisch hören, Highlights zu beschreiben zu versuchen.
(>>Was sich beschreiben läßt, das kann auch geschehen<< Lugwig Wittgenstein). Und los…

+++ to be continued (und am Sonntag Abend, 18 Uhr Konzert im Kleinen Saal der HfDMK)+++

+++GEMA/GVL/KSK+++

+++für die Drummer+++
(1) Sich zu positionieren ist wichtig: wo bin ich, wohin möchte ich? (The Map)
Immer Fragen stellen, wenn etwas unklar ist, auch mal Dinge in Frage stellen (warum übe ich xy?, warum reihe ich mich in diesen Trend ein?, erfüllt mich dieser Job?, hey: geht’s mir gut?? usw.)
Ich habe festgestellt, wenn ich Sachen in Worte fassen kann (einen Drumsound, meine Vorlieben, ein Ziel), funktioniert die anschließende Umsetzung viel einfacher. Das dazu passendes Zitat vom Logiker/Philosophen Ludwig Wittgenstein (siehe oben)

(2) Ice cream oder Pattern + Sound + Attitude = Groove
 Es sind im Wesentlichen die drei Zutaten Sound, Pattern und Attitude, die in ihrer Schnittmenge einen schwer erklärbaren Sog erzeugen können, den sogenannten Groove. Und plötzlich wiegt der resultierenden Rhythmus mehr als die Summe seiner Einzelteile…Und dann gibt’s ja auch noch die Sahnehaube und bunte Streusel
Willst du den Groove verstehen bzw. erzeugen, so hilft die Einzelbetrachtung dieser drei Teilbereiche.
Sich dem Pattern zu nähern, gelingt meist am unkompliziertesten. Funktioniert mittels Transkription oder durchs häppchenweise Nachspielen. Lass dich dabei von der Frage begleiten: Was ist Essenz der Rhythmusarchitektur, was (verzichtbare) Dekoration?

Du wirst eine Beziehung zum Beat aufbauen, ihn innerhalb seines originären Kontextes nach und nach besser verstehen. Jetzt kannst du versuchen, ihn nachspielbar aufzubereiten und/oder einzelne Segmente des Patterns in anderen Gefilden zweitzuverwerten. Hurra, Mehrwert!

In Bezug auf den Drumsound bzw. die Übertragung des Gehörten findest du in meiner Klangbibliothek konkrete Anwendungsvorschläge für deine persönliche Umsetzung. Das Schwierigste wird dabei vermutlich zunächst sein, den gehörten Sound beschreiben zu können – auch hier wird scheibchenweise erstmal jeder Instrumentklang für sich analysiert. Vielleicht helfen dir die folgenden „tags“ bei der Bestimmung der Klangfarbe bzw. für die Suche in der thedrumsounds.de Datenbank:
bright, brilliant, dark, digital, distorted, dry, fx, long, loud, metallic, muffled, noisy, phat, pitched, produced, quiet, resonant, short, smooth, stiff, thin, tonal, vintage 60s/70s/80s/90s, wet808, 909, Linn

Ähnlich schwer wie das Phänomen Groove selbst, lässt sich die Attitude beschreiben. Jedenfalls ist damit mehr gemeint als eine statische Haltung, eher ein kulturelles Mitwachsen, etwas Dynamisches. Es braucht einfach Zeit bis die verschiedenen Codes (Kleidung, Sprachgebrauch, Habitus, Inszenierung) Teil des Selbstverständnisses werden  und authentisch, eben nicht faschingshaft, wirken.
Die Annäherung ans passende „Feel“ funktioniert ausschließlich über intensives Hören und Nachmachen.

(3) Jetzt noch ein paar Blaupausen für den musikalischen Ausdruck, die sich selbstverständlich über jeglichen Grooven stülpen lassen: 
a. Die Idee des Layers (geklaut von Tracks produzierenden Beat-Bastlern), die für die Entwicklung des Spannungsbogens eines Groove eine zentrale Rolle spielt:
– ein hochfrequenter Shaker:
Wenn gerade kein Perkussionist mit ihn der Band ist, nehme ich den Shaker (oder sonstige Raschelperkussion) gerne zum Schlagzeugstock mit in die Hand. Als wäre uns eine „dritte Hand“ gewachsen verdichtet er zum gewählten Einsatzpunkt nicht nur den Beat, sondern „klebt“ dessen Einzelteile sehr musikalisch zusammen.
Auch toll (bzw. mein ursprünglicher Ausgangspunkt dieser Forschungsreise: der Schellenstab/Jinglestick.
– die Funktion des Ride-Sounds hat in programmierten Genres meist die Funktion eines weiteren, hochfrequenten Layers. Anders als in Rock und Popmusik geht es nur um die hohe Frequenz, gar nicht um Lautstärke.
Ich verwende diesbezüglich gerne eine Sizzlekette und spiele den Ridepuls oftmals sogar mit leisen, Attack-losen Schlagmaterialien (Besen, Rods, Filzschlägeln).
– und dann natürlich noch mein Echogerät (Boss RE-20), langzeit-Reisebegleiter seit über 20 Jahren. Lag auf der Hand, einmal, weil das dazugehörige Buch gerade frisch erschienen ist, vor allem aber, weil so ein Delaypedal unglaublich musikalisch mitwirken kann: also Soundgenerator, (Dub)-Spezialeffekt oder Loop ähnlicher Layer.

(*) Gesundheit! Gegen Entzündigen:
frischer Kurkuma (im Tee, im Müsli), Kneipp-Armbäder, Dolo-Cyl Öl, Osteopathie/Physio

+++danke an euch+++
Es war ein intensives Geben und Neben! Erstmal ausschlafen/Energie auftanken und anschließend sich vom schönen Gefühl des Wochenendes durch die Woche tragen lassen!
Ich nehme mir jetzt (die) Zeit und bleibe am Thema dran:

Hier noch drei Bilder von der Fotografin Lena Bils:

3 Antworten to “HfDMK Bandcamp”

  1. Kaltstart | E-BEATS Says:

    […] HfMDK Bandcamp war eindeutig eine Win-Win-Veranstaltung – intensiv, vielschichtig und nachklingend – […]

  2. Band Coaching | E-BEATS Says:

    […] Nach und nach befüllt sich so ein schöner Baukasten, mit dem wir als Band unsere ureigene Interpretation hinbekommen können.Im Anschluß an die erste Etappe – dem Bau des Gerüsts – springen wir von selbigem in die Tiefe und kümmern uns um den Bandsound und die Präsentation. […]

  3. Drum Sound Design | E-BEATS Says:

    […] PS. jetzt ging’s ausschließlich um den Klang – aber bitte nicht vergessen auch die Stille ist ein mächtiger Moment, der sich ebenfalls vielfällig kuratieren lässt!PPS. Klang alleine kommt er selten vor, fast immer das magische Dreieck „Sound, Pattern, Attitude„ […]

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