Das Elektroplattenschlagzeug & Internet-Wahrheiten

In meinem Buch zitiere ich ja die Anekdote*, wie Wolfgang Flür in den frühen 70er Jahren im Proberaum eine kleine Beat-Box entdeckt, die ihn schliesslich zum Umbau derselben zu einem mit zwei Stöcken spielbaren E-Schlagzeug animiert. Laut Wikipedia, entsteht 1973 so das weltweit erste manuell spielbare Elektroplattenschlagzeug.

Gestern schrieb mir der Rhythmusmaschinen-Sammler Rainer Nickel eine Email und mutmaßte in Bezug auf diese Textstelle:
>>Die von Wolfgang Flür zitierte Beatbox müsste die Farfisa Rhythm 10 sein. Hab mal was drüber gelesen, Die Kraftwerker machen ja daraus ein Geheimniss. Aber der Echolette Drummer One kann es nicht gewesen sein und auch nicht der Maestro Drummer [?], da die die Knöpfe nicht oben, sondern vorn auf dem Gehäuse haben. Ausserdem sind die nicht klein 😉
Vom Farfisa hab ich auf ner Kraftwerkseite mal was gelesen. Der käme auch in Frage vom Alter, Sound und der Einfachheit der Pad-ifizierung. Man muss die ja nur an die Taster anlöten. Das erste Kraftwerk Pad hatte 6 Schlagflächen, das Farfisa 5 Taster. Aber damit schon meist mehr, als andere Geräte in der Zeit. Die meisten hatten natürlich keine. Es ist klein, kann gut mit den Fingern gespielt werden und hat Batteriebetrieb.<<

Toll! Wieder mal ein kleines passendes Puzzlestückchen mehr für die riesige e-Beats-Collage! Doch Rainer mahnte zur Vorsicht: >>Das mit dem Farfisa ist eine Vermutung, also eher eine These. Kann man in deinem Blog vielleicht zur Diskussion stellen. Aber wenn da keiner was weiss wird es zum Internet Gerücht und später dann zur Wahrheit.<<

Jaja, das längstbekannte, aber ungeschickterweise oft vergessene Manko der DSL-schnellen Information: die einst ungenügend recherchierte bzw. nicht als These gekennzeichnete Behauptung dupliziert sich mit der Zeit (- Google sei Dank- ) zur Netzwahrheit.
Dass ich auf diesem Weg bestimmt selber auch mal reingefallen bin, mahnt zur Old-School Recherche, sprich: Archive, Fachliteratur und persönlicher Kontakt.
Schreibe dann also gleichmal nen Elektro-Brief an WF…

* ich zitiere aus „Kraftwerk: Ich war ein Roboter“ (Hannibal, 1999, s.59f) verweise aber auf die Neuauflage aus dem VGS-Verlag „Ich war ein Roboter. Meine Zeit als Drummer bei Kraftwerk.“ – hier im Netz wird die Geschichte aus anderer Perspektive erzählt (- im Text einfach nach „Beatbox“ fanden und du landest an der richtigen Stelle).

2 Antworten to “Das Elektroplattenschlagzeug & Internet-Wahrheiten”

  1. Oli Says:

  2. Paul Beuscher Electro Jazz Kit (1930) | E-BEATS Says:

    […] (1971) und all die aufgebohrten, trommelbar umgebauten Preset-Beatboxen von Wolfgang Flür („Elektroplattenschlagzeug“ 1973) und […]

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